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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Auvergne; Au voleur; Auwers

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Auvergne - Auwers

Titels für Gallien und Britannien unter Kaiser Gallienus, völlig zerstört, im 4. Jahrh. von Konstantin d. Gr. wieder erbaut, 356 von Julianus gegen die Alamannen entsetzt, 725 von den Arabern geplündert und 888 von den Normannen verwüstet. Noch finden sich zu A. mancherlei Ruinen von röm. Tempeln und Thoren, Ruinen eines Theaters und eines Amphitheaters, ein großer viereckiger Turm, ein Mauerstück vom Apolloturm, Reste von 11 röm. Heerstraßen und von noch gut erhaltenen röm. Stadtmauern. Zu A. wurden 670, 1055, 1077 und 1094 Konzile abgehalten; durch das letzte wurde der franz. König Philipp Ⅰ. exkommuniziert wegen Verstoßung seiner Gemahlin Bertha. Auch war A. der Bischofssitz Talleyrands. – Vgl. Thomas, Histoire de l'antique cité d'A. (Autun 1846).

Auvergne (spr. owärnj), südfranz. Landschaft, zwischen den alten Provinzen Bourbonnais, Marche, Limousin, Guyenne, Languedoc und Lyonnais, führte früher den Titel einer Grafschaft und war vor der Revolution ein besonderes Gouvernement, aus dem dann die beiden Depart. Cantal und Puy-de-Dôme und das Arrondissement Brioude im Depart. Haute-Loire gebildet wurden, die zusammen etwa 14000 qkm mit 881900 E. umfassen. Zwischen dem Allier und dem obern Lauf der Dordogne und des Lot erhebt sich die A. als ein Hochland, zu dem man über die Vorterrassen von Bourbonnais, Limousin und Rouergue aus den westl. Tiefebenen aufsteigt, während es im Osten an die Cevennen und die Centrallandschaft des südl. Hochfrankreichs gelagert ist. Nicht allein der plateauartige Charakter der kahlen Oberfläche und die kegel- und domförmige Gestaltung der Gipfel verrät die vulkanische Bildung, sondern auch die mächtigen, aus einer Granit- und Gneisplatte hervorbrechenden Basalt- und Trachytmassen, wie andere Schlackengesteine lassen hier einen Hauptherd der eruptiven Thätigkeit suchen. Unter den Bergen, erloschenen Vulkanen, sind am bedeutendsten der Plomb-du-Cantal (1858 m), der Puy-de-Sancy der Gruppe Mont-Dore (1886 m) und der Puy-de-Dôme (1465 m). Nach einer natürlichen Einteilung zerfällt die A. in die südl. Oberauvergne (Haute-Auvergne) und die nördl. Niederauvergne (Basse-Auvergue), in welcher letztern am linken Ufer des Allier die Thallandschaft Limagne durch besondere Fruchtbarkeit ausgezeichnet ist, während die erstere, von vulkanischen Felsmassen bedeckt und von tiefen Schluchten durchzogen, eine großartige, aber unfruchtbare Landschaft darbietet. Mit der fast das ganze gleichnamige Departement erfüllenden Basaltmasse des Cantal beginnt im Süden die höchste und rauheste Landschaft des innern Frankreichs mit mehr als 600 erloschenen Vulkanen. Das Klima ist in den Berggegenden kälter, als man für die südl. Lage bei geringerer Höhe erwarten darf, und wütende Sturmwinde sowie heftige Gewittererscheinungen sind häufig; in den tiefern Thälern macht sich der Sommer oft durch drückende Hitze geltend. Die mit Eruptivgestein bedeckten Plateaus sind öde, in den Hängen und Thälern aber ist der aus verwittertem vulkanischem Gestein bestehende Boden sehr fruchtbar und bringt viel Getreide, Gartenfrüchte, schönes Obst, Wein, im Süden die Kastanie und nördlich die Walnuß im Überfluß hervor; auch finden sich ausgedehnte, kräftige Waldungen. Der Ackerbau ist teilweise vernachlässigt, die Viehzucht dagegen gut, und besonders die Mauleselzucht ausgezeichnet. Außer an den gewöhnlichen Haustieren ist die A. reich an Wild, Geflügel, Fischen und Bienen. Neben reichlichen und guten Bau- und Mühlsteinen finden sich auch nützliche Metalle, wie Eisen, Blei, Kupfer, Spießglanz u. s. w., ebenso ergiebige Steinkohlenlager und eine Menge kräftiger Mineralwässer. Die Auvergnaten sind roh, arm und unwissend, aber rechtschaffen und fleißig. Sie leben als Hirten und Ackerbauer und wandern nach Paris als Arbeiter aus. Im Lande selbst wird Weberei, Gerberei und Papierfabrikation betrieben. Die Hauptstädte der A. sind südlich Aurillac, nördlich Clermont. ^[Spaltenwechsel]

Das Land hat den Namen von den alten Arvernern, die ihre Gebirgsfeste unter Vercingetorix lange gegen Cäsar verteidigten, wie später gegen die Goten, Burgunder und Franken, mit denen sie sich endlich vermischten. Unter den Karolingern, bis 928, hatte die A. Grafen. Die Grafschaft ward später ein Afterlehn von Guyenne, von dessen Herzog sich die Nachkommen des Grafen Raymund unabhängig machten. Eine Zeit lang spaltete sich die Familie in Dauphins und Grafen von A., die sich in das Land teilten, bis 1128 Ludwig von Montpensier beide Anteile durch Heirat vereinigte. Guido Ⅱ. verlor das Lehn 1209 an König Philipp August, der es den Dampierres verlieh, von denen es 1225 auch wieder an die Krone fiel. Alfons von Poitou, dritter Sohn Ludwigs Ⅷ., erhielt die A. als Apanage, und Ludwig Ⅺ. gab Wilhelm de la Tour die Anwartschaft darauf. Es fiel aber nur ein kleiner Teil der A. an das Haus La Tour, das sich seitdem De la Tour d'A. nannte. Wiederholt war dann die Grafschaft A. Apanage oder Mitgift von Prinzen und Prinzessinnen des königl. Hauses, bis sie endlich, nach dem Übertritt des Connétable von Bourbon zu Kaiser Karl Ⅴ., 1532 für immer an die Krone kam. Der kleine Anteil des Hauses La Tour ging durch Erbschaft an Katharina von Medici über und ward von ihrer Tochter, Margarete von Valois, der Krone abgetreten. – Vgl. Bielawski, Histoire de la comté d'A. (Clerm. 1868); Imberdis, Histoire générale de l'A. (ebd. 1868); Bouillet, Histoire des communautés, des arts et metiers de l'A. (ebd. 1857); Scrope, Geology and extinct volcanoes of Central France (Lond. 1858); Lecoq, Les Époques géologiques de l'A. (5 Bde., Par. 1868); Rivière, Histoire des institutions de l'A. (2 Bde., ebd. 1874); Joanne, Itinéraire général de la France: A. (ebd. 1874); Mathieu, L.'A. anté-historique (Clerm.1875); Partsch, Eine Wanderung in der A. (im «Ausland», 1892).

Au voleur (frz., spr. o wollöhr), auf den Dieb! haltet den Dieb!

Auwers, Arthur, Astronom, geb. zu Göttingen 12. Sept. 1838, war 1859–62 Assistent an der Königsberger Sternwarte, dann auf der Sternwarte zu Gotha thätig und wurde 1866 Astronom der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften in Berlin, an deren physik.-mathem. Klasse er seit 1878 ständiger Sekretär ist. A. vollendete bereits 1857 seine Bearbeitung der Nebelbeobachtungen Wilhelm Herschels. In Königsberg führte er die von Bessel mit dem Heliometer begonnenen Untersuchungen über Stellarastronomie weiter. Ferner sind hervorzuheben die «Untersuchungen über veränderliche Eigenbewegungen der Fixsterne» (Lpz. 1868), die neue Bearbeitung der Greenwicher Fixsternbeobachtungen von 1750 bis 1762, vermittelst deren Bessel die «Fundamenta astronomiae» herstellte, seine fundamentalen Fixsternkataloge und Untersuchungen über zahlreiche Sternkataloge, seine umfangreiche Thätigkeit für