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Albacete – Albanesen
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alba (Ferd. Alvarez von Toledo)'
lichen und unbeweglichen Vermögen, 5 Proz. bei jedem Verkauf von Grundeigentum, 10 Proz. von jeder verkauften Ware an den
Staat zu entrichten waren (der sog. 100., 20. und 10. Pfennig). Die strenge Durchführung dieser Maßregel scheiterte aber an dem
passiven Widerstand der Bevölkerung. Als es dann den Wassergeusen gelungen war, Briel einzunehmen (1. April 1572), fielen
Seeland und Holland ab, und Ludwig und Wilhelm erschienen wieder im Lande. Im Felde blieb A. freilich auch jetzt noch Meister,
aber nach einem Jahre neuer Blutarbeit und fruchtloser Siege schwand ihm selbst die Hoffnung, zum Ziele zu kommen: er nahm
seinen Abschied (18. Dez. 1573) und kehrte nach Spanien zurück. Hier leistete er seinem König noch einen großen Dienst durch
die Eroberung Portugals (1580). Doch besaß er in den letzten Jahren das Vertrauen seines despotischen Herrn nicht mehr, da er
für sich zu viel Macht und Ansehen in Anspruch nahm. Er starb 12. Jan. 1582 zu Thomar. – Vgl. Herzogin von Berwick und Alba,
Documentos escogidos del archivo de la casa de A. (Madr. 1891).
Albacete. 1) Provinz im südöstl. Spanien, die größere nordwestl. Hälfte des ehemaligen Königreichs
Murcia, hat 14863,10 qkm, 1877: 219058, 1887: 229105 (114633 männl., 114472 weibl.) E., d. i.
15 auf 1 qkm, und 8 Gerichtsbezirke. Das vom Segura mit dem Mundo und dem Jucar durchfloßene Land ist nur im Westen
gebirgig, wo sich die Sierra de Alcaraz bis zu 1800 m erbebt, sonst ein meist baumloses, wenig angebautes Plateau, die östl.
Fortsetzung der Mancha. Erzeugnisse sind: Getreide, Wein, Öl, Safran, Esparto, Schafwolle, Metalle und Schwefel. Die Provinz
wird durch die von Madrid nach Valencia, Alicante und Cartagena führende Eisenbahn durchzogen. –
2) A., Hauptstadt der Provinz A., in 700 m Höhe, eine regelmäßig gebaute, sehr lebhafte und wohlhabende Ciudad, in einer weiten
Ebene, mit Getreide-, Wein- und Safranbau, ist Sitz eines Obergerichts und hat (1887) 20794 E., mehrere Kirchen, zwei
Hospitäler, ein Instituto, eine Normalschule, einen Stiergefechtscirkus und Handel mit den für ganz Spanien unentbehrlichen
zweischneidigen, breiten und spitzen Messern und Dolchen (Puñal, Cuchillo), die hier in größter Menge hergestellt werden; im
September findet eine Messe statt. Zur Bewässerung und zum Schutz gegen Überschwemmungen dient der Kanal von A.
Alba de Tormes, Distriktsstadt in der span. Provinz Salamanca in Leon, auf einem Hügel rechts vom
Tormes, südöstlich von Salamanca, ist mit Mauern umgeben, hat (1887) 3068 E., 9 Kirchen, 5 Klöster, ein verfallenes Schloß (die
Stammburg der Herzöge von A.) und eine Steinbrücke von 26 Bogen, seit 1469 gehörte es dem Hause Toledo.
Albalonga, Stadt der Latiner in Latium, der Sage nach gegründet von Ascanius, dem Sohne des
Äneas, und mit der Gründungssage Roms verknüpft (s. Romulus), lag auf dem schmalen Bergrücken
zwischen der südöstl. Ecke des Lacus Albanus und dem Mons Albanus lang hingestreckt: daher der Name. Die Stadt war vor
Rom das Haupt des Latinischen Bundes (s. Lateiner) und galt als Mutterort aller latinischen Städte. Von den
Römern wurde sie unter dem Könige Tullus Hostilius zerstört und die Einwohnerschaft nach Rom verpflanzt. Das Bundesfest auf
dem Albanerberge wurde seitdem von Rom aus, das als Vorort an A.s Stelle ↔ trat, begangen. Später ward die
Gegend wieder angebaut, mit Reben bepflanzt und mit prächtigen Villen bedeckt, aus denen das Municipium Albanum, das
heutige Albano (s. d.), entstand.
Alban, Heiliger, der erste Märtyrer Britanniens, geb. zu Verulamium in
Britannien, war in der Jugend einige Zeit in Rom, wurde später zum Christentum bekehrt und während der Christenverfolgung
unter Diocletian 303 hingerichtet. Sein Tag ist der 22. Juni. Nach ihm ist die Stadt St. Albans in England benannt.
Albanergebirge und Albanersee, s. Albano.
Albanesen (albanes. Schkjipetaren; türk.
Arnauten; serb. Arbanasi; griech.
Arvaniten), ein Volksstamm in der europ. Türkei, in Griechenland und Süditalien. In der
europ. Türkei bewohnen die A. hauptsächlich Albanien (s. d.) und Epirus, d. h. das im S. vom Golf von Arta
und Griechenland, im W. vom Adriatischen und Ionischen Meere, im N. von Montenegro, im O. vom Pindus und Schardagh
begrenzte Land. Innerhalb dieser Grenzen finden sich A. im NO. in Altserbien, im O., untermischt mit Bulgaren und Kutsowlachen
(Südrumänen, Zinzaren), in Macedonien. Wegen des Mangels genauer statist. Mitteilungen über die Provinzen des
Ottomanischen Reichs ist es unmöglich, die Zahl der A. genau zu bestimmen. In Südalbanien, welches das Wilajet Jannina mit
den vier Sandschats Jannina, Preveza, Arg?rokastron
(Anmerkung des Editors: unleserlich, wahrscheinlich das heutige Gjirokastra ) und Berat umfaßt, sprachen nach
einer Zählung vom Dez. 1888 von 607705 E. 345720 albanesisch (darunter 264505 Muselmanen und 81215 griech. Christen),
247810 griechisch (darunter 21550 Muselmanen und 1725 Juden), 15125 walachisch. Als nördl. Grenze des südl. Albaniens
nimmt man den Fluß Škumbi an; zwischen diesem und dem Flusse Mati liegt Mittelalbanien, wo sich das albanes. Element am
reinsten findet. Die hier wohnenden A. werden gewöhnlich zu den Gegen gerechnet; in Wahrheit nehmen die hier gesprochenen
Mundarten eine Mittelstellung zwischen dem nördl. (gegischen) und südl. (toskischen) Dialekt ein. Ein Teil von Mittelalbanien mit
den Städten Kavaja, Kroja, Tirana, Durazzo und Pekinje gehört zum Wilajet Skutari, der Rest, namentlich die Sandschaks Matja,
Elbassan, Oberdibra und Unterdibra, zum Wilajet Bitolia oder Monastir. Mittelalbanien hat eine Bevölkerung von etwa 213000
Muselmanen, 8000 griech.-katholischen und 800 röm.-katholischen A., außerdem 18000 gemischte Orthodoxe, 1700 Walachen
und 1000 Zigeuner. Oberalbanien besteht aus den beiden Sandschaks Ljuma und Djakova, die zum Wilajet Kosovo gehören, und
aus dem größern Teile des Wilajets Skutari; in dem letztern sind zwei Teile zu unterscheiden, die Ebene mit den Städten Skutari
und Alessio, und das Bergland, wo die halb unabhängigen Stämme der Mirditen, Dukadschin, Puka, Hotti, Klementi, Kastrati,
Schkrieli u. s. w. wohnen. Hier ist die Mischung mit dem serb. Elemente beträchtlich. Man schätzt die Bevölkerung auf 87000
muselmanische, 78100 röm.-katholische A., außerdem 6100 Serben und 2500 Zigeuner. Viel bedeutender ist die Mischung mit
dem slaw. Elemente in den übrigen Sandschaks des Wilajets Kosovo, die außerhalb der Grenzen des eigentlichen Albaniens
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 316.