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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schwarzes Meer - Schweden
sten Adolf Joseph, Herzogs von Krumau, schloß sich ganz dem Tschechentum an, veränderte auch die Schreibung seines Namens und ließ sich 1891 als tschechischer Vertreter in das österreichische Abgeordnetenhaus wählen.-Erbprinz Karl Friedrich von S., Sohn des Fürsten Karl von S., geb. 1. Juli 1859 auf Schloß Cimelic, Ministerialkonzipift, vertrat auf dem böhmischen Landtag den fideikommissarischen Großgrundbesitz. Anhänger streng feudaler Ansichten, hielt er eifrig an dem engen Bunde der Feudalherren in Böhmen mit den Tschechen fest; erst 1889 erregte er durch eine heftige Rede gegen Huß und die Neuhussiten den Zorn der Jungtschechen. 1891 wurde er vom fideikommissarischen Großgrundbesitz im Wahlkreis Prag zum Mitglied des österreichischen Abgeordnetenhauses gewählt und schloß sich hier dem Hohenwartklub an.
Schwarzes Meer. Über die bisher noch wenig bekannten ozeanographischen Verhältnisse des Schwarzen Meeres hat eine im 1.1890 auf Veranlassung der Russischen geographischen Gesellschaft unternommene Expedition mit dem Kanonenboot Tschernomorez, Kommandant Kapitän Smirnow, wesentliche Aufschlüsse gebracht. Außer dem Leiter der Expedition, Kapitänleutnant Spindler, nahmen Baron E. F. Wrangell und N. I. Andrussow an derselben teil. Auf den das Schwarze Meer in verschiedenen Richtungen durchkreuzenden Touren wurden ozeanographisch-physikalische, meteorologische, biologische und geologische Beobachtungen angestellt.
Nach den erhaltenen Resultaten bildet das Schwarze Meer ein ausgedehntes tiefes Becken mit nur schmalem, flachem Küstensaum; zwischen der Krim und der gegenüberliegenden kleinasiatischen Küste sind fast überall 2000 m Tiefe. Der Abfall in die Tiefe ist steil, namentlich im mittlern Teil an der kleinasiatischen Küste, wo die 2600 m-Tiefenlinie bis auf 15 Seemeilen an dieselbe herangeht, sowie an der kaukasischen Küste, südlich von Noworossisk, und an der Südküste der Krim. Ein flacheres Areal mit Tiefen bis zu 200 m bildet üur die nordwestliche Ecke, das Ablagerungsgebiet der hier mündenden großen Flüsse Donau und Dnjepr. Die Wassertemperatur nimmt von der Oberfläche bis zu 50 in Tiefe ab, zuerst schnell, darauf langsamer, von der genannten Tiefe an bis zum Grunde erhöht sie sich jedoch anormalerweise wieder langsam. Das spezifische Gewicht des Wassers nimmt überall von oben nach unten zu; in der Nähe des Bosporus ist dasselbe an der Oberfläche auffallend gering, wächst aber schnell mit der Tiefe. Diefe Erscheinung hat einesteils in der Zufuhr von süßem Oberflächenwasser durch die Donau, andernteils in einem aus dem Marmarameer eintretenden, warmen und salzhaltigen Unterstrom ihren Grund; dem letztern dürfte auch die erwähnte anormale Zunahme der Temperatur in den untern Schichten zuzuschreiben sein. Wie im westlichen, so ist auch im östlichen Teil das spezifische Gewicht des Oberflächenwassers im Vergleich mit demjenigen des mittlern Teiles des Meeres gering; es erklärt sich dies hier aus den größern im O. stattfindenden Niederschlagsmengen und der Einmündung des Rio. - Vgl. Spindler. Vorläufiger Bericht über die Arbeiten und Resultate der Schwarzen Meer-Expedition im I. 1890 (»Russische Annalen der Hydrographie«, 1890, 2. Lief.), Wo eikow in »Petermanns Mitteilungen« 1891, Heft 2.
Schwarztopf, Gustav, Schriftsteller, geb. 7. Nov.
1853 zu Wien, widmete sich zuerst der Bühne, war auch schon als Schauspieler thätig, wandte sich jedoch 1884 ausschließlich der Litteratur zu, in der er sich
durch seine satirischen Schriften einen Namen machte: »Die Bilanz der Ehe«, novellistische Studien (Dresd.
1885. 2 Bde.); »Durch scharfe Gläser«, Satiren (das.
1886, 3. Aufl. 1889)- Lebenskünstler«, Sittenbild (das. 1888, 2. Aufl. 1890); »Moderne Typen«, novellistische Studien (Stuttg. 1890). S. ist ein scharfer Beobachter, ein leidenschaftlicher Moralist, doch ohne Gestaltungskraft, weshalb er mit seinen dramatischen Versuchen: »Eine Geldheirat« (mit Karlweis, 1891), kein Glück hatte. In der Sammlung von Flug^ schriften »Gegen den Strom« veröffentlichte er: »Der Roman, bei'dem man sich langweilt«, »Nach der Schablone«, »Das Vorrecht der Frau«, »Der Leitfaden der Reklame«.
Schweden. Die Bevölkerung belief sich nach der Volkszählung vom 31. Dez. 1890 (endgültiges Ergebnis) auf 4,784,981 Seelen (gegen 4,565,668 zu Ende des Jahres 1880) und hat sich'also um219,313Seelen (4,8 Proz.) vermehrt. Die ländliche Bevölkerung hat nur um 10,046 Personen, die städtische dagegen um.
209,267 Personen (30 Proz.) zugenommen. Auf die einzelnen Läns verteilt sich die Bevölkerung wie folgt:
Einw.
Blekinge.....142602
Christianstad .. .. .. 221691
Elfsborg.....275 780
Gefleborg.....206924
Gotland.....5133?
Gotenburg-Bohus. .. 297824 Halland '......136106
Iemtland
Iönköping
Kalmar .
Kopparberg
Krouoberg
Malmöhus
100455
193 704
232847
197449
160835
368817
Norrbotten . Örebro .. . Ostgotland . Skaraborg . Södermanland . Stockholm (Län) Stockholm MM) Upsala .. .. . Wermland .. . Westerbotten . Westernorrland.
Westmanland .
Einw.
104 733 182557
266 619 247074
154991
152715
246454
121091
253326
122 784 208 763
137453
Städte mit mehr als 20,000 Einwohner gab es 8 (1880 nur 4), nämlich: Stockholm 246,454 Einw., Gotenburg 104,657, Malmö 48,504, Norrköping 32,826, Geste 23,484, Upsala 21,511, Karlskrona 20,613, Helsingborg 20,410 Einw. Vgl. auch die S. betreffenden Abschnitte der Artikel Getreideproduktion, S. 390, und Volksvertretung.
Geschichte. Der Reichstag tagte bis'15. Mai 1891, ohne jedoch wegen der verschiedenen politischen Richtung der beiden Kammern Erhebliches geleistet zu haben. Die von der Regierung vorgeschlagene neue tzeeresordnung wurde von der Ersten Kammer mit 114 gegen 21 Stimmen angenommen, von der Zweiten aber mit 140 gegen 80 Stimmen abgelehnt.
Umgekehrt lehnte die Erste Kammer alle Anträge der Zweiten auf Erweiterung des Wahlrechts ab. Der Reichstag wurde daher auch 15. Mai ohne Thronrede geschlossen. ImIuli erhielt der Staatsminister Freiherr von Akerhjelm seine Entlassung aus einem besondern Anlaß. Die Bestrebungen der Radikalen in Norwegen, die Union mit S. immer mehr zu lockern, bis endlich die völlige Selbständigkeit Norwegens erreicht sei, hatten schon lange in S. Unzufriedenheit hervorgerufen und daran erinnert, daß ja 1814 Norwegen von S. erobert worden sei und dies das Recht habe, wenn Norwegen den Unionsvertrag einseitig löse, sein Eroberungsrecht kraft der Gewalt des Stärkern wieder geltend zu machen. Diesen Gefühlen gab Akerhjelm in einer Versammlung von Mitgliedern der Ersten Kammer, welche das neue Wehrgesetz besprechenwollte, mit den Worten Ausdruck: > Erlangen wir nur die Verlängerung der Übungszeit auf 90 Tage, so können wir später mit den Norwegern schwedisch sprechen.« Diese Äußerung wurde bekannt, und um etwanigen Übeln Wirkungen derselben und bereits