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Algérienne – Algier
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Algerien (Litteratur)'
1885); Leroy-Beaulieu, L'Algérie et la Tunisie (Par. 1887): Leroy, L'Algérie et la Tunisie agricoles (ebd. 1886); Billot,
Algérie (moeurs, coutumes, et institutions des indigènes de l', Bd. 1 (1875); Chamagéran,
L'Algérie (Impression de voyage), Bd. 1 (1883); Houdas, L'Ethnographie de l'Algérie (Par.
1886); Burdeau, L'Algérie en 1891 (ebd. 1892); Bignon, La France en Algérie (ebd. 1893).
Kartenwerke: offizielle vom Service géographique de l'armée bearbeitete Karte im
Maßstab 1:50000, erscheint seit 1884; eine geolog. Karte in 1:800000 erschien 1882. Ferner: Rolland, Carte géologique du Sahara,
in 1: 5000000 (Par. 1882), welche die Centralsahara umfaßt;
Carte administrative des voies de communications, Département de Constantine in 1:4000 000 im Auftrage des
Generalgouverneurs. Carte générale de l'Algérie, Département d'Oran 1:8000000 (Par. 1884) von Langlois; Gaultier,
Carte de l'Algérie et de la Tunisie (ebd. 1887).
Algérienne (spr. alschěrĭänn), ein in Algier erzeugtes wollenes Gewebe mit bunten Querstreifen,
zu Zelten, Vorhängen u.s.w. verwendet. In Europa wird unter diesem Namen ein ähnlicher, aber geringerer Stoff in den Handel gebracht.
Algērisches Metall (Métal d'Alger), eine aus
94,5 Proz. Zinn, 5 Proz. Kupfer und etwas Antimon und Wismut bestehende Metalllegierung, die in Frankreich namentlich zur
Anfertigung von kleinen Glocken, Hausklingeln u. dgl. benutzt wird.
Algērische Weine. Die Weine der franz. Kolonie Algerien waren früher teils wegen unpassend ausgewählter
Rebsorten, teils infolge mangelhafter Pflege und Behandlung des Produktes nur sehr wenig wert und der Weinbau dort überhaupt nur ein sehr geringfügiger, so daß
1876 noch 425000 hl Wein eingeführt werden mußten. Obwohl nun der Verbrauch im Lande selbst seit 1876 um ein Viertel sich vermehrt haben mag, sind 1883 nur
215541 hl eingeführt worden und 126076 hl zur Ausfuhr gelangt. Es ergiebt sich hieraus bis 1883 ein Zuwachs der dortigen Produktion um 436000 hl im Werte von 11
Mill. Frs. 1888 betrug die Weinproduktion in Algerien bereits 2728273 hl. Dieser Wein findet sich auch schon auf dem deutschen Markt. Bereits 1884 ging von Algier ein
ganzes Schiff mit Wein befrachtet direkt nach Stettin ab. Der Weinbau wird dort ausschließlich auf Hügeln und Bergabhängen in einer Höhe von 800 bis 900 m ü.d.M.
betrieben. Die aus Bordeauxreben gewonnenen Adéljaweine enthalten 11 Proz. Alkohol, der schwerere dickere
Burgunderadélja 12 Proz.; erstere sind reicher an Tannin als letztere.
Algesimēter (grch.), ein von Björnström erfundenes Instrument, welches zur Prüfung der Schmerzempfindlichkeit dient,
besteht im wesentlichen aus einer Kneifzange, welche mittels einer Skala die Bestimmung des zur Erzeugung von Schmerzempfindung gerade erforderlichen Drucks
einer erhobenen Hautfalte nach Gewichtsgrößen gestattet.
Alghēro, auch Algheri und Algher, feste
Hafenstadt im Kreis A. (43624 E.) der ital. Provinz Sassari, an der nördl. Westküste von Sardinien, auf hohem Felsgestade, an der Nebenbahnlinie Sassari-A. (35 km), ist
Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsulatagenten (Konsulat in Cagliari), hat (1881) 9171, als Gemeinde 10117 E., einen schönen Dom, ein Arsenal mit vielen
Rüstungen, Korallenfischerei, ↔ Indigo- und Weinkultur, Handel. Der Dialekt enthält viel catalonische Elemente. Der Verkehr hat seit dem Aufschwunge
von Porto-Torres, dem Hafen von Sassari, abgenommen. Bei A. erfochten 29. Aug. 1353 die Catalonier und Venetianer einen Seesieg über die Genuesen unter Grimaldi.
Im Westen von A., an der Spitze des Kap Caccia, liegen die zu den schönsten Grotten Europas gehörigen Neptunsgrotten, die
aber wegen der heftigen Brandung nur an ruhigen Sommertagen, und auch dann nur auf Booten und unter Fackelbeleuchtung zugänglich sind.
Algier (spr. alschihr; frz. Alger; span.
Argel; arab. Al-Dschesair, d. h. die Inseln, das
Icosium der Römer, im arab. Mittelalter Mesrana genannt).
1) Das mittlere der drei Departements der franz. Kolonie A. oder Algerien (s. d.), mit der Hauptstadt A., hat
170801 qkm, (1891) 1 468 127 E., darunter 192477 im Territoire Militaire, und zerfällt in die fünf Arrondissements A., Medea, Miliana, Orléansville und Tisiusu
(territoire civil) und in die Subdivisionen Aumale und Medea (territoire militaire). –
2) Arrondissement im Departement A., hat (1891) 519763 E. und 69 Gemeinden. –
3) Hauptstadt des Departements A., zugleich erster Kriegs- und Handelsplatz von Algerien, liegt dicht am Mittelmeer, an der
Westseite einer geräumigen, vom Kap Pescada im W. und Kap Matisu im O. begrenzten, halbmondförmig nach N. geöffneten, herrlichen Bucht. Unmittelbar hinter der
sehr schmalen Strandebene erhebt sich das Hügelland Sahel, im Busarea (fast 7 km im NW. der Stadt) 402 m hoch, mit
subtropischer Vegetation, zahlreichen Gärten, Weinbergen, Kapellen und Grabmälern wunderthätiger Marabuts. Die Stadt steigt aus der Ebene amphitheatralisch an
einem steilen Hügel in Form eines Dreiecks auf, dessen Spitze die Kasbah oder Citadelle (123 m) bildet, und besteht aus zwei verschiedenen Stadtteilen: dem untern
oder europ. und dem obern oder maur. Quartier. In jenem stehen nur noch wenige hervorragende maur. Häuser; fast die ganze Ostseite begrenzt der 1866 vollendete
Boulevard de la Republique, ein 1200 m langer Viadukt auf einer doppelten Reihe von Bogen, unter denen Magazine und Markthallen sich befinden. Auf diesem
Boulevard, dem daran gelegenen Gouvernementsplatz, mit einer Reiterstatue des Herzogs von Orléans, und der zwischen ersterm und dem Nationaltheater sich
öffnenden Place de la République bewegt sich hauptsächlich das Leben der Stadt. Auf dem Boulevard sind fünf Banken, an der Place du Gouvernement die Moschee
el-Dschedid und in unmittelbarer Nähe, auf der kleinen Place Bruce, der Winterpalast des Generalgouverneurs, der erzbischöfl. Palast und die kath. Kathedrale. Die
Place de la République ist von schönen neuen Bauten umgeben. Das ganze Quartier, das schönste der Stadt, ist erst in neuerer Zeit entstanden. Vom
Gouvernementsplatze aus laufen die Hauptverkehrsadern, nach Norden die Rue de la Marine und Rue Bab el-Oued, an deren Ende das an den Jardin Marengo
anstoßende Lyceum sich befindet, nach Süden die Rue Bab-Azoun, alle mit schönen Arkaden. In der Marinestraße befindet sich noch die Moschee el-Kebir, die schönste
der Stadt. Die obere Stadt besteht aus einer Menge von winkligen, mit Treppen versehenen Gassen, die meist nach der Kasbah hinaufführen; die Häuser sind
unscheinbar von außen, im Innern aber oft kostbar ausgestattet. Der neue Stadtteil im S. von der Place de la République
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 398.