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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ostindien - Oswald
können, eines Studiums, aus welchem auch die »Erzählungen aus der alten deutschen Welt für jung und alt (Gesamtausgabe, Halle 1879, 3 Bde.) hervorgingen. Auch gab er »Griechische Sagen« (2.Aufl., Halle 1882, 3 Bde.) heraus.
Ostindien. Nach den Berechnungen des Statistischen Bureaus, welches eine jährliche Zunahmeder Vevölkerung um V2 Proz. annimmt, betrug Ende März
1888 die Bevölkerung 269,477,728 Seelen, davon
Britisä,e3 Territorium .. .. .. 2087MlN0 Tribut ärstaawl.....60684378.
Die Sterblichkeit der Bevölkerung war 1887 außerordentlich hoch, dieselbe belief sich auf 5,508,454 Seelen aus einer registrierten Gesamtbevölkerung von 197,798,786, demnach 28,35 pro Mille, und zwar starben am Fieber 3,584,876 ^^ 18,12 pro Mille, an der Cholera 475,675 - 2,40 pro Mille und an Unterleibskrankheiten 291,745 - 1,47 pro Mille. Durch wilde Tiere und Schlangen fanden 22,348 Menschen ihren Tod, allein durch Schlangen 19,740, durch Tiger 1063, durch Leoparden 210 2c., und ebenso 68,840 Stück Vieh, davon durch Tiger 27,517, durch Leoparden 24,161. Dagegen wurden erlegt: 1468 Tiger, 3822 Leoparden/6339 Wölfe, 1427 Bären, 1390 Hyänen u. a., im ganzen wurden 18,901 wilde Tiere und 562,221 Schlangen getötet und dafür eine Smnme von 165,423 Pfd. Sterl. Belohnung gezahlt. Die Auswanderung von Kulis, welche sich früher auch nach französisch.!! und holländischen Kolonien wandte, seit einigen Jahren aber dorthin verboten wurde, ist danach außerordentlich gefallen; dieselbe betrug 1884 dis 1885 noch 22,384, aber 1887 nur noch 6889 Seelen. Durch den immer weiter sich ausdehnenden Ausbau des Kanalnetzes zur Vewässenmg erhöht sich die Produktion der indischen Landwirtschaft in erstaunlicher Weise. Bis 31. März 1888 waren 25,913,211 Pfd. Sterl. für Bewässerungsanlagen, namentlich in den Nordwestprovinzen und Audh, in Bengalen, dem Pandschab und in Madras, verausgabt worden. Bei dem Mangel an statistischen Angaben für Bengalen läßt sich die gesamte landwirtschaftliche Produktion für ganz Indien leider nicht nachweisen, die wachsenden Exporte von Weizen, die in den letzten zehn Jahren von einem Wertbetrag von etwas über V2 Mill.
Pfd. Sterl. bis weit über 8V2 Mill. stiegen, zeigen indes die zunehmende Bedeutung Indiens im inter« nationalen Weizenhandel. Auch der Iuteexport (1888 für 6,040,379 Pfd. Sterl.) hat trotz der jährlich steigenden Verarbeitung des Rohstoffes in Indien selber eine fortwährende Steigerung erfahren. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Indiens wird mächtig gefördert durch den Ausbau des Eisenbahn- und Telegraphennetzes. Die Eisenbahnen hatten Ende März
1889 eine Länge von 24,392 kin; sie beförderten 1888: 103,156,013 Reisende und 22,393,202 Ton.
Güter und erzielten einen Reingewinn von 9,890,127 Pfd. Sterl. In 745 Telegraphenämtern der Regierung wurden auf einem Telegraphennetz von 51,327 km Länge (Drahtlänge 150,498 km) und 364 km Kabel 2,825,691 Depeschen befördert. Dabei sind die Eisenbahntelegraphenbüreaus nicht inbegriffen. Die Post beförderte 1887-88 in 7263 Postämtern 244,204,771 Briefe und Postkarten, 21,832,775 Zeitungen und 8,360,976 Pakete. Post- und Telegraphenverwaltung erfordern noch immer erhebliche Zuschüsse. Das Schulwesen fährt fort, immer weitere und tiefere Wurzeln zu schlagen; 1888 bestanden 133,410 Schulen mit 3,476,194 Schülern, allein es ist bemerkenswert, oah die Privatschulen in weit stärkerm Maß zunehmen und besucht werden als die von der Regierung
gegründeten und unterhaltenen; den 55,106 Privatschulen mit 800,763 Schülern, welche keinerlei Unterstützung von der Regierung annehmen, und 60,026 von der Regierung subventionierten Privatschulen mit 1,703,527 Schülern standen nur 18,278 Regierungsschulen mit 971,904 Schülern gegenüber. Die Ausgaben der Schulbehörde aber wachsen erstaunlich schnell, sind freilich für ein so großes Reich mit einer so starken Bevölkerung noch immer gering genug, sie betrugen 1887-88: 263,701 Pfd. Sierl. Äußerst gering ist noch immer die Teilnahme des weiblichen Geschlechts an den Erziehungsmitteln, den 126,298 Knabenschulen stehen 7054Mädchenschulen gegenüber, den 3,193,610 Schülern 280,285 Schülerinnen. Die Armee hat eine Stärke von 218,729 Mann, wovon 69,356 Mann mit 3696 Offizieren auf die britische Armee und 143M9 Mann mit 1728 Offizieren auf die Armee von Eingebornen kommen; die Kosten be trugen 208,739 Pfd. Sterl. Der Finanzausweis für 1887-88 ergabfürdieEinnahmen78,759,744,fürdie Ausgaben 80,788,576 Pfd. Sterl. Die Staatsschuld betrüg 31. März 1888: 191,945,844 Pfd. Sterl., davon nichtkonsolidierte Schuld 9,751,834 Pfd. Stell.
Geschichte. Nachdem der Vizekönig Graf Nivon durch seine doktrinären Reformpläne, namentlich seine Absicht, den eingebornen Indern Anteil an der Verwaltung und Rechtsprechung (letzteres durch die sogen.
Ilbert-Vill) zu gewähren, die englische Bevölkerung in große Aufregung versetzt hatte, so daß die Regierung dieselben fallen ließ, trug die Verwaltung des Vizekönigs Grafen Dufferin'(1885 -88) wesentlich zur Beruhigung und zur Sicherung der englischen Herrschaft bei. 1888 wurde der Marquis von Lansdowne zum Vizekönig ernannt.-l'lberdieneuern Forschungsreisen in O. vgl. Asi en (Bd. 17).
Oftfibirilches Küstrn.qebiet (russ. Primorstaja oblastj) hat mit Einschluß von Sachalin ein Areal von 1,930,330 ykm (35,057 QM.) mit U885) 101,750 Einw. Hauptstadt war früher Nikolajewsk, seit 1880 ist es aber Chabarowka.
"Ostwald, Wilhelm, Ehemiker,geb.2. Sept. 1853 zu Riga, studierte seit 1872 in Dorpat und erwarb daselbst 1875 den Kandidaten-, 1876 den Magister- und 1877 den Doktorgrad. 1875 trat er als Assistent in das physikalische Institut der Universität ein, 1877 habilitierte er sich als Privatdozent, auch war er ein Jahr Assistent am chemischen Laboratorium zu Dorpat. 1881 wurde er als Professor der Chemie an das Polytechnikum in Riga berufen und beteiligte sich hier an der Erbauung des neuen chemischen Laboratoriums. 1887 folgte er einem Ruf an die Universität Leipzig. Ostwalds Arbeiten beziehen sich fast ohne Ausnahme auf Probleme der chemischen Verwandtschaft, und er gilt für einen der hervorragendsten Vertreter der physikalischen Chemie. Er schrieb: »Lehrbuch der allgemeinen Chemie« (Leiv Z. 1887,2 Bde.), »Grundriß der allgemeinen Chemie« (das.
1889), auch gibt er die »Klassiker der exakten Wissenschaften«, Neudrucke älterer grundlegender Abhandlungen (das. 1889ff.) und die^> Zeitsch'rift fürphysikalische Chemie« (mit van 't Hoff, das., seit 1887) heraus.
*Oswald, Eugen, Schriftsteller, geb. 16.Okt.182« zu Heidelberg, studierte daselbst und arbeitete bereits als Notariatspraktikant, als ihn der Aufstand im I.
1849, dem er sich angeschlossen, nach Frankreich verschlug, wo er sich im Verkehr mit E. Quinet journalistischer Thätigkeit, besonders an der Mon^ch^ift »I^a l^dkrts d6p6Q86r«, widmete. Der Staatsstreich führte ihn mit seinen französischen Freundennach Mazas, und hier schrieb er die »Gefänqmsbetrachtunqen