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Astrum - Astura
daß Moses bei Abfassung der Genesis verschiedene Urkunden oder Quellenschriften benutzt habe. Diese Beobachtung legte er in der anonym erschienenen Schrift nieder: «Conjectures sur les mémoires origineaux, dont il parait que Moise s'est servi por composer le livre de la Genèse» (Brüss. 1753). Er hat dadurch den Anstoß zur Entstehung der Pentateuchkritik gegeben.
Astrum (lat., Mehrzahl), Stern, Gestirn.
Ästuarium, Flutmündung, offene oder hohle Mündung, Trichtermündung, schon bei den Römern ein Wasserbecken, das mit Ebbe und Flut in Beziehung stand. Die neuern Geographen bezeichnen mit diesem Worte, im Gegensatz zu den Deltabildungen, die breiten, offenen, meerbusenartigen Mündungen der Ströme, in denen sich Ebbe und Flut geltend machen, sowie die trichterförmig ins Land einschneidenden Meerbusen, z. B. den des La Plata. Während die Deltas, die sich an den Mündungen vieler Ströme teils in den Ocean, teils in größere Binnenmeere hinein gebildet haben, durch allmähliche Ablagerung von Sedimenten, die das Stromwasser aus dem Binnenlande herabführt, entstanden sind, bleiben die Ästuarien von jeder Art von Sedimenten frei, indem die etwa an der Strommündung abgesetzten Materialien durch den Ebbestrom mit großer Gewalt fortgerissen werden. Die Sedimente gelangen auf diese Weise ins Meer hinaus und bilden in der Gegend der Strommündungen auf dem Grunde desselben Ablagerungen feinen Schlammes, sog. Schlick, oder häufen sich sogar zu Barren auf. Meeresströmungen führen diesen Schlamm auch weiter und lagern ihn längs der benachbarten Küsten ab. Dies geschieht namentlich vor dem Ä. des Amazonenstroms, dessen Schlamm sich nördlich an den Wüsten absetzt und damit zur Versumpfung derselben Veranlassung gegeben hat. Andere Beispiele solcher Ästuarien liefern der Lorenzstrom, der Ob, Jenissei, die Elbe, Weser, Themse, Severn, Tajo, Gabun, La Plata u. s. w. Die Form der Ästuarien wird durch die Gezeiten beeinflußt. Das Flußwasser wird durch das eindringende spezifisch schwerere Meerwasser nach oben gedrängt und sucht infolgedessen an Breite zu gewinnen, was es an Tiefe einbüßt. Dadurch wird die Mündung trichterförmig erweitert. Wichtig für die Bildung der Ästuarien sind Küstenströmungen, das Verhältnis der Strom- zur Flutkraft, etwaige Senkungen der betreffenden Küste, vorherrschende Witterung und Sturmfluten (s. Watt).
Ästung, Aufastung, in der Forstwirtschaft die Entnahme von Ästen stehender Bäume. Jenachdem bereits abgestorbene, trockne oder noch lebende, grüne Äste entfernt werden, unterscheidet man Trocken- und Grünästung. Erstere erfolgt nur zum Zwecke der Erziehung astreinen, technisch besonders brauchbaren Holzes. Denn da infolge Lichtmangels und ungenügender Ernährung, namentlich im geschlossenen Bestand, die untern Äste der Bäume allmählich absterben und abbrechen, so bleiben in der Regel mehr oder weniger lange Stummel am Baumschaft, die von den sich alljährlich am Schaft neu bildenden Jahresringen allmählich in den Holzkörper eingeschlossen werden und, wenn sie faul sind, oft die Fäulnis in das Innere des Baums übertragen, ehe dieser die Astwunde durch Überwallung zu umschließen vermag. Abgestorbene, aber nicht faule, sondern mit Harz durchdrungene Stummel schließt der wachsende Holzkörper zwar allmählich ohne Fäulnis ein, sie fallen jedoch oft aus den geschnittenen Brettern heraus, wodurch der Wert feinerer Schnittwaren wesentlich beeinträchtigt wird. Soll die Trockenästung ihren Zweck erfüllen, so muß sie bereits an jungen Bäumen vorgenommen und der Schnitt mit der Säge dicht am Baumschaft ausgeführt werden. Die Grünästung kann außer der Erziehung astreinen Holzes die Zuführung von mehr Licht zum Unterwuchs bezwecken. Fast immer hat sie einen vermindernden Einfluß auf den Massenzuwachs des Baums, um so stärker, je mehr Äste man auf einmal entfernt. Um die Überwallung der Schnittwunde zu fördern, muß der Schnitt ebenfalls dicht am Schaft geführt und sehr vorsichtig dabei verfahren werden, damit die Rinde an letzterm nicht einreiße. Stärkere Äste schneidet man am besten erst etwas entfernt vom Schaft unter Belassung eines Stummels ab, den man dann durch einen zweiten schnitt entfernt. Die Schnittwunde ist sofort mit Steinkohlenteer zu überstreichen, um das Vertrocknen des bloßgelegten Holzkörpers und die dadurch bedingte Entstehung von Rissen auf der Wundfläche sowie das Eindringen parasitischer Pilze zu verhindern. Die Überwallung der Wunde erfolgt durch unter der Rinde hervortretendes Cambium am meisten von den Seiten und von oben. Die sich allmählich bildende Überwallungsschicht verwächst nicht mit der Wundfläche, sondern überdeckt dieselbe nur mechanisch. Die beste Zeit für die Ä. ist der Herbst und Vorwinter, erstens, weil ein erfolgreiches Teeren, d. h. das Eindringen des Teeres in das Holz, nur dann möglich ist, wenn der Holzkörper verhältnismäßig wasserarm ist; zweitens, weil sich zur Zeit der Vegetationsruhe die Rinde nicht leicht vom Holzkörper trennt, eine solche Trennung aber, die im Frühjahr beim Abschneiden eines Astes, selbst wenn dieser zuerst von unten angeschnitten wird, namentlich leicht am untern Wundrande entsteht, die Bildung des Überwallungsringes verhindert oder verlangsamt. Erfolgt die Ä. nur zum Zwecke der Pflege eines Unterwuchses, z.B. des Unterholzes im Mittelwalde, so ist es zweckmäßig, bei breitkronigen Laubhölzern sehr starke Äste nur zu kürzen, d.h. unter Belassung eines Aststummels abzuschneiden, letzterer muß aber groß genug sein, um sich lebend erhalten zu können. Die Entnahme oder das Einstutzen von Ästen beim Versetzen stärkerer Pflanzen, um deren Astmasse mit der durch das Ausheben bedeutend verminderten Wurzelmasse in richtiges Verhältnis zu setzen, beißt Beschneiden. So sagt man auch, wenn man der Krone jüngerer Laubhölzer durch Einstutzen der Äste eine zweckmäßige, pyramidale Form geben will, oder wenn man Zwieselbildungen oder andere, eine gute Schaftform einst hindernde Äste von jungen Bäumen abschneidet.
Astur, der Habicht.
Astura, kleiner Fluß in der ital. Provinz Rom, entspringt auf den Höhen bei Belletri, tritt nach kurzem Lauf in die Niederung, durchstößt den nördlichsten Teil des Pontinischen Sumpflandes in südwestl. Richtung und mündet südlich von Nettuno in das Tyrrhenische Meer. Unweit der Mündung stehen die Reste eines mittelalterlichen Kastells mit einem in das Meer hineingebauten Turm (Torre d'A.); in demselben suchte Konradin von Schwaben nach der unglücklichen Schlacht bei Tagliacozzo 1268 vergeblich Schutz bei Jacopo Frangipani. Viele vornehme Römer (z. B. Cicero) hatten im Altertum hier ihre Landhäuser.