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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Senegal - Serbien
grimmig entgegenfletschten. Innerhalb eines Thorhofes fand man die große Siegesstele des Königs Asarhaddon von Assyrien (681-668v.Chr.), welcher ganz Syrien und Ägypten eroberte und hier sich selbst darstellt, wie er den König von Ägypten, Tarku, und einen syrischen König gefesselt hält. Von hohem Interesse sind zwei, künstlerisch betrachtet sehr rohe, wie Cylinder gedrehte Bildsäulen. Sie sind aber mit gut erhaltenen aramäischen Weihinschriften ganz bedeckt, welche dem Studium jener Sprache neues Material bieten (8. Jahrh.). Manches steckt noch in der Erde, da die Ausgrabung noch nicht vollendet ist.
Vgl. Humann und Puch stein, Reisen in Kleinasien und Nordsyrien; Puch st ein, Pseudohetitische Kunst (Verl. 1890); »Berliner philologische Wochenschrift« 1891, Nr. 26 und 29.
Senegal, franz. Kolonie in Nordwestafrika. Von der 31 .Dez. 1889 ermittelten Bevölkerung von 155,142 Seelen waren nur 2587 Franzosen und 150,497 Eingeborne. Die Sterblichkeitsziffer übersteigt erheblich die Geburtenziffer (1889 um 252), dagegen vermehrt sich die Bevölkerung durch Einwanderung 1889 um 15,868 Seelen. Das Militär zählte 3455 Mann (82 Offiziere). Unter Kultur stehen 150,850 ka, deren Ertrag (Arachiden, Hirse, Indigo, Bohnen, Kürbisse, Reis u. a.) auf 6,700,000 Frank geschätzt wurde. In neuester Zeit gewinnen die Rizinuspflanzungen an Wichtigkeit. Der Viehstand wird angegeben auf 4500 Pferde', 15,000 Esel, 90,000 Rinder, 50,000 Schafe, 40,000 Ziegen, 3500 Kamele und 450,000 Stück Geflügel, im Schätzungswert von 15,595,000 Fr. Eine Statistik der Analphabeten ergab, daß von den über 17 Jahre alten Personen unter 60,417 Männern 54,361, unter 61,519 Frauen 50,624 des Lesens und Schreibens unkundig waren. Seit 14. April 1883 ist das ganze Unterrichtswesen geregelt und Schulkommissionen zu St. Louis und Dakar, 6. März 1884 auch eine Prüfungskommission für Volksschullehrer eingesetzt. Der'Volksschulunterricht ist in den Händen eines geistlichen Brüderordens und zweier geistlichen Schwesterorden, auch hat die protestantische Mission eine Schule in St. Louis, wo sich außerdem drei große Knaben- und zwei große Mädchenschulen befinden.
In Dakar, Rufisaue und Goree bestehen je eine Knaben- und eine Mädchenschule. Immerhin besuchten von 79,345 schulpflichtigen Kindern nur 2591 Knaben und 2556 Mädchen eine Schule. Mehrere Schulen der ^11ianc6 A'^u^ise stehen unter französischen Unteroffizieren und Dolmetschen. Für die mohammedanischen Schulen hatte schon 22. Juni 1857 der damalige Gouverneur Faidherbe bestimmt, daß mohammedanische Priester (Marabuts) die Befähigung zur Leitung einer Schule nur auf Grund einer Prüfung und einer Art von Sittenzeugnis erwerben konnten, Mädchen aber in ihre Schule nicht aufnehmen durften.
Diese sollten nur von Frauen unterrichtet werden.
Der Handel von S. und seinen Dependenzen betrug 1888 bei der Einfuhr 28,5, bei der Ausfuhr 16,5 Mill.
Fr., wovon für 13,i Mill. Fr. einheimische Produkte.
Es kamen 784 Schiffe an und 646 liefen aus. Die Eisenbahnen, welche von St. Louis nach Dakar und den Senegal aufwärts bis Vafoulabi gehen, haben eine Länge von 396 km. Frankreich hat in das Budget für 1890: 1,250,490 Fr. eingestellt als Beitrag zum Bau und als Zinsgarantie für die Linie St.
Louis-Dakar. An Truppen standen 1891 in der Kolonie 82 Offiziere und 2168 Mann. Die Post beförderte 1888 durch 53 Ämter 2,322,000 Briefe und Drucksachen, die Einnahmen betrugen 133,000, die Ausgaben 450,000Fr. Die Telegraphen hatten 1889:
4795 km Linien und 5661 km Drähte, in 33 Ämtern wurden 54,609 interne, 5386 internationale und 2215 dienstliche Depeschen befördert, die Einnahmen betrugen 66,438 Fr.
Serbien. Die Bevölkerung des Königreichs belief sich nach der Volkszählung vom 31. Dez. 1890 auf 2,162,759 Seelen (gegen 1,903,350 im Dezember 1884), hat also innerhalb 6 Jahren um 259,409Seelen (13,6 Proz.) zugenommen, was einige Bedenken gegen die Nichtigkeit der Volkszählungsresultate erregt. Die Bevölkerung verteilt sich auf die 17 Kreise, m welche jetzt S. (statt der frühern22) zerfällt, wie folgt:
Kreise
Velgrad (Stadt)
Donau .. .. .
Kraqujewatz. .
Krajina .. .. .
Kruschcwatz.
Morawa. .. .
Nisch (Stadt) . Pirot ....
Podrinje. .. .
Poscharewatz .
Nudnik .. .. .
Timok. .. .. .
Toplitza .. .. .
Uschitza .. .. .
Waljewo. .. .
Wranja .. .. .
Irna Reka .. .
Areal in
QKiloin.
Einwohner Einw. auf 1891 1 QKiloin.
12
3230
2335
3259
3255
3109
10
3143
3367
3638
4551
2092
3623
4 373
290?
4197
1439
54458
206508
140165
91915
149689
159904
19970
120753
177654
205619
151866
92 715 121266
137 703
114428
1484(8
69683
64
59
28
46
51
38
53
57
34
45
33
31
40
36
49
Zusammen: 48590 ^^ 2162759 j 44
Vgl. auch die S. betreffenden Abschnitte der Art. G e treide Produktion, S.385, U.Volksvertretung.
Geschichte. In der Sitzung der Skuptschina 11. April 1891 wurde ein Schreiben des Königs Milan an die Regentschaft verlesen, in welchem er erklärte, im Interesse der Ruhe und Ordnung des Landes bis zur Großjährigkeit des Königs Alexander S. nicht besuchen zu wollen. Gegen eine von den Radikalen nun beantragte Resolution, welche auch die Abreise der Königin Natalie forderte, erhoben Garaschanin und die fortschrittlichen Abgeordneten einen ungeheuern Lärm, vermochten aber die Annahme derselben nicht zu hindern. Als nach dem Schluß der Sitzungen der Skuptschina (12. April) die Regierung zur Ausführung der Resolution schritt, hinderten die Anhänger der Königin ihre Abreise, bis die Regierung Gewaltmaßregeln gebrauchte (s. Milan). Der Vorfall erregte die Gemüter aufs höchste und schwächte die Einheit des Ministeriums und der radikalen Partei. Um die Stellung Serbiens nach außen zu kräftigen, beschlossen die Regentschaft und das Ministerium, den jungen König an den russischen und den österreichischen Hof reisen zu lassen, um sich daselbst vorzustellen. Der Empfang am Hofe des Zaren war nicht sonderlich warm, ja geringschätzig, zumal er mit dem Besuch des französischen Geschwaders in Kronstadt zusammentraf; während der Anwesenheit des Königs in Petersburg machte der Zar einen Ausflug nach Finnland. Auch Ristitsch ließen die russischen Machthaber ihre Unzufriedenheit mit Serbiens Haltung fühlen. Herzlich war dagegen der Empfang von feiten des Kaisers Franz Joseph in Ischl. Die im wesentlichen ergebnislose Reise hatte insofern noch ein trauriges Nachspiel, als ihre Kosten die serbischen Kassen völlig erschöpften. Das letzte Budget war nur durch eine künstliche Zahlengruppierung ins Gleichgewicht gebracht worden. In Wirklichkeit hatte der Finanzminister jedes Jahr mit einem