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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Albert; Albrecht; Aldehydzucker; Alexander; Alexandrette; Alexandrinische Kunst

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Albert - Alexandrinische Kunst

Albert, Prinz zu Sachsen-Altenburg, preuß. General, geb. 14. April 1843 zu München, Vetter des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg, Sohn des Prinzen Eduard (1804-52), war 1861-65 Leutnant im 5. preußischen Ulanenregiment, trat sodann in russische Dienste und stieg bis zum General à la suite des Kaisers auf. Nachdem er aus dem russischen Dienst geschieden war und sich 6. Mai 1885 mit der Prinzessin Marie von Preußen, Witwe des Prinzen Heinrich der Niederlande, vermählt hatte, wurde er zum preußischen Generalmajor à la suite der Armee, 1889 zum Kommandeur der 3. Gardekavalleriebrigade ernannt und 1891 als Generalleutnant à la suite gestellt. Nach dem Tode der Prinzessin Marie (gest. 20 Juni 1888), die ihm zwei Töchter gebar, vermählte er sich 6. Dez. 1891 mit der Prinzessin Helene von Mecklenburg-Strelitz.

Albrecht, 19) Herzog von Preußen. 1891 wurde das Standbild des Fürsten in Königsberg i. Pr. enthüllt.

Aldehydzucker, Aldōsen, s. Kohlehydrate.

Alexander, 19) A. III., Kaiser von Rußland, feierte 9. Nov. 1891 in Livadia im engsten Familienkreis seine silberne Hochzeit. Vorher, im Sommer d. J., war er bei Gelegenheit des Besuchs eines französischen Geschwaders in Kronstadt aus seiner gewohnten Zurückhaltung herausgetreten, hatte an den den Franzosen dargebrachten Huldigungen teilgenommen und seinen Sympathien für Frankreich so deutlichen Ausdruck gegeben, daß an seiner Zustimmung zu einem russisch-französischen Bündnis nicht gezweifelt wurde. Daß er mehr und mehr unter die Herrschaft der Panslawisten geriet, zeigte auch seine immer schroffere Haltung gegen die nicht russisch-orthodoxe Bevölkerung seines Reiches. Seine früher so scharf ausgesprochene Abneigung gegen die republikanische Regierungsform hatten seine Ratgeber erfolgreich mit der Vorstellung bekämpft, daß die konstitutionellen Herrscher in Europa im Grunde genommen auch nur erbliche Präsidenten ihrer Staaten seien und der Präsident der französischen Republik sich nicht erheblich von ihnen unterscheide. Ja, unter dem Einfluß dieser Vorspiegelungen, die seinem Selbstgefühl schmeichelten, gab der Zar bei verschiedenen Gelegenheiten seiner Ansicht Ausdruck, daß nur die Autokratie und die Republik wahre Staatsformen, der Konstitutionalismus aber Lug und Trug sei, und daß er wohl seiner Krone entsagen, nie aber ein konstitutioneller Monarch werden wolle. Gegen die Nihilisten war sein starrer Absolutismus freilich ohnmächtig, zumal der Notstand in seinem Reiche einen höchst bedenklichen Umfang annahm. Auch der Eisenbahnunfall, der die kaiserliche Familie 29. Okt. 1888 bei Borki betraf (s. Bd. 17, S. 21), erwies sich nachträglich als die Wirkung eines nihilistischen Attentats.

Alexander, George Gardiner, engl. Generalmajor in der Marineartillerie und Schriftsteller, geb. 26. Jan. 1821 zu Honfleur in Frankreich als Sohn des Hauptmanns Thomas A., nahm teil an den Feldzügen in China, Borneo und Malakka, später auch gegen Rußland mit der Flotte in der Ostsee und im Krimkrieg. Zwischen 1856 und 1866 lieferte er zahlreiche Beiträge zu Zeitschriften und schrieb mehreres über Dienstfragen. Dann übertrug er aus dem Chinesischen das Drama »Teaon-shin« (1869) und schrieb das der russischen Geschichte entnommene Drama »Dmitri« (1876) sowie den dreibändigen Roman »Doctor Victoria« (1881). Sein Hauptwerk aber ist »Confucius, the great teacher« (1890).

Alexandrette, der Haupthafen des nördlichen Syrien, hatte 1889 eine Einfuhr von ca.16,2 Mill. kg im Werte von 35,5 Mill. Mk., hauptsächlich Manufakturwaren, wovon Großbritannien den Hauptanteil (15,8 Mill. Mk.) hat. Dann folgen Frankreich und Österreich, in dessen Einfuhr jedoch diejenige des Deutschen Reiches, weil über Triest gehend, inbegriffen ist. In der Ausfuhr steht dem Werte nach Wolle obenan (3,3 Mill. Mk.), dann folgen inländische Industrieerzeugnisse, Rindvieh, Getreide, Galläpfel, Kreuzbeeren etc. Es liefen ein 467 Schiffe (287,758 Ton.), davon 65 französische (88,733 T.), 208 türkische (55,332 T.), 33 russische (43,744 T.) und 71 britische (43,075 T.).

Alexandrinische Kunst im Altertum. Alexandria in Ägypten war einst eine Weltstadt, ein Muster regelmäßiger Anlage, mit breiten, schönen Straßen mit wimmelndem Leben, einem Gemisch afrikanischer und europäischer Kultur, Palästen voll edler Kunst und Luxus. Infolge der fortdauernden Bewohnung des Platzes ist aber, wie gewöhnlich, von der alten Herrlichkeit fast nichts übriggeblieben; nur die alte Hauptstraße, die Kanobische, hat ihre Spur dadurch hinterlassen, daß die Rue de Rosette, eine Hauptader auch der modernen Stadt, genau ihre Richtung innegehalten hat. Von dem außerordentlichen Einfluß, welchen alexandrinische Kunst ausgeübt hat, tauchen ganz allmählich, aber immer reichlicher, die Spuren auf, namentlich in den Stadtanlagen Syriens, welche nach dem Muster der Prachtstadt gebaut sind, und in zahlreichen Werken der Kleinkunst: in Statuetten aus Bronze und Terrakotte, namentlich aber in Prachtreliefs. Um die Neuentdeckung dieser alexandrinischen Kunst hat sich besonders Th. Schreiber in Leipzig verdient gemacht, dessen Ausführungen wir hier hauptsächlich folgen.

Der Stadtplan von Alexandria, welchen man dem Architekten Alexanders d. Gr., Deinokrates, zuschrieb, zeigt ein regelmäßiges Netz paralleler und rechtwinkelig sich schneidender Straßenzüge, welches sich an die beiden sich kreuzenden, monumental ausgestatteten Hauptstraßen anlehnte. Die eine dieser Hauptstraßen führte von dem im S. gelegenen Sonnenthor zu dem Mondthor im N. am Kap Lochias und öffnete den Blick auf die Königspaläste. Die zweite, die Kanobische, führte von der im W. liegenden vorstädtischen Nekropolis nach O. Die Hauptstrassen waren, wie die von Napoleon III. veranlaßten Ausgrabungen Mahmud Beys erwiesen haben, 34 m, der mittlere, als eigentlicher Prozessionsweg dienende, unbedeckte Teil 16 m breit, während die beiden Seitenwege schattige Säulengange bildeten. In der Mitte jeder Straße lief die unterirdisch angelegte Wasserleitung, von welcher wiederum Abzweigungen in die einzelnen Wohnungen führten. Die großen Prachtbauten kennen wir fast nur aus Beschreibungen, z. B. das Serapeum. Ein Terrassenbau führte auf 100 Stufen hinauf zum Plateau des neuen Landesheiligtums. Durch ein Propyläum trat man in den weiten Tempelhof, den Säulenhallen umgaben; inmitten stand die riesige, vermutlich mit dem Standbild Alexanders d. Gr. geschmückte Säule, die noch heute als Wahrzeichen Alexandriens gilt. Die Gesamtanlage wurde später im Trajansforum zu Rom nachgeahmt. Kuppelräume mit Lichtöffnungen in der Mitte (Vorbilder des römischen Pantheons) bildeten den imposanten Unterbau. Dieser Unterbau sowohl als die Metallinkrustation des Tempels und der Hallen dürften nach Schreiber als die wichtigsten und folgenreichsten Neuerungen