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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bamberg (Stadt)

1300 Israeliten, in Garnison das 5. Infanterieregiment Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und das 1. Ulanenregiment Kaiser Wilhelm II., König von Preußen. Die Zahl der Geburten betrug (1890) 1043, Sterbefälle 975, Eheschließungen 293.

^[Abb.]

Anlagen, Straßen, Plätze, Denkmäler. Von den acht Brücken, die den Verkehr zwischen den einzelnen Stadtteilen vermitteln, ist die nach dem nordöstl. neuern Stadtteile führende Ludwigsbrücke 1891 in Eisenkonstruktion mit 75 m Spannweite neu erbaut, die obere Brücke 1452-55 von Forchheimer aus Stein errichtet mit einem steinernen Crucifix von 1715, die Sophien- (1867), Luitpold-(1889), Markus- (1887), die untere (1858), die Geyerswörth- und Nonnenbrücke (1850) aus Eisen. Die Zahl der öffentlichen Plätze ist gering: der Maximiliansplatz mit einem monumentalen Brunnen (1880 von Miller-München ausgeführt), auf der Stelle der 1803 abgebrochenen alten St. Martinskirche; der Brunnen mit Bronzestandbildern des Königs Maximilian I. Joseph, der Kaiser Konrad III. und Heinrich II., der Gemahlin des letztern, Kunigunde, und des Bischofs Otto des Heiligen; der Schönleinsplatz mit Denkmal des Arztes J. L. Schönlein (gest. 1864) von Zumbusch in Wien gefertigt, 1890 mit einem Springbrunnen geschmückt; der Grüne Markt (Gemüsemarkt) mit einem Neptunsbrunnen (1698 errichtet); der Karolinenplatz, den die neue und alte Hofhaltung sowie der Dom umgeben, mit dem 1865 errichteten Bronzestandbild des Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal (gest. 1795), nach Widnmanns Modell von Miller gegossen, der 1885 angelegte Schillerplatz und der neue (1890) Marien- und Markusplatz mit Springbrunnen und einer vom Bildhauer Fritz Christ in B. modellierten Bronzefigur.

Kirchen. B. hat 14 Kirchen, darunter eine evangelische, ferner eine Synagoge. Sehenswert ist vor allem die von Kaiser Heinrich II. 1004 begründete, nach dem Brande von 1081 in ihrer gegenwärtigen Gestalt neu aufgebaute und 1237 geweihte Domkirche (s. Tafel: Deutsche Kunst II, Fig. 9) mit vier achtstöckigen Türmen (81 m), welche zu den schönsten Denkmälern aus der Übergangszeit vom roman. zum got. Baustil gehört. Die östl. Türme zeigen rein roman. Formen, die beiden westlichen den Einfluß der franz. Frühgotik. Die Kirche ist 95,15 m lang, 28,51 m breit, 26,56 m hoch; sie besitzt ein schönes Hauptportal und innen außer ältern und neuern Kunstwerken das vom Würzburger Bildhauer Tilman Riemenschneider aus marmorartigem Kalkstein gearbeitete, 1513 vollendete Grabmal Kaiser Heinrichs II. (gest. 1024) und seiner Gemahlin Kunigunde (gest. 1038) in der Mitte des Hauptschiffs, ferner das Reiterstandbild König Konrads III. und das Grabmal des Fürstbischofs Georg II. (gest. 1505) von Peter Vischer im Ost- oder Georgenchor, den Marmorsarkophag des Papstes Clemens II. (vorher Bischof Suitger von B.) und andere Grabmäler von Bischöfen im West- oder Peterschor. Die Kapellen und die Schatzkammer des Doms enthalten viele Reliquien und Kunstwerke. (Vgl. Beschreibung der bischöfl. Grabdenkmäler in der Domkirche zu B., Nürnb. 1827.) Die Kirche zu Unserer Lieben Frauen oder Oberpfarrkirche, 1320-87 erbaut, mit einem von Veit Stoß 1523 verfertigten Altar; die St. Jakobskirche, die dem 1073 vom Bischöfe Hermann gestifteten, 1803 aufgelösten Stifte St. Jakob gehörte; die schöne St. Martinskirche, 1686-1720 nach Plänen des Jesuiten Andr. Pozzo im Barockstil erbaut, mit Kuppel, Tonnengewölbe und Turm (55 m). Daran stößt der Martinspfarrhof, ehemals Jesuitenkollegium nebst Universität, jetzt königl. Lyceum. Andere Kirchen sind die 1889 erbaute Wunderburger Kirche, die zu St. Gangolf und zu St. Stephan. Letztere wurde 1808 den Protestanten überlassen. Die reiche, von Kaiser Heinrich II. gestiftete Benediktinerabtei St. Michaelsberg mit der St. Michaelskirche, einer roman. Pfeilerbasilika des 12. Jahrh, mit got. Zuthaten, im 18. Jahrh, im Barockstil, 1889 abermals erneuert, mit dem Grabmal Ottos des Heiligen (gest. 1139), im 14. Jahrh, errichtet, ward 1803 zum Versorgungshaus für arme Bürger (Ludwigshospital) und die dazugehörige Propstei St. Getreu zur Irrenanstalt umgewandelt. Von Klöstern, deren größter Teil zu andern Zwecken benutzt wird, besteht nur noch ein Stift der Englischen Fräulein mit Mädchen-Erziehungsanstalt, ein neuerbautes der Franziskaner und Filialinstitute der Barmherzigen sowie der Niederbronner Schwestern.

Weltliche Gebäude. Das auf der obern Brücke 1744-56 aufgeführte Rathaus, mit barocken Fresken bemalt und einem alten Turme mit Rokokobalkonen; die alte Hofhaltung oder alte Residenz, im 16. Jahrh. erbaut an Stelle der gräfl. Babenbergschen Burg, wo der gefangene Langobardenkönig Berengar starb (966) und Otto von Wittelsbach den König Philipp von Schwaben erschlug (21. Juni 1208); die neue ehemalige fürstbischöfl. Residenz, auf dem Domberge, 1698-1708 von Lothar Graf von Schönborn erbaut, von wo Napoleon am 6. Okt. 1806 die Kriegserklärung gegen Preußen erließ, 1806-37 Wohnsitz des Herzogs Wilh. von Bayern, Schwiegervaters des franz. Marschalls Berthier, Fürsten von Neuschatel, der sich 1. Juni 1815 beim Einzug der russ. Truppen zum Fenster des Schlosses herausstürzte, 1863-67 Wohnsitz des Königs Otto von Griechenland und bis 1875 seiner Gemahlin Amalie; jetzt befindet sich darin das Kreisarchiv für Oberfranken; das Geyerswörthschloß, ehemaliges fürstbischöfl. Schloß, jetzt Oberlandesgericht; die Realschule, das Gesellschaftsbaus der Loge zur Verbrüderung an der Regnitz, 1890 erbaut, die neue Fleischverkaufshalle u. a.

Verwaltung und Finanzen. Die Stadt wird verwaltet von einem ersten Bürgermeister (Ritter von Brandt, lebenslänglich, 8400 M.), einem zweiten Bürgermeister (Herd, 5600 M.), 16 Magistratsräten (davon 2 besoldet) und 42 Gemeindebevollmächtigten (Vorstand Justizrat Schmitt) und hat 50 Schutzleute, freiwillige Feuerwehr (618 Mitglieder), durch Wasserkraft betriebene Wasserleitung mit zwei Hochreservoirs (3750 cbm in 24 Stunden), Gasbeleuchtung (650 Straßenflammen) und elektr. Straßenbeleuchtung (24 Bogenlampen). Das Gemeindevermögen beträgt 11304275 M., die Schulden 5386872 M.; jährliche Gesamteinnahme und Ausgabe durchschnittlich 850000 M. Durch Gesamtumlage sind aufzubringen jährlich 256000 M., das sind 80 Proz. der Staatssteuern.

Behörden. B. ist Sitz eines Erzbischofs mit Domkapitel (Organisation s. unten 4), eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Aschaffenburg, B., Bayreuth, Hof, Schweinfurt, Würzburg) mit Anwalts- und Disciplinarkammer, eines Landgerichts mit