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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Absorbenten; Absorbentia; Absorbieren; Absorptiometer; Absorption; Absorptionsfarbe; Absorptionshygrometer

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Absorbenten - Absorptionshygrometer

Drüsenzellen in den verschiedenen Drüsen eine sehr verschiedene chem. Thätigkeit entfalten, so ähneln sie sich doch im wesentlichen überall so sehr, daß man bis jetzt nicht daran denken kann, aus ihrer geringen Verschiedenheit die Besonderheiten ihrer Wirkungen in den einzelnen Drüsen zu erklären. Jedenfalls aber sind sie die Hauptfaktoren bei der Herstellung der Drüsenabsonderungen. Daneben ist, wie erwähnt, bei gewissen Drüsen die besondere Beschaffenheit des Blutes zu bedenken, wie denn z. B. die Leber ganz anderes Blut führt als die meisten übrigen Drüsen; ferner die Verschiedenheit des Blutdrucks, welcher je nach der Länge und dem Baue des Blutgefäßsystems der Drüse sehr verschieden ist; endlich aber auch der Einfluß der Nerven, welche in der Drüse sich verzweigen. So ist bekannt, daß die Thätigkeit der Speicheldrüse sogleich beginnt, wenn ihre Nerven gereizt werden; so fängt die Thränendrüse gewaltig zu arbeiten an, wenn das Gehirn durch gewisse Stimmungen erregt und diese Erregung durch die Nerven zur Drüse fortgepflanzt wird. Man unterscheidet nun unter den Drüsenabsonderungen diejenigen, welche noch weiter im Organismus verwendet werden, als Sekrete (s. d.) von den Exkreten oder Erkrementen (s. d.), welche als Auswurfsstoffe den Körper verlassen. Eine strenge Trennung zwischen Exkreten und Sekreten läßt sich indes nicht machen, weil viele A. gewissermaßen zu beiden gehören, wie z. B. die Galle, andere zwar nicht weiter im Organismus verwendet werden, aber doch auch nicht bloße Auswurfsstoffe sind, sondern dem Organismus noch Dienste leisten, wie z. B. der Hauttalg, die Thränen. Länger andauernde Unterdrückung mancher A. führt zu den schwersten Störungen des gesamten Stoffwechsels, vermag sogar das Leben zu bedrohen; so führt die Zurückhaltung der Kohlensäure und des Harnstoffs im Blute in kürzester Frist zum Tode. (S. Drüsen, Ernährung, Stoffwechsel.)

Absorbenten (lat.), solche Stoffe, die Gase absorbieren (s. Absorption).

Absorbentia (lat.) oder Antacida, Arzneimittel, durch welche die infolge krankhafter Zustände im Magen übermäßig gebildete freie Säure neutralisiert werden kann, wie z. B. gebrannte und kohlensaure Magnesia, kohlensaurer Kalk, kohlensaures Natron (Soda) oder Kali u. s. w. Alle diese Mittel sind auch als Gegenmittel bei Vergiftungen mit Säuren in Gebrauch.

Absorbieren (lat.), aufsaugen, aufzehren, etwas ganz in Anspruch nehmen und dadurch entweder verbrauchen (z. B. Kraft) oder doch anderm gänzlich entziehen (z. B. Aufmerksamkeit).

Absorptiometer, Apparate, mit Hilfe derer die Absorptionskoefficienten der Gase für Flüssigkeiten bestimmt werden (s. Absorption).

Absorption (lat.), in der Physik für verschiedene Aufsaugungen und Verschluckungen gebraucht. 1) A. der Gase. Feste und flüssige Körper verdichten die sie umgebenden Gase nicht nur an ihrer Oberfläche, sondern auch in ihrem Innern. Letztern Vorgang bezeichnet man als A. Unter den festen Körpern zeigen namentlich die porösen, wie Holzkohle oder Platinschwamm, sehr starke A. Bringt man ein Stück frisch ausgeglühte Holzkohle in eine Flasche voll Luft oder Kohlensäure, verschließt die Flasche schnell und öffnet sie erst wieder, nachdem man ihren Hals unter Quecksilber getaucht hat, so steigt dasselbe in der Flasche empor, ein Beweis, daß in der Kohle eine starke Verdichtung oder A. des Gases stattgefunden hat. Bei dieser Verdichtung tritt eine Erwärmung ein. Ist die Holzkohle zu sehr feinem Pulver zerrieben, wie es bei der Schießpulverbereitung nötig ist, so kann die A. der Luft und infolge davon die Erwärmung der Masse so weit gehen, daß eine Selbstentzündung der Kohle erfolgt. Auf dieser Erwärmung durch A. beruht die Konstruktion des Döbereinerschen Platinfeuerzeugs. Der Platinschwamm desselben verdichtet den Sauerstoff aus der Luft und den aus dem geöffneten Hahne auf ihn strömenden Wasserstoff so sehr, daß der Platinschwamm ins Glühen gerät und den Wasserstoffstrahl entzündet. Stoffe, die Wasserdämpfe aus der Luft absorbieren, verdichten sie in sich zu Wasser und werden feucht, wie Kochsalz, Pottasche, Chlorcalcium u. s. w. Solche Körper nennt man hygroskopische. (S. Hygroskopicität.) Die A. der Gase durch starre Körper, die in neuerer Zeit meist Adsorption genannt wird, wurde fast gleichzeitig von Fontana und Scheele um 1777 entdeckt und seitdem besonders von Henry (1803), Berthollet (1803), Dalton (1807), Th. de Saussure (1813), Bunsen (1857) studiert. Saussure fand als vorzüglichste Absorbenten die Buchsbaumkohle und den Meerschaum. Ein Volumen jener Kohle nahm bei 724 mm Luftdruck von Ammoniak 90, von Chlorwasserstoff 85, von Kohlensäure 35, Sauerstoff 9,42 Volumen auf; Meerschaum erwies sich zwar ebenfalls als ein sehr guter, jedoch viel schwächerer Absorbent als Buchsbaumkohle. Auch die Flüssigkeiten vermögen Gase zu absorbieren, besonders wenn man sie in einem Gefäße mit dem Gase schüttelt. 1 l Wasser vermag, bei 15° C. und 744 mm Barometerstand, 1/50 l atmosphärische Luft zu absorbieren, von Kohlensäure 1 l, von schwefliger Säure 43 l und von Ammoniakgas 727 l. Ist v das Volumen der Flüssigkeit und absorbiert dieselbe von dem darüberstehenden Gase A das Volumen αv, so heißt α der Absorptionskoefficient des Gases A. Bei doppeltem, dreifachem Druck der Gasatmosphäre wird immer das gleiche Volumen, der Masse nach das doppelte, dreifache an Gas absorbiert. Aus einem Gasgemenge wird jeder Bestandteil so absorbiert, als ob der andere nicht vorhanden wäre. Die Absorptionskoefficienten nehmen bei steigender Temperatur ab. (Vgl. Bunsen, Gasometrische Methoden, 2. Aufl. 1877.) Daher kann man ein von einer Flüssigkeit absorbiertes Gas durch Erwärmung austreiben. Die organische Kohle äußert nicht nur gegen Gase, sondern auch gegen feste und tropfbare Färb- und Riechstoffe ihre absorbierende Kraft, weshalb die Knochenkohle zum Entfärben des Zuckersaftes, zur Entfuselung des Alkohols u. s. w. angewendet wird. Infolge der A. haftet an jedem Körper eine Schicht verdichteter Gase und Dämpfe, sog. Lufthaut. 2) A. der Lichtstrahlen, s. Farbenlehre und Spektralanalyse. 3) A. der Wärmestrahlen, s. Strahlende Wärme und Diatherman.

In der Physiologie hat das Wort A. dieselbe Bedeutung wie in der Physik. Man bezeichnet damit die Aufsaugung von Gasen und Flüssigkeiten durch die äußere Haut und durch die Schleimhäute, sofern es sich nämlich um Flüssigkeiten handelt, die nicht vom Organismus selbst gebildet, sondern ihm von außen zugeführt werden., (S. Resorption.)

Absorptionsfarbe, s. Farbe.

Absorptionshygrometer. Läßt man durch Gefäße, welche konzentrierte Schwefelsäure, feste