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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Batthyányi

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Batthyányi (Kasimir, Graf von) - Batthyányi (Ludwig, Graf von)

der Mitanführer Arpads beim Einfall der Magyaren in Pannonien, zurückführt. Adam I. von B. ward 1603 in den Reichsgrafenstand erhoben. Seine beiden Söhne, Paul I. (geb. 1629, gest. 1689) und Christoph II. (geb. 1632, gest. 1665), wurden die Begründer zweier Linien.

Die ältere Hauptlinie zerfiel durch die Enkel ihres Stifters Paul, die Söhne des Grafen Sigismund I., in 3 besondere Linien: die Scharfensteiner, die Sigismundische und die Pinkafelder.

a. Die Scharfensteiner Linie ward durch Graf Adam III. von B. (geb. 1697, gest. 1782) begründet. Derselbe war Vater des Grafen Joseph von B., geb. 30. Jan. 1727 zu Wien. Dieser, ein für Kirche und Staat höchst thätiger und von Kaiser Joseph II. sehr geschätzter ungar. Prälat, wurde 1752 Domherr zu Gran, 1759 Biscbof von Siebenbürgen, 1760 Erzbischof von Kalocsa, 1776 Fürst-Primas von Ungarn und Erzbischof von Gran, 1778 Kardinalpriester und starb 23. Okt. 1799 zu Preßburg. Mit seinem Bruder, dem Grafen Joh. Nepomuk von B., Herrn auf Scharfenstein (geb. 16. Nov. 1747, gest. 6. Juni 1831), erlosch die Linie zu Scharfenstein im Mannsstamme.

b. Die Sigismundische Linie, benannt nach ihrem Begründer, dem Grafen Sigismund II. von B. (geb. 1698, gest. 1768), blüht noch jetzt und wird durch den Grafen Karl von B. (geb. 1857) repräsentiert. Des letztern Urgroßvatersbruders Sohn war Graf Ludwig von B. (s. d.).

c. Die Pinkafelder Linie wurde von Graf Emmerich I. (geb. 1701, gest. 1774) gestiftet. Derselbe hinterließ mehrere Söhne, von denen 4 die Stammväter von ebenso vielen Nebenzweigen wurden: 1) Graf Joseph Georg (geb. 1738, gest. 1806), der 3 Söhne hinterließ, die Grafen Joseph (geb. 23. Dez. 1770, gest. 25. März 1851), Vincenz (geb. 28. Febr. 1771, gest. 3. Dez. 1827 als Vicepräsident der Allgemeinen Hofkammer und Obergespan des Honter Komitats), und Nikolaus (geb. 24. Juni 1778, gest. 14. April 1842). Der Graf Vincenz von B. hat sich als Reiseschriftsteller bekannt gemacht. Der einzige Sohn Josephs, Graf Joseph von B., geb. 25. Juni 1836, ist jetzt Repräsentant dieses Zweigs der Linie Pinkafeld. 2) Graf Emmerich II. von B., geb. 17. Aug. 1712, dessen Urenkel Geza (Victor), geb. 1. Juni 1838, jetzt diesen Zweig vertritt. 3) Graf Aloys von B., geb. 10. Okt. 1743, trat 1767 in den Jesuitenorden, vermählte sich aber nach dessen Aufhebung und sprach 1790 auf dem Reichstage zu Ofen für die Protestanten. Er starb 1821 ohne männliche Nachkommen. 4) Graf Johann Nepomuk von B., geb. 1754, gest. 1822, dessen Zweig gegenwärtig durch den Urenkel, den Grafen Ernst von B., geb. 13. Okt. 1855, vertreten wird.

Die jüngere Hauptlinie wurde durch den Sohn ihres Stifters (Christophs II.), den Grafen Adam II. von B., fortgesetzt. Sein Sohn, Fürst Karl von V., eins der ausgezeichnetsten Glieder des Geschlechts, geb. 1697, diente zuerst im Türkenkriege und ging dann mit einer österr. Gesandtschaft 1719 nach Konstantinopel. Als Feldmarschalllieutenant wohnte er den Feldzügen des Prinzen Eugen am Rhein und dem letzten Türkenkriege unter Kaiser Karl VI. bei. Namentlich aber zeichnete er sich im Österreichischen Erbfolgekriege aus und bewirkte durch den Sieg bei Pfaffenhofen über die Franzosen und Bayern (15. April 1745) und die Eroberung Bayerns den Frieden zu Füssen. Später befehligte er als Feldmarschall am Rhein und in den Niederlanden, wenn auch nicht immer mit Glück. Nach dem Aachener Frieden 1748 wurde B. Oberhofmeister des nachmaligen Kaisers Joseph II., legte aber diese Würde 1763 nieder und starb 15. April 1772, nachdem er 3. Jan. 1764 zum Reichsfürsten nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben war. Da ihm sein einziger Sohn bereits gestorben war, ging die Fürstenwürde an den Sohn seines Bruders, den Fürsten Adam Wenzel von B., geb. 17. März 1722, über. Letzterer war erst Vicebanus von Kroatien, wurde 1767 Feldzeugmeister und starb 25. Okt. 1787 zu Sacco. Dessen Sohn, Fürst Ludwig von B., gest. 15. Juli 1806, war der Vater des Fürsten Philipp von B., geb. 13. Nov. 1781, Erbobergespan des Eisenburger Komitats, gest. 22. Juli 1870, und des Grafen Johann Baptist von B., geb. 7. April 1784, gest. 26. März 1865, beide ohne männliche Nachkommen. Ein Bruderssohn des Fürsten Adam Wenzel, Graf Anton von B. (geb. 14. Dez. 1762, gest. 20. Sept. 1828), hinterließ 2 Söhne, die Grafen Gustav, geb. 8. Dez. 1803, und Kasimir von B. (s. d.), von denen der erstere 1870 dem Fürsten Philipp succedierte und 25. April 1883 in Newmarket starb, worauf sein Sohn, Fürst Edmund, geb. 20. Nov. 1826, folgte.

Batthyányi (spr. bottjahnji), Kasimir, Graf von, geb. 4. Juni 1807, bereiste nach Beendigung seiner Studien die meisten Länder Europas und schloß sich nach seiner Rückkehr der liberalen Partei an. Mit großer Freigebigkeit unterstützte er alle nationalen Unternehmungen und begünstigte namentlich den Druck ungar. liberaler Schriften im Auslande, wie er auch selbst einige von ihm gehaltene Reden (Lpz. 1817) veröffentlichte. Im Sommer 1848 zum Obergespan und Regierungskommissar für das Baranyer Komitat ernannt, besetzte er die Festung Essegg mit ungar. Truppen, sicherte die Schiffahrt auf der Donau und Drau und errang 13. Nov. bei Szarvas und 19. Dez. bei Csepin Siege. Als sich Essegg im Febr. 1849 an die Österreicher ergeben mußte, rettete sich B. nach Debreczin und wurde von der dort weilenden ungar. Regierung zum Civil- und Militärgouverneur für Kleintumanien, Szegedin, Theresiopel, und Zombor ernannt, in welcher Stellung er später an Perczels Feldzug in der Bacska Anteil nahm. Nach der Unabhängigkeitserklärung vom 14. April 1849 wurde er zum Minister des Auswärtigen ernannt, folgte Kossuth auf dem Rückzuge nach Szegedin und Arad und flüchtete nach der Katastrophe von Világos (14. Aug. 1849) nach Widdin. Von hier wurde er dann mit Kossuth und den übrigen Häuptern der Revolution zuerst nach Schumla und von da nach Kutahia gebracht. Aus der Türkei wandte er sich später nach Paris, wo er 13. Juli 1854 starb.

Batthyányi (spr. bottjahnji), Ludwig, Graf von, Staatsmann, geb. 9. April 1809 zu Preßburg, trat im 16. Jahre als Kadett in die Armee, entsagte aber nach erlangter Volljährigkeit dem Militärstande und trat seit 1838 an der Magnatentafel als Sprecher der Opposition auf. Als die Märztage 1848 der letztern den Sieg und Ungarn ein eigenes Ministerium verschafften, ward B. 17. März zum Präsidenten desselben ernannt. Loyalität und Aufrechthaltung des Verbandes zwischen Ungarn und Österreich waren die Grundsätze, die B. in seiner höchst schwierigen Stellung geltend zu machen suchte. Indessen steigerten sich die Verwicklungen