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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Annaten; Ännchen von Tharau; Annecy; Annehmen; Annektieren; Anneliden; Annen; Annenbrüder; Annenheim; Annenkow

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Annaten - Annenkow (Nikolaj Iwanowitsch)

Annaten, die für die nicht in consistorio erfolgende Verleihung einer Kirchenpfründe an den päpstl. Stuhl zu zahlenden, nach besondern Taxen normierten Abgaben. Früher nur außerordentlich oder transitorisch, wurden sie seit Bonifacius IX. in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh., seit welcher Zeit auch erst der Name A. aufkam, zu einer regelmäßigen, teils in dem ganzen Jahresertrage einer Pfründe (daher der Name), teils in der Hälfte desselben bestehenden Steuer. So bildete sich im Gegensatz zu dem kirchlichen Grundsatze, daß geistliche Güter nicht gegen Geld oder Geldeswert verliehen werden dürfen, ein förmliches und mit äußerster Strenge gehandhabtes Besteuerungssystem, wonach von den vom Papste im Konsistorium präkonisierten Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten die im einjährigen Ertrage bestehenden servitia communia und daneben noch als Kanzleigebühren die servitia minuta, von den niedern, jedoch über 24 Goldgulden angesetzten Pfründen die A. im eigentlichen Sinne, und endlich von allen für immer unierten Pfründen alle 15 Jahre die quindennia gegeben werden sollten. In Deutschland sind die beiden letzten Arten der A. nie sehr praktisch geworden, und über die servitia gab es fortdauernde Streitigkeiten bis zur Auflösung der deutschen Kirchenverfassung infolge des Reichsdeputationshauptschlusses. Ähnlich steht es in Frankreich, Spanien, Belgien und Polen. Die eine Zeit lang auch für vakante Pfründen im halben Jahresbetrage zu zahlenden A. sind durch den Papst Martin V. bereits 1418 aufgehoben worden.

Ännchen von Tharau, s. Dach (Simon).

Annecy (spr. annßih), 1) Arrondissement im franz. Depart. Haute-Savoie, hat (1891) 82 761 E., 99 Gemeinden und 7 Kantone: Alby (7869 E.), A. Nord (232,35 qkm, 20 360 E.), A. Sud (148,68 qkm, 13 101 E.), Faverges (7625 E.), Rumilly (170,91 qkm, 16 362 E.), Thones (10 347 E.), Thorens (7097 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart. Haute-Savoie (Hochsavoyen) und Arrondissements A., 36 km südlich von Genf, in 448 m Höhe am Nordrande des gleichnamigen Sees, in der fruchtbaren, von Weinbergen umgebenen Ebene des Fier, an den Linien Annemasse-A. (55 km) und Aix-A. (40 km) der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 9119, als Gemeinde 11 947 E., neue im Pariser Kasernenstil erbaute Quartiere neben winkligen, alten Straßen mit Säulengängen, eine 1523 erbaute Kathedrale, eine got. Mauritiuskirche mit schön geschnitztem Hochaltar, Präfekturgebäude, einen alten und neuen bischöfl. Palast, alte Burg der Grafen von Genevois (jetzt Kaserne), Rathaus mit archäol. und technolog. Museum (über 10 000 Medaillen), Bibliothek (12 000 Bände), Lyceum. A. hat in Garnison das 30. Infanterieregiment und das 11. Jägerbataillon und ist Sitz der 55. Infanteriebrigade. Die Wasserkraft der drei die Stadt durchschneidenden Kanäle (les Thioux), die die Gewässer des Sees dem Rhônezufluß Fier zuführen, hat A. zum Mittelpunkt des savoyischen Gewerbfleißes gemacht; es bestehen Baumwoll- und Wollspinnereien und Webereien, Seiden-, Papier- und Parkettfabriken, Glashütten, Eisen- und Messerschmieden und sehr besuchte Märkte. - A., lat. Annesium, ist röm. Ursprungs und wird urkundlich zuerst unter Kaiser Lothar 867 erwähnt. Vom 10. bis 15. Jahrh. Sitz des Grafen von Genevois, ging die Stadt 1401 an Savoyen über und mit diesem 1860 an Frankreich. Bei der Reformation von Genf (1535) wurde der Sitz des Bischofs und Domkapitels hierher verlegt; der bekannteste Bischof ist der heil. Franz von Sales (1602-22), der im Kloster de la Visitation beigesetzt ist.

Der See von A. ist 14 km lang, bis 3½ km breit, 27 qkm groß, bis 80,6 m tief, mit einer mittlern Temperatur von 4 bis 5° C. und fischarm; seine Ufer bestehen aus grünen Wiesen- und Rebgeländen mit Baumgruppen, Dörfern und Villen und werden überragt von den Bergketten der Tournette (2357 m) und des Mont-de-Veyrier im O., der Montagne-de-Semnoz (dem "Rigi" Savoyens) mit dem Crêt-de-Châtillon (1704 m) und dem Cret-du-Maure im W. Ein Dampfboot vermittelt den Verkehr der Uferorte.

Annehmen, in der Jägersprache von angeschossenen Hirschen oder Sauen: auf den Jäger losgehen; vom Wilde: die Fütterungen, Salzlecken und Äsungsplätze besuchen; vom Hunde: ihn an die Leine binden.

Annektieren (lat.), einverleiben, s. Annexion.

Anneliden, s. Gliederwürmer.

Annen, Hauptort der Samtgemeinde Annen-Wullen und Ardey, Landgemeinde im Kreis Horde des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, in 102-205 m Höhe, an felsigem Abhänge des Gebirges Ardey (s. d.), an den Linien Langendreer-Löttringhausen und Dortmund-Hagen der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 8342 E., evang. und kath. Kirche, 2 Bahnhöfe, 5 Schulen, 1 Pflegeanstalt für Kranke, Sieche und Waisen; 2 Steinkohlenzechen, 2 Glashütten, 2 Gußstahlwerke, 1 Kleineisenfabrik, 1 Fabrik feuerfester Produkte, Ringofenziegelei und mehrere Steinbrüche.

Annenbrüder, s. Anna, die Heilige.

Annenheim, Kuranstalt in Kärnten, s. Ossiach.

Annenkow, Michael Nikolajewitsch, russ. General, geb. 12. Mai (30. April) 1835 in Petersburg, nahm 1863-66 an den Kämpfen und an der Verwaltung in Polen teil und erwarb sich später große Verdienste um das russ. Eisenbahnwesen, namentlich um die Truppendislokationen auf den Eisenbahnen. 1870 ward er zur preuß. Feldarmee kommandiert und veröffentlichte darüber "Bemerkungen und Betrachtungen eines russ. Offiziers" (russisch, Petersb. 1871; deutsch Berl. 1871). Im Russisch-Türkischen Krieg (von 1877 bis 1878) leitete A. die Truppentransporte im Rücken der Donauarmee. 1880 nahm er an der Expedition gegen die Teke-Turkmenen teil. Hierbei führte er die Erbauung der Eisenbahn vom Kaspischen Meer bis Kisil-arwat aus, die er dann 1885-88 bis Samarkand weiter führte (s. Transkaspische Eisenbahn). In der Zwischenzeit war ihm die Erbauung der strategischen Bahnen im Poljessje-Gebiet (Westrußland) übertragen. 1892 wurde er zum General der Infanterie und Leiter des Baues der Bahn Samarkand-Taschkent ernannt.

Annenkow, Nikolaj Iwanowitsch, russ. Botaniker und Landwirt, geb. 1819, studirte ^[richtig: studierte] in Moskau, war 1853-63 Direktor der Landwirtschaftlichen Schule in Moskau, dann bis 1875 Direktor der Gartenbauschule in Uman und des Gartens zu Sofiewka. Zugleich war er Direktor der Acclimatisationsgesellschaft in Rußland. Er starb 21. (9.) Aug. 1889 in Petersburg. A. gab ein Herbarium der Moskauer Flora ("Flora mosquensis exsiccata") heraus, schrieb " Observations sur la floraison de quelques plantes cultivées, faites à Moscou pendant les années 1844-48", "Kursus der Waldwirtschaft" (russisch, Moskau 1851). Sein "Botan. Wörterbuch" ("Botaničeskij Slovaŕ", 3. Aufl., Moskau 1878) ent-^[folgende Seite]