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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gaslokomotive; Gasquellen; Gaudry; Gautier; Gaza; Gebirge

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Gaslokomotive - Gebirge.

findet hierbei eine Verdichtung des Gasgemisches statt, während die unter b befindlichen Verbrennungsgase, die noch weiterer Expansion fähig sind, in die Räume über den Kolben a und b treten: da nun hierbei in jeder Stellung die Summe der über den Kolben a und b frei werdenden Volumen doppelt so groß ist wie das unter dem Kolben b verdrängte Volumen, so findet eine Expansion der Gase unter b in den Raum über den Kolben a und b statt, wobei der erzielte nutzbare Druck gleich dem Produkt aus der Gasspannung über a u. der Fläche des Kolbens a, vermindert um das Produkt aus Fläche des Kolbens a mal Spannung des unter a befindlichen Gasgemisches ist. Bei dem dritten Hube steigen die Kolben wieder auf. Das verdichtete Gasgemisch unter a explodiert jetzt und überträgt Arbeit auf den Kolben a, während der Kolben b frisches Gasgemisch ansaugt. Bei dem vierten Hube wird letzteres durch Kolben b verdichtet. Die unter dem Kolben a befindlichen Verbrennungsprodukte expandieren weiter in den Raum über den beiden Kolben, also wieder in einen Raum, der um doppelt soviel wächst, als der Raum unter a abnimmt. Hieraus ist ersichtlich, daß bei jedem Hube Arbeit verrichtet wird, mithin für gleiche Leistung die Maschine kleiner und besonders das Schwungrad leichter ausfällt als bei der Expansion in einem Cylinder.

Eine dreicylinderige Gasmaschine hat E. Fürst in Nantes angegeben. Dieselbe ist nach dem Vorbild der Dreicylinder-Dampfmaschinen (s. Bd. 4, S. 469) so angeordnet, daß die drei Cylinder symmetrisch um die Kurbelwelle verteilt sind. In jedem Cylinder tritt während einer Hälfte jeder zweiten Umdrehung der Kurbelwelle eine Explosion ein (sogen. Viertakt). Während der eine Kolben Arbeit verrichtet, wird in dem andern das Gasgemisch zunächst angesaugt, bez. verdichtet oder verbranntes Gas ausgestoßen. Eine Expansionswirkung von einem Kolben in den andern findet nicht statt. Die Maschine von Desgosse ^[richtig: Desgoffe] u. Giorgio in Odessa ist mit der bekannten Parsonsschen Dampfturbine (Bd. 17, S. 205) verwandt, nur werden hier nicht einzelne Schaufeln, sondern zusammenhängende Schraubengewinde von entgegengesetzter Neigung angeordnet, also auf einer Seite der Maschinenwelle Rechtsgewinde und am zugehörigen Gehäuseteil Linksgewinde von entsprechend größerm Durchmesser, auf der andern Seite der Maschinenwelle dagegen Linksgewinde und am zugehörigen Gehäuseteil Rechtsgewinde.

^[Abb.: Heys Gaskraftmaschine mit zwei Cylindern.]

Gaslokomotive, s. Lokomotive.

Gasquellen, s. Naturforscherversammlung.

Gaudry (spr. gohdri), Albert, Paläontolog, geb. 1827 zu St.-Germain en Laye, machte nach erlangtem Doktorgrad 1853 eine Orientreise und besuchte 1855 auch Griechenland, wo er fünf Jahre verweilte. Nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er eine Assistentenstelle am Pariser Paläontologischen Museum u. ward 1872 zum Professor ernannt. G. schrieb: »Recherches scientifiques en Orient« (1855); »Contemporanéité de l'espèce humaine et de diverses espèces animales aujourd'hui éteintes« (1861); »Géologie de l'île de Chypre« (1862); »Considérations générales sur les animaux fossiles de Pikermi« (1866); »Animaux fossiles et géologie de l'Attique« (1862 bis 1867, mit 75 Tafeln); »Animaux fossiles du Mont-Lébéron« (gemeinsam mit Fischer und Tournouer, 1873, mit 20 Taf.); »Matériaux pour l'histoire des temps quaternaires« (1876-80, 2 Hefte); »Les enchaînements du monde animal dans les temps géologiques« (1877-90, 3 Tle.); »Les ancêtres de nos animaux dans les temps géologiques« (1888; deutsch von Marshall, Leipz. 1890).

Gautier, 1) Théophile, franz. Dichter. Vgl. de Lovenjoul, Histoire des œuvres de Th. G. (Par. 1887); M. Ducamp, Théophile G. (das. 1890).

Gaza in Palästina, welches unlängst von G. Schumacher besucht wurde, zählt jetzt an 20,000 Einw., bis auf 200 Christen lauter fanatische Mohammedaner, welche Fremden den Besuch der Dschama' el-Kebir, einer frühern St.-Johanneskirche, sehr erschweren. Trotz des blühenden Gerstenhandels nach Ägypten, welchem die 2 engl. Meilen von G. entfernte Mîneh (Hafen) dient, ist das Leben im allgemeinen ein armseliges.

Gebirge. Die Erfahrungen, welche die geologische Untersuchung der letzten Jahre über den Bau der Erdrinde in den wichtigsten Gebirgen zu Tage gefördert hat, lassen den Unterschied zwischen den beiden Hauptgebirgstypen, den Ketten- und Massengebirgen, in Bezug auf ihre Entstehung und Entwickelung nunmehr schärfer erfassen, als es bisher möglich war. Beispiele von Kettengebirgen sind: die Pyrenäen, Alpen, Apenninen, Karpathen, der Balkan, Kaukasus, Elburz in Persien, Hindukusch, Himalaja und die Züge, welche die Westküste Amerikas vom Nördlichen Eismeer bis zum Kap Horn begleiten. Das spanische Mittelgebirge (Meseta), das französische Zentralplateau, Vogesen und Schwarzwald, Thüringer Wald, Sudeten, das rheinische Schiefergebirge sind Vertreter der alten Massen. Die charakteristischen Eigentümlichkeiten, durch welche sich die beiden Haupttypen voneinander unterscheiden, werden durch das Alter des Gebirges bedingt: die Ketten sind die jungen, die Massen die alten G.; in den erstern hat die gebirgsbildende Kraft noch in der zweiten Hälfte der Tertiärzeit gewaltige Massenbewegungen hervorgerufen, während die Massengebirge schon seit viel älterer Zeit unbewegt geblieben sind. Die jungen G. sind hoch, schroff, zerrissen, mit ausgesprochener Ketten- und Gipfelbildung versehen, die alten G. sind niedriger, zeigen gerundete Formen und sanfte Abdachung ohne klare Kettenbildung. Dieser Gegensatz in der äußern Gestalt der Kettengebirge und alten Massen rührt von dem Vorwiegen der einen oder der andern der beiden Kräfte her, die fortwährend verändernd auf die Erdoberfläche einwirken. Die tellurischen Kräfte, wie Erdbeben, Vulkanismus und die Gebirgsbildung selber, erzeugen Unebenheiten und geben der Erde Relief, die siderischen Kräfte, welche sich in der Verwitterung, Erosion und Denudation zu erkennen geben, ebnen alle Hervorragungen der Erdoberfläche wieder ein. Wenn die Gebirgsbildung in einem Gebiet in voller Thätigkeit ist, überwiegt ihre Wirkung im allgemeinen diejenige der Verwitterung und Abtragung; dagegen erhalten diese letztern die Oberhand, sobald die zusammenschiebenden u. aufrichtenden Kräfte ihre Wirksamkeit einstellen. So werden allmählich durch Erniedrigung und Abwaschung im Verlauf langer Zeiträume