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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Italienische Litteratur (Geschichte, Biographie; Verschiedenes)
Von Vincenzo De Bartholomoeis sind »Contributi alla storia del dramma italiano nelle origini« angekündigt, von Leonido Busi erschien der erste Band eines Werkes über den berühmten Musiker und Musikhistoriker Padre G. B. Martini aus Bologna.
Geringe Beachtung fand die ausländische Litteratur in Italien. Wir haben nur Francesco Muscogiuris Gelegenheitsschrift zum 100. Geburtstag Theodor Körners: »Teodoro Körner nel primo centenario della sua nascita« und Gaetano Negris zweibändige Biographie George Eliots mit ausführlichen analytisch kritischen Abhandlungen über ihre Romane (»George Eliot, la sua vita e i suoi romanzi«) zu verzeichnen. Von kunstgeschichtlichen Werken ist Baldassare Labancas reich illustriertes Werkchen: »Carlomagno nell’ arte cristiana« zu erwähnen, das sich als Bruchstück aus einem größern Werke: »Storia del Cristianesimo nell’ arte cristiana«, ankündigt.
Geschichte. Biographie.
Wie in den frühern Jahren, so war auch im jüngst abgelaufenen die neueste Zeit in der historischen Litteratur verhältnismäßig am besten und besonders durch Quellenpublikationen vertreten. Es erschienen die Schriften und politischen Reden Francesco Crispis aus den Jahren 1849-90, der erste, die Jahre 1827-53 umfassende Band der Briefe F. D. Guerazzis, der sechste Band der Briefe Bettino Ricasolis vom 7. Juni 1861 bis 7. März 1862, der 18., letzte Band der Werke Mazzinis und der erste Band der ausgewählten Schriften Cesare Correntis mit einer sehr interessanten Einleitung von Tullo Massarani. Dagegen haben die Memoiren des in letzter Zeit vielgenannten Jesuitenpaters Karl Maria Curci die Erwartungen einigermaßen enttäuscht, da sie nur bis zum Jahre 1849 gehen und nicht die Zeit seiner Hauptwirksamkeit umfassen. Einen interessanten Beitrag zur Biographie des Königs Karl Albert lieferte E. Masi mit seinem »Il secreto de Re Carlo Alberto, Cospiratori in Romagna dal 1815 al 1859«. Neue Aufschlüsse über die Teilnahme Sardiniens am Krimkriege gab General Genova di Revel in »Dal 1849 al 1855, la spedizione di Crimea, ricordi di un commissario militare del Re«. Derselbe veröffentlichte auch eine interessante Schrift über die Vorgänge in Mittelitalien im J. 1859: »Il 1859 e l’Italia centrale«. Die von G. Arrighi herausgegebenen Memoiren des Turiner Polizeibeamten Major Cappa (»Memorie del Maggiore Cav. Domenico Cappa raccolte ed ordinate da Giov. Arrighi«) enthalten unter anderm auch interessante Mitteilungen über Graf Cavour, während die des Gendarmerieobersten Michele Zambelli (»Carabinieri e Briganti«) in unterhaltender Weise von Räubern und ihren Bekämpfern erzählen. Recht interessante Schilderungen aus dem Triester Leben vor einem halben Jahrhundert enthalten Giuseppe Caprins »Tempi andati, 1830-48«. Ältere Perioden der Geschichte Italiens behandelten L. A. Ferrai in seinem vortrefflichen und sehr interessanten Werke: »Lorenzino de’ Medici e la società cortigiana del cinquecento« und Angelo Solerti in »Ferrara e la corte Estense nella seconda metà del secolo decimosesto, Discorsi di Annibale Romei«. Unter dem Titel: »Una illustre avventuriera« (Cristina di Nortumbria) gab Corrado Ricci nicht bloß die interessante Biographie dieser Anglo-Italienerin, sondern auch wertvolle Beiträge zur Sittengeschichte Italiens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. Über Neapel am Ende des vorigen Jahrhunderts berichtet Raffaelo Villari in »Giacobini e Sanfedisti, saggio critico-storico di Napoli al 1799«.
In des liberalen Priesters Luigi Anelli »I riformatori nel secolo XVI« wird die Reformationsgeschichte in ziemlich unparteiischer Weise behandelt, und L. Bruni gibt in seinem »Cosimo I e il processo del Carnesecchi« die gründliche Darstellung einer Episode aus der traurigen Geschichte der römischen Inquisition, die zugleich ein häßliches Blatt in der des ersten Großherzogs von Toscana bildet. Die von Augusto Pierantoni in nicht eben sorgfältiger Weise herausgegebene Autobiographie eines andern von der römischen Kurie Verfolgten (Pietro Giannone) enthält nur sehr wenig, was man nicht schon aus andern Quellen weiß. Mit Rom und dem Papste beschäftigt sich auch der vielgenannte Pietro Sbarbaro in seinem »La mente di Leone XIII e il genio de tempi«. Wie Ovid für seine Zeitgenossen, aber in Prosa, schilderte Ruggero Bonghi für die Gegenwart in seinen reich illustrierten »Feste romane« in populärer Weise die altrömischen Festtage. Gründlich behandelt der Deutsche Beloch (s. d.) die älteste und mythische Geschichte Griechenlands im ersten Teile seiner »Storia greca«, die als erstes wahrhaft wissenschaftliches italienisches Originalwerk über das alte Griechenland bezeichnet wird. Eine recht brauchbare populäre Geschichte Äthiopiens schrieb Ermengildo Costi. Als gründliches und interessantes Werk wird Carlo Randaccios leider nur bis 1865 reichende »Storia navale antica e moderna« gelobt.
Erwähnung verdienen noch die von Pasquale Villari herausgegebenen Sammlungen seiner historischen, kritischen und pädagogischen Essays: »Saggi storici e critici« und »Nuovi saggi pedagogici«. Erstere sind dem um das italienische Unterrichtswesen vielverdienten, jüngst verstorbenen Aristide Gabelli gewidmet, von dem noch kurz vor seinem Tode ein höchst wertvolles und belehrendes Werk über das italienische Nnterrichtswesen: »L’istruzione in Italia«, erschienen ist.
Verschiedenes. Übersetzungen.
Aus dem Bereiche der philosophischen Litteratur ist nur Felice Toccos Schrift über die unedierten Werke Giordano Brunos als wertvolle Ergänzung unsrer Kenntnis dieses Philosophen zu erwähnen. Von der großen Ausgabe der Werke Galileis ist der zweite Band erschienen, der unter anderm auch Aufsätze über Befestigungskunst enthält. Von populärwissenschaftlichen Werken sind zu nennen: »Die Mühe« (»La fatica«) von Angelo Mosso, eine etwas unsystematische Schilderung interessanter Beobachtungen und Experimente über Arbeit, Ermüdung und Überanstrengung, die aber der geistreiche Forscher nicht zu befriedigendem Abschluß gebracht hat. Einen noch weniger befriedigenden Eindruck, ja fast den eines Sammelsuriums verschiedenartiger Lesefrüchte macht Paolo Lioys »Notte e ombra«, in dem sich jedoch auch manche recht hübsche Naturschilderungen finden. Gleichen oder noch geringern Wert hat Paolo Mantegazzas schon ins Deutsche übersetzter »Epicuro, saggio di una fisiologia del bello«, der auf den Fachmann den Eindruck des Dilettantismus, auf den belehrende Unterhaltung suchenden Laien, trotz einzelner Schönheiten und des glänzenden Stiles, den der Langeweile macht.
Gut angebaut war auch in diesem Jahre das Feld der Reise- und Erdbeschreibungen. Mit dem schwarzen Weltteil beschäftigten sich: das aus dem Nachsatz des Reisenden R. Gessi herausgegebene Werk »Sette