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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ammanāti; Ammann; Ammaus; Amme; Ammei; Ammeister; Ammenhausen; Ammenzeugung

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Ammanati – Ammenzeugung

Ammanāti, Bartolommeo, ital. Bildhauer und Baumeister, geb. 18. Juni 1511 zu Settignano bei Florenz, gest. 22. April 1592 in Florenz, machte sich verdient durch die kunstvolle Arnobrücke, Sta. Trinità genannt, dann als Vollender des Palastes Pitti, dessen Hof sein Werk ist, sowie durch andere Bauten, in welchen er eine derbe zum Barock neigende Hochrenaissance anwendete. Weniger glücklich war er als Bildhauer; sein kolossaler Neptun am Brunnen des Platzes der Signoria zu Florenz ist mehr wuchtig als großartig. Dieser Fehler ist auch an den spätern Werken A.s (dem Hercules von Padua, den Grabdenkmälern) sichtbar, doch blieb ihm eine große Sicherheit in der Körperbildung u. s. w. eigentümlich. Außer Florenz besitzen Pisa, Padua, Venedig, Rom und Neapel Werke von ihm.

Ammann, soviel als Obmann, Amtmann, ist in der Schweiz in mehrern Kantonen, besonders in Graubünden, die Bezeichnung für die Bezirks- und Gemeindevorsteher, welche jedoch mehr und mehr dem modernen Titel «Präsident» Platz macht. Der Titel Landammann für Regierungspräsident ist noch in den Kantonen St. Gallen, Aargau, Glarus, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Zug, Solothurn und Appenzell gebräuchlich.

Ammaus, soviel wie Emmaus (s. d.).

Amme, eine weibliche Person, welche ein fremdes Kind säugt (stillt). Es ist Pflicht jeder Mutter, ihr Kind selbst zu stillen, und nur wirkliche Krankheit oder absolutes Unvermögen der Mutter rechtfertigt das Annehmen einer A., das allerdings der künstlichen Auffütterung bei weitem vorzuziehen ist. Die Wahl der A. erheischt die größte Vorsicht und eine gründliche ärztliche Untersuchung, die sich auf den Gesundheitszustand im allgemeinen, auf die Entwicklung der Brustdrüse nebst Warze im besondern sowie auf Menge und Beschaffenheit der Milch zu erstrecken hat. Diese Maßregel ist deshalb dringend zu empfehlen, weil die A. einen Unkundigen leicht über ihre Fähigkeiten täuschen, andererseits mit Krankheiten (Skrofulose, Tuberkulose, Syphilis) behaftet sein kann, die für das Kind in hohem Grade gefährlich sind. Zu dieser Untersuchung sollte die A., wenn irgend möglich, ihr eigenes Kind mitbringen, weil der Arzt aus dessen körperlicher Beschaffenheit wichtige Schlüsse auf die Fähigkeit der A. ziehen kann. Man wählt gern eine A., deren Entbindungstag der Geburt des ihr anzuvertrauenden Kindes um einige Wochen vorangeht; doch darf der Unterschied nicht zu groß sein, da die Milch sich im Laufe der Stillungsperiode dem gesteigerten Nährbedürfnisse des Kindes entsprechend ändert und so ihrem Nährwerte nach entweder nicht genügt oder zu gehaltreich und daher unverdaulich sein kann. Nächst der Gesundheit verdient der Charakter der A. ganz besondere Berücksichtigung. Eine leichtsinnige, böswillige, unordentliche A. kann dem Säugling einerseits den größten materiellen Schaden bringen, andererseits aber auch, besonders in den spätern Monaten, seine innere Entwicklung durch Angewöhnung von Unarten schädigen. Dagegen ist die Meinung, daß der Säugling mit der Milch zugleich den Charakter der A. in sich aufnehme, durchaus unbegründet. Da eine A., die schon früher einmal geboren hat, sich auf das Stillungsgeschäft und auf die Kindespflege besser versteht als eine solche, die zum erstenmal Mutter geworden, so wählt man lieber erstere als letztere. Eine A. unter 20 und eine solche über 35 Jahre sind nicht zu empfehlen, erstere wegen ihrer Unerfahrenheit, letztere wegen der meist mangelhaften Beschaffenheit der Milch; bei eintretendem Monatsfluß ist es rätlich, die A. zu wechseln oder das Kind zu entwöhnen. Den A., vorzüglich den an derbe Kost und thätiges Leben gewöhnten Landammen, welche man ihrer kräftigern Gesundheit wegen den Städterinnen mit Recht vorzieht, kann leicht eine schroffe Veränderung der Lebensweise schädlich werden. Dazu kommt noch, besonders wenn sie nicht rücksichtsvoll behandelt werden, leicht eine Gemütsverstimmung infolge von Heimweh, Sorge um das eigene Kind u. dgl. Man gewöhne also die A. langsam an die veränderte Kost und wähle für sie einfache, aber kräftige Speisen. Man weise ihr hinreichende, aber nicht schwere Beschäftigung zu und lasse sie auch bei rauhem Wetter die frische Luft genießen. Man nehme ferner Anteil an ihren persönlichen Verhältnissen und behandle sie zwar streng, aber doch in milder Form. (Weiteres s. Säugling.)

Amme, in der Zoologie, s. Ammenzeugung.

Ammei, Pflanzengattung, s. Ammi.

Ammeister, in Straßburg früher der Vorstand des Rates, ursprünglich Vertreter der Zünfte.

Ammenhausen, Konrad von, Lehrdichter, aus dem thurgauischen Weiler A., geb. um 1280, vollendete 1337 als Mönch und Leutpriester in dem hegauischen Städtchen Stein am Rhein sein «Schachzabelbuch» (s. Zabel), deutsche Bearbeitung des lat. allegorischen Schachbuches des Lombarden Jacobus de Cessolis (hg. von Vetter, Frauenf. 1891).

Ammenzeugung, ein eigentümlicher Vorgang bei der Entwicklung niederer Tiere, der zuerst von Chamisso entdeckt, dann besonders durch die Untersuchungen Steenstrups und von Siebolds näher bekannt wurde. Bei der A. bringen ungeschlechtliche, von ihren geschlechtlichen Eltern als «Ammen» unterschiedene Individuen eine Nachkommenschaft hervor, welche sich entweder wieder zu Geschlechtstieren entwickelt, mithin ihren Großeltern gleich oder ähnlich wird, oder sich abermals als «Großamme» ungeschlechtlich fortpflanzt, so daß erst ihre Nachkommen wieder zu Geschlechtstieren werden, mithin die Urenkel den Urgroßeltern gleichen. Dabei können die Ammen und Geschlechtstiere einander sehr ähnlich sein (Salpen) oder (Medusen, Saugwürmer) sehr voneinander abweichen. (S. Generationswechsel.) Man hat wohl auch die ungeschlechtlich sich fortpflanzenden Generationen von Gliedertieren (z. B. der Blattläuse) als Ammen bezeichnet, doch nennt man diese jetzt richtiger agame (durch Jungfernzeugung sich fortpflanzende) Weibchen und beschränkt den Begriff der Ammen auf die Tiere, die innere oder äußere Knospen, aber keine Eier erzeugen. Die Ammen können sehr verschieden organisiert sein; bald sind sie nur einfache, kontraktile Keimschläuche, bald auch mit einem Darm und innerm Keimstock versehen, bald, wie bei den Salpen, durchaus ebenso hoch organisiert wie die Geschlechtstiere selbst, die den Typus der Art darstellen. Ja, es können selbst bei den Ammen wieder verschiedene Generationsfolgen stattfinden, indem es Ammen giebt, die sich durch Teilung oder Sprossung als solche vervielfältigen, wahrscheinlich dann unter äußern Bedingungen, denen sich die Erzeugung der neuen Keime anpaßt. Um die Aufhellung dieser zum Teil noch dunkeln Vorgänge in der Entwicklungsgeschichte haben sich nach Steenstrup, der zuerst die einzelnen bekannten Thatsachen zu einem Bilde vereinigte, in