Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

188

Deutschland (Bergbau etc., Finanzen, Heerwesen)

[Bergbau etc.] Im J. 1890 betrug die Produktion

Menge Tonnen Wert in Tausenden Mark Durchschnittspreis pro Tonne 1890 Mark 1889 Mark

Steinkohlen 70237803 538044 7,66 5,72

Braunkohlen 19053026 49769 2,61 2,52

Eisenerze 11406132 47829 4,19 4,22

Kupfererze 596100 20167 33,33 31,74

Bleierze 168234 18098 107,58 104,56

Zinkerze 759437 23416 30,83 24,96

Silber- und Golderze 21360 4584 214,60 181,53

Steinsalz 557060 2473 4,44 4,14

Kainit 361827 5200 14,37 14,57

Andre Kalisalze 913030 11305 12,38 12,03

Die größte Preissteigerung wiesen die Steinkohlen auf, deren Gesamtwert sich gegen das Vorjahr um 153 Mill. Mk. (fast 40 Proz.) erhöhte, während die Menge der geförderten Kohlen nur um 2,9 Mill. T. gestiegen war; auch die Preissteigerung bei Zinkerzen ist bemerkenswert. Von Salzen aus wässeriger Lösung wurden 1890 gewonnen: ca. 817,000 T., darunter 492,584 T. Kochsalz im Werte von 13,1 Mill. Mk. und 137,005 T. Chlorkalium (17,7 Mill. Mk.). Die Produktion der Hütten ergab 1890:

Menge Wert

Roheisen 4658451 Tonnen 267580000 Mark

Kupfer 2445 " 28916000 "

Zink 139266 " 62393000 "

Blei 101781 " 25629000 "

Schwefelsäure 464044 " 15316000 "

Silber 402945 Kilogr. 56151000 "

Gold 1855 " 5162000 "

Die Preissteigerung gegen 1889 betrug bei Silber 10,5 Proz., bei Roheisen 19,4 und bei Zink 21,1 Proz.

Im Betriebsjahr 1889/90 waren von 89,161 vorhandenen Branntweinbrennereien 49,180 im Betrieb (16,472 weniger als im Vorjahr). Die Produktion an reinem Alkohol betrug 3,144,801 hl (417,740 hl mehr), wofür nach Abzug der Rückvergütung 147,3 Mill. Mk. an Steuern gezahlt wurden (8,9 Mill. Mk. mehr als im Vorjahr). Abgabenfrei wurden 531,375 hl reiner Alkohol zu gewerblichen Zwecken verwandt. Im Brausteuergebiet bestanden im Etatsjahr 1890/91: 9585 Brauereien, die zusammen 32,279,452 hl Bier produzierten. Die Bierproduktion in den süddeutschen Staaten betrug außerdem 20,4 Mill. hl, mithin in ganz D. 52,7 Mill. hl. Über den Handel Deutschlands s. den besondern Artikel.

Finanzen, Heerwesen.

Der Reichshaushaltsetat für1892/93 wurde in Sinnahme und Ausgabe auf 1,207,583,565 Mk. festgesetzt. Von den Ausgaben waren fortdauernde: 990,674,864Mk. (48 2/3 Mill. Mk. mehr als im Vorjahr), einmalige: 216,908,701 Mk., darunter 144,778,595 Mk. im außerordentlichen Etat. Die Hauptposten der fortdauernden Ausgaben sind: Verwaltung des Reichsheeres 427,285,158 Mk., Marineverwaltung 45,298,839, Reichsschuld 60,865,800, Pensionsfonds 42,646,531, Reichsinvalidenfonds 25,164,554, Reichsamt des Innern 19,896,750, Auswärtiges Amt 9,901,205, Reichsschatzamt 356,059,740 Mk. Im Etat des Reichsschatzamtes sind 350 Mill. Mk. (29 Mill. Mk. mehr, als die Matrikularbeiträge betragen) zu Überweisungen an die einzelnen Bundesstaaten bestimmt. Von den einmaligen Ausgaben erheischt das Reichsheer 135,849,237 Mk. (darunter 97,432,295 außerordentliche), die Marine 40,110,500 (darunter 22,997,800 außerordentliche), die Eisenbahnverwaltung 14,348,500 Mk. außerordentliche, das Reichsamt des Innern 10,714,966 (darunter 6 Mill. Mk. außerordentliche), die Post- und Telegraphenverwaltung 7,250,748 Mk. ordentliche Ausgaben. Die Hauptposten der Einnahmen sind: Zölle und Verbrauchssteuern 603,833,960 Mk. (25 Mill. mehr als im Vorjahr), Reichsstempelabgaben 37,109,000 Mk., der Reinertrag bei der Post-und Telegraphenverwaltung 21,222,938 Mk. (2,5 Mill. Mk. weniger als im Vorjahr), bei der Eisenbahnverwaltung 19,824,800 Mk., Einnahme aus dem Reichsinvalidenfonds 25,164,554 Mk., Überschüsse aus frühern Jahren 15,308,201 Mk., Matrikularbeiträge 320,859,733 Mk. (4^4 Mill. Mk. mehr als im Vorjahr), endlich aus der Anleihe 137,668,595 Mk. Die Matrikularbeiträge verteilen sich auf die einzelnen Bundesstaaten:

Mark

Preußen 188103831

Bayern 41124580

Sachsen 22034168

Württemberg 14901598

Baden 11584910

Hessen 6228440

Mecklenb.-Schwerin 3621222

Sachsen-Weimar 2045498

Mecklenb.-Strelitz 613144

Oldenburg 2226715

Braunschweig 2538626

Sachsen-Meiningen 1404268

Sachsen - Altenburg 1072883

Sachs.-Koburg-Gotha 1295410

Anhalt 1710871

Schwarzb.-Sonderst) 473331

Schwarzb.-Rudolstadt 538179

Waldeck 358798

Reuß ältere Linie 395262

Reuß jüngere Linie 753 254

Schaumburg-Lippe 245841

Lippe 806200

Lübeck 481920

Bremen 1134785

Hamburg 3933982

Elsaß-Lothringen 11232017

[Heerwesen.] Mit dem Militäretat für 1891/92 ist die Errichtung einer 9. Kriegsschule zu Hersfeld, Provinz Hessen-Nassau, genehmigt worden, so daß nun Kriegsschulen zu Potsdam, Glogau, Neiße, Engers, Kassel, Hannover, Anklam, Metz, Hersfeld, für Bayern in München bestehen. Zu Karlsruhe ist ein Kadettenhaus errichtet worden; es bestehen solche in Köslin, Potsdam, Wahlstatt, Bensberg, Plön, Oranienstein und Karlsruhe als Voranstalten, zu Lichterfelde bei Berlin die Hauptkadettenanstalt, außerdem ein Kadettenhaus zu Dresden. Ferner sind zwei Unteroffizier-Vorschulen zu Jülich und Wohlan errichtet, es bestehen deren nun fünf: zu Weilburg, Neubreisach, Annaburg, Jülich und Wohlau. In Bockenheim bei Frankfurt a. M. ist eine Lehrschmiede errichtet worden; es bestehen nun solche in Berlin, Breslau, Königsberg, Gottesaue, Hannover, Dresden und München. Unteroffiziere erhalten bei ihrem Ausscheiden aus dem Dienste nach 12 Jahren eine Dienstprämie (s. d.). Das bisher bestandene General-Artilleriekomitee ist ausgelost, eine Kavalleriekommission als beratende Behörde aus höhern Kavallerieoffizieren errichtet worden.

Nachdem von 1888 bis zum Frühjahr 1891 eine Reihe neuer Waffen bei fast sämtlichen Truppengattungen eingeführt ist, ist die Bewaffnung im deutschen Reichsheer nunmehr die folgende: 1) Infanterie: Feldwebel, Vizefeldwebel der Linie und des Beurlaubtenstandes, die in gleichem Range stehenden Stabshoboisten, Stabshornisten und Zahlmeisteraspiranten: Infanterie-Offizierdegen n/M und Revolver 83, alle übrigen Unteroffiziere und Gemeine: Gewehr 88 und Infanterieseitengewehr 71. 2) Jäger und Schützen: Wie Infanterie, jedoch Hirschfänger 71. 3) Kavallerie: Gardes du Corps und die Kürassierregimenter: Kürassierdegen 54; alle übrigen Kavallerieregimenter: Kavalleriedegen 89 (eingeführt 1890); die gesamte Kavallerie mit Ausnahme der Wachtmeister, Vizewachtmeister, Porteepefähnriche und Trompeter: Stahlrohrlanzen, Unteroffizierlanze mit Adlerfähnchen; alle Unteroffiziere und Trompeter: Revolver 83; Gemeine: