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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Frankreich (Bergbau, Industrie, Handel)

gend welchen Farbstoffen, aus Schwefel-, Salpeter-, Salz-, Salicyl-, Borsäure od. dgl., aus Chlornatrium von mehr als 1 g pro Liter besteht. Verboten ist ferner bei Geld- und Arreststrafe das Feilhalten von gegipstem Wein, welcher mehr als 2 g schwefelsaures Kali oder Natron pro Liter enthält. Die Fabrikation und Ausfuhr von Champagner zeigt in den letzten Jahren eine fortwährende Steigerung: im J.1890/91 betrug der Export 21,699,110 Flaschen (gegen 19,148,400 Flaschen im Vorjahr), der Verbrauch in F. 4,177,100 Flaschen (gegen 3,653,600 Flaschen im Vorjahr). Der Ertrag an Obstwein belief sich im J. 1890 auf 11,095,000 hl und übertraf das Ergebnis des Vorjahres um 7,4 Mill. hl, blieb aber gegen die durchschnittliche Produktion der letzten 10 Jahre immer noch um 1,1 Mill. hl zurück. Die französische Seidenproduktion ist in den letzten Jahren in Abnahme begriffen. Die Zahl der Seidenzüchter ist von 142,536 im J. 1890 auf 139,480 im J. 1891, die Produktion an Kokons gleichzeitig von 7,799,400 auf 6,883,600 kg gesunken. Dieser Erscheinung soll nun durch Prämien für die Seidenkultur und ebenso für den Flachs- und Hanfbau entgegengewirkt werden. Durch das Gesetzt vom 13. Jan. 1892, gültig für 6 Jahre, sind die Prämien für die Seidenzüchter mit 50 Cent. pro Kilogramm Kokons, für die Seidenspinner mit 100, 200 und 400 Fr. für jeden Kessel, je nach der Arbeitsleistung, bestimmt worden und sollen jährlich 4-5 Mill. Fr. ausmachen; für den Flachs- und Hanfbau sollen die Prämien im Verhältnis zur bebauten Bodenfläche im jährlichen Betrage von 2 1/2 Mill. Fr. gewährt werden. Vgl. auch Getreideproduktion und Getreidehandel.

[Bergbau.] Über den Bergbau und Hüttenbetrieb in F. liegen definitive Daten für das Jahr 1889 vor, wonach im ganzen 28,757,203 Ton. Bergwerksprodukte im Werte von 292,297,158 Fr., gegen das Vorjahr um 2,074,000 T. und 25,583,000 Fr. mehr, gewonnen wurden. Die wichtigsten Produkte waren:

Mineralkohle 24303509 Tonnen 253196733 Frank

Eisenerz 3070389 " 10420992 "

Blei- und Silbererz 21306 " 4431216 "

Zinker 34290 " 3599896 "

Eisenpyrit 201490 " 2928408 "

Bitumen 215319 " 1485704 "

Steinsalz 485066 " 8496080 "

Seesalz 261728 " 5387505 "

Torf 147826 " 1570075 "

Die Hüttenproduktion ergab:

Roheisen 1734000 Tonnen 106508000 Frank

Handelseisen 809000 " 131392000 "

Stahl 529000 " 126118000 "

Gold 400 Kilogr. 1372000 "

Silber 80492 " 12950720 "

Blei 5372 Tonnen 1626921 "

Kupfer 1622 " 2520171 "

Zink 17982 " 8467194 "

Nickel 330 " 1710000 "

Aluminium 14840 Kilogr. 781150 "

Antimon 316 Tonnen 492512 "

Für das Jahr 1890 ergab sich an Mineralkohle eine Produktion von 26,083,100 T., an Roheisen eine solche von 1,962,200, an Handelseisen von 825,360, an Stahl von 582,000 T., demnach in allen diesen Hauptprodukten der Montanindustrie gegen das Vorjahr ein ansehnlicher Mehrertrag, welcher im J. 1891 nur in Kohle und Stahl weiter angehalten hat (Produktion an Kohle 26,199,700, Roheisen 1,919,200, Handelseisen 811,600, Stahl 604,500 T.).

[Industrie.]Die Alkoholproduktion, über welche für das Jahr 1890 definitive statistische Daten vorliegen, ergab in diesem Jahr 2,214,527 hl (gegen 2,245,963 hl im Vorjahr). Die gewerbliche Brennerei konzentriert sich auf etwa 250 Betriebe, von welchen aber nur 53 eine Produktion von je über 10,000 hl aufzuweisen hatten. Eigenbrennereien waren 196,313 im Betrieb, welche zusammen nur 43,237 hl (meist aus Weintrebern und Hefe) gewannen. Die gewerblichen Brennereien verarbeiteten hauptsächlich Melasse und Rübensaft, dann mehlige Stoffe. Die Zuckerfabrikation ergab im Betriebsjahr 1889/90 700,400 und im J. 1890/91: 616,900 T. Zucker (in weißer Ware gerechnet); es sind dies die höchsten bisher erreichten Produktionsziffern.

Die Lyoner Seidenindustrie produzierte im J. 1890 Waren im Werte von 385 Mill. Fr., gegen das Vorjahr um 18 Mill. Fr. weniger. Hiervon kamen auf ganzseidene glatte Stoffe 140 Mill. (gegen 153 im Vorjahre), auf ganzseidene façonnierte und broschierte Stoffe 38 (gegen 48), auf glatte gemischte Stoffe 131 (gegen 124), auf façonnierte gemischte Stoffe 24,5, (gegen 24,7), auf mit Gold oder Silber gemischte Stoffe 33 (gegen 32), auf Posamenterien 13 (gegen 13,6) Mill. Fr.

[Handel.] Der äußere Handel Frankreichs lieferte 1890 folgende Ergebnisse (in Frank):

Einfuhr Ausfuhr

Nahrungsmittel 1470763000 Frank 832498000 Frank

Rohstoffe 2222690000 " 756229000 "

Fabrikate 603005000 " 1915458000 "

Andre Waren 126797000 " 215936000 "

Zusammen: 4423255000 Frank 3720121000 Frank

Hiernach überstieg die Einfuhr die Ausfuhr um 703 Mill. Fr. (im Vorjahr um 613 Mill.); der Gesamthandel beziffert sich auf 8142 Mill. Fr. und übertrifft das Ergebnis des Vorjahres um 123 Mill. Fr. An dieser Vermehrung ist die Einfuhr mit 107, die Ausfuhr mit 16 Mill. Fr. beteiligt. Nahezu die Hälfte der Einfuhrsteigerung, etwa 50 Mill., entfällt allein auf die Nahrungsmittel, ein Umstand, der um so bemerkenswerter ist, als die Ernte in F. im I. 1890 durchweg gut gewesen ist. Insbesondere haben eine Zunahme der Einfuhr aufzuweisen: mehlige Waren (außer Cerealien) mit 44 Mill. Fr. (+4 1/2), Obst 69 1/2 (+5 1/2), Kaffee 150 (+6), Vieh 87 (+1 1/2), Fleisch 63(+14), Fett 46(+18), Wein 402 (+18 1/2). Die Steigerung der Fleischeinfuhr (12,2 Mill. kg gegen 8 Mill. im J. 1889 und 3,1 Mill. im J. 1888) kommt insbesondere auf die Zufuhr geschlachteter Hämmel aus Deutschland, Österreich-Ungarn etc., welche an die Stelle der durch die Viehsperre abgeschnittenen Einfuhr lebender Schafe (von welchen 1888: 530,409, 1889 noch 206,419 Stück eingeführt worden waren) getreten ist. Die Vermehrung der Weineinfuhr kommt hauptsächlich algerischen und tunesischen Weinen zu gute, während die Einfuhr italienischer, portugiesischer und spanischer Produkte abgenommen hat. Eine gegen das Vorjahr verminderte Einfuhr hatten von Nahrungs- und Genußmitteln: Cerealien 357 Mill. Fr. (-8), Reis 22 (-2), Bier 9 1/2 (-2 1/2), Zucker 54 (-10) Mill. Fr. Die Rohstoffe der Industrie zeigen mit Ausnahme von Wolle 354 Mill. Fr. (-35), Seide 230 (-62), Dungmitteln 20 (-7), Faßdauben 55 (- 13 1/2) Mill. Fr., alle eine Zunahme der Einfuhr. Die Mehreinfuhr der Fabrikate beträgt im ganzen etwa 40 Mill. Fr., wovon chemische Produkte, Glaswaren, Baumwoll- und Jutegewebe, Seidenwaren, Maschinen und Eisenwaren am meisten beteiligt sind. Leinen-, Woll- und Hanfgewebe zeigen eine geringe Abnahme.