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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grosse; Gruitsch; Gründling; Grundwasser

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Grosse - Grundwasser

dem neuen irischen Sekretär Jackson eingebracht wurden: der erste bezweckte, den englischen Bauern mit Staatshilfe die Erwerbung kleiner Landgüter zu Eigentum zu ermöglichen; der zweite führte in Irland den obligatorischen Volksschulunterricht und zugleich die Unentgeltlichkeit desselben ein, die durch eine Beihilfe des Staates von jährlich 200,000 Pfd. Sterl. ermöglicht werden sollte. Man berechnete, daß nicht weniger als 115,000 Kinder dadurch für den Volksschulunterricht gewonnen werden würden.

Grosse, 2) Theodor, Maler, starb 11. Okt. 1891 in Dresden.

Gruitsch, Sawa, serb. Staatsmann, reichte im Februar 1891 seine Entlassung als Ministerpräsident ein und wurde im November 1891 zum serbischen Gesandten in Konstantinopel ernannt.

Gründling, s. Fische, S. 302.

Grundwasser (hierzu Tafel). Die Zirkulation des unterirdischen Wassers in den Poren und Spalten der Gesteine ist je nach der Beschaffenheit und Wirkungsweise des Gesteinsmaterials eine verschiedene und wird in erster Linie durch den höhern oder geringern Grad der Durchlässigkeit bestimmt. Als undurchlässig gelten außer den Mergel- und Thonarten auch der Granit und manche kristallinische Gesteine; durchlässig sind alle Geröll- und Sandablagerungen, daneben Sandsteine und in hohem Maße die weiße Kreide wegen ihrer porösen Beschaffenheit. Auf die Bewegung des Grundwassers wirken die Schwerkraft und die Anziehung der festen Gesteinspartikel. Sind die Zwischenräume weit, so ist die Wassermasse zu groß für die geringe Attraktionsfläche, die Schwerkraft tritt in Wirksamkeit und das Wasser steigt hinab; haben die Zwischenräume hingegen nur kapillare Dimension, so ist die molekulare Anziehung stärker als die Schwerkraft und das Wasser kann unter Umständen sogar emporsteigt. Die Höhe des von der Kapillarilät emporgehobenen Wassers ist bei Geröll fast Null, sie beträgt für Sand 0,30 m, für sandigen Thon 0,60 m und steigt in Thon und kompakten Mergel bis zu 1,50 m. Viele Gesteine verdanken ihre Durchlässigkeit aber nicht sowohl ihrer porösen Natur, als vielmehr den zahlreichen Spalten und Rissen, von welchen erstere durchsetzt werden. Die Mächtigkeit der G. führenden Schicht ist eine sehr verschiedene und schwankt zwischen einigen Dezimetern und 100 m. Am weitesten verbreitet sind die Grundwasseransammlungen in den an der Erdoberfläche lagernden quaternären und rezenten Geröll- und Sandanhäufungen, wie z. B. der oberrheinischen Tiefebene, in welcher die Grundwasserschicht allein auf dem linken Ufer eine Breite von über 20 km und eine Tiefe von über 10 m besitzt, in den Niederlanden, der bayrischen Hochebene, der lombardischen Tiefebene etc. Die Lage des Grundwassers in der Nähe von München veranschaulicht die folgende Skizze (Fig. l). In der Poebene liegt eine wasserreiche Zone am Fuße der Alpen, die sich vom Tessin bis über den Oglio erstreckt und von Verona durch ganz Venetien hinzieht; ein kleineres Gebiet liegt am Fuße des Appennin um Modena. Die Tiefe, in welcher die Grundwasserschicht unter dem Erdboden liegt, nimmt in dem Maße zu, wie man nach N. gegen die Alpen geht. Die Wassermenge der Schicht steht in geradem Verhältnis zu der Regen- und Schneemenge, welche während des Winters gefallen ist. Die geologische Beschaffenheit des Untergrundes gestattet, der Grundwasserschicht große Wassermengen zum Zwecke der Bewässerung zu entnehmen, und da das Wasser eine konstante Temperatur besitzt, die auch im Winter bedeutend höher ist als die umgebende Luft, so ist selbst bei der strengsten Kälte vermittelst des der Grundwasserschicht entzogenen Wassers eine Kultur des Bodens möglich. Zum Zwecke einer fortwährenden Berieselung teilt man das Land in Parzellen, von denen jede die Form eines Daches hat. Auf dem Firste desselben verläuft eine Rinne, aus welcher das Wasser nach beiden Seiten abfließt; dasselbe sammelt sich am Fuße der beiderseitiven Abdachungen abermals in einer Rinne, welche ihrerseits wieder für eine tiefer liegende Zone zur Bewässerung benutzt wird (Fig. 2). Auf diese Weise kann man durch wiederholte Benutzung einer und derselben Wassermasse ganz verschiedene Gebiete bewässern; das Volumen Wasser schwankt zwischen 6 und 20 Lit. auf die Sekunde und den Hektar. In diese Rinnen gelangt das Wasser vermittelst kleiner Brunnen (italienisch fontanili), welche man an den geeigneten Stellen anbringt, indem man eine kegelförmig nach oben zulaufende bodenlose Tonne von 1 m Durchmesser und 2-3 m Höhe in den Boden bis zur wasserführenden Schicht einläßt, die man gewöhnlich in 2-3 m Tiefe antrifft (Fig. 3). In dieser Tonne steigt das Wasser empor und ergießt sich dann über den leicht ausgeschweiften obern Rand derselben in die Rinne. Gewöhnlich werden mehrere solcher Fontanili nebeneinander angelegt, deren Wasser in eine gemeinsame Rinne geleitet wird. Die Ausflußmenge eines Brunnens schwankt zwischen 50 und 200 L. in der Sekunde, die Temperatur des Wassers beträgt 12-14° und selbst im Winter noch 8-9°. In der Nähe von Mailand befinden sich drei solcher wasserführenden Schichten übereinander, die durch Thonschichten getrennt sind, in einer Breite von mehreren Kilometern aus eine Länge von 200 km. Diese Zone liegt in der Lom-^[folgende Seite]

^[Abb. 1: Profil durch den untern Teil der Stadt München und das Isarthal.]

^[Abb. 2: Dachförmige Anordnung zur Bewässerung des Landes durch Fontanili.]