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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Baeyer; Bayer; Bayer-Bürck

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Bayer (Karl Robert Emmerich) - Bayer-Bürck

Bayer, Karl Robert Emmerich, Romanschriftsteller unter dem Pseudonym Robert Byr, geb. 15. April 1835 zu Bregenz, wurde in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt erzogen, 1852 Husarenlieutenant in Mailand, 1859 Rittmeister und im Italienischen Feldzuge Generalstabsoffizier, nahm 1862 den Abschied und lebt seitdem als Schriftsteller in seiner Vaterstadt. Einigen militär. Schriften folgten zahlreiche Romane, u. a. "Ein deutsches Grafenhaus" (3 Bde., Berl. 1866), "Der Kampf ums Dasein" (5 Bde., Jena 1869; 2. Aufl. 1872), "Sphinx" (3 Bde., Berl. 1870), "Auf abschüssiger Bahn" (4 Bde., ebd. 1872), "Larven" (3 Bde., Lpz. 1876), "Gita" (4 Bde., ebd. 1877), "Eine geheime Depesche" (3 Bde., Jena 1880), "Sesam" (2 Bde., Stuttg. 1881), "Unversöhnlich" (3 Bde., Jena 1882), "Lydia" (Stuttg. 1883; 2. Aufl. 1885), "Andor" (3 Bde., Jena 1883), "Soll ich?" (2 Bde., ebd. 1884), "Castell Ursani" (3 Bde., ebd. 1885), "Dora" (2 Bde., ebd. 1886), "Villa Miraflor" (ebd. 1886), "Irrwische" (3 Bde., ebd. 1887), "Waldidyll" (Stuttg. 1889), "Der Weg zum Glück" (3 Bde., ebd. 1890), "Wozu?" (2 Bde., ebd. 1891), "Ein stolzes Herz" (Jena 1891), "Waisenmädchenhaar" (2 Bde., Berl. 1891), "Aquarelle" (2 Bde., Jena 1892), "Rutschepeter" (2 Bde., Stuttg. 1892), "Der Eisenwurm" (2 Bde., ebd. 1894). Bei den Angriffen Hedrichs auf seinen Schwager Alfred Meißner (s. d.) trat B. für den letztern ein.

Bayer, Konrad, Schachspieler, geb. 10. Nov. 1828, Rechtsanwalt in Olmütz und Sekretär der dortigen Handels- und Gewerbekammer, förderte die Problemkunst durch vorzügliche Kompositionen, von denen viele bei Preisausschreibungen (sog. Problemturnieren) die ersten Prämien errangen. B. hat im ganzen etwa 900 Probleme komponiert.

Baeyer, Adolf von, Chemiker, Sohn von Johann Jakob B., geb. 31. Okt. 1835 zu Berlin, studierte in Berlin, Heidelberg und Gent Physik und Chemie, habilitierte sich 1860 in Berlin, wurde darauf Lehrer der organischen Chemie an der Berliner Gewerbeakademie, 1866 außerord. Professor, 1869 Lehrer der Chemie an der Kriegsakademie, 1872 ord. Professor der Chemie in Straßburg; 1875 siedelte er als Nachfolger Liebigs nach München über, wo unter seiner Leitung ein neues großartiges Laboratorium errichtet wurde. 1885 wurde er von König Ludwig II. in den erblichen Adelsstand erhoben. B. hat sich durch mehrere wichtige Entdeckungen auf dem Gebiete der organischen Chemie einen bedeutenden Namen gemacht und gilt mit Recht für den bedeutendsten lebenden Förderer der chem. Synthese. Seine Beschäftigung mit den Kondensationsprodukten, die durch Einwirkung von Aldehyden auf Kohlenwasserstoffe und Phenole und besonders von Phthalsäure-Anhydrid auf Phenole und Oxyphenole entstehen, führte zur Entdeckung eines grünen Farbstoffs, des Cöruleïns, und eines schönen roten Farbstoffs, des Eosins. Ferner gelang ihm die künstliche Synthese des Indigoblaus, und zwar in solcher Form, daß sie praktisch im großen ausgeführt werden kann. Bei der Reduktion von Indigo durch Zinkstaub entdeckte B. das Indol. Auch wurde in B.s Laboratorium 1868 von Graebe und Liebermann die künstliche Darstellung des Krapprots aus Steinkohlenteer und 1877 von Otto Fischer das Bittermandelölgrün entdeckt. In neuester Zeit ist B. auf dem Gebiete der Stereochemie thätig.

Baeyer, Johann Jakob, preuß. Generallieutenant und Geodät, geb. 5. Nov. 1794 zu Müggelsheim bei Cöpenick, besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin, trat 1813 als freiwilliger Jäger beim 3. ostpreuß. Infanterieregiment ein und nahm an den Feldzügen von 1813 und 1814 teil. Nach dem Frieden zum Gymnasium zurückgekehrt, trat er bei Wiederausbruch des Krieges 1815 von neuem in die Armee, wurde als Sekondelieutenant dem 4. rhein. Landwehrregiment zugeteilt, blieb nun Soldat und besuchte die von Gneisenau in Koblenz eingerichtete Kriegsschule. B. wurde 1821 durch General von Müffling zur Dienstleistung bei dem topogr. Bureau des Generalstabs kommandiert und blieb seitdem im Generalstab, wo er 1823 zum Premierlieutenant, 1826 zum Hauptmann befördert wurde. Als 1829 auf Anregung Rußlands die Ausführung einer Triangulation in Ostpreußen zur Verbindung der preuß. und russ. Dreiecksketten beschlossen wurde, nahm B., unter der Oberleitung des Astronomen Bessel als Beauftragter des Generalstabs 1831-36 an diesen Arbeiten teil. Das Ergebnis der beiderseitigen Arbeiten ist niedergelegt in dem Werke "Gradmessung in Ostpreußen und ihre Verbindung mit preuß. und russ. Dreiecksketten; ausgeführt von Bessel und B." (Berl. 1838). 1836 wurde B. Major und erhielt 1843 die Leitung der trigonometr. Abteilung des Generalstabs. 1845 rückte er zum Oberstlieutenant, 1848 zum Oberst, 1852 zum Generalmajor auf. Von den wissenschaftlichen Arbeiten der trigonometr. Abteilung sind aus jener Zeit hervorzuheben: "Das Nivellement zwischen Swinemünde und Berlin" (1840), "Die Küstenvermessung und ihre Verbindung mit der Berliner Grundlinie" (Berl. 1849), "Die Verbindungen der preuß. und russ. Dreiecksketten" (ebd. 1857). 1858 unter Ernennung zum Generallieutenant zur Disposition gestellt, widmete sich B. auch fernerhin wissenschaftlichen Arbeiten und schrieb u. a.: "Über die Strahlenbrechung in der Atmosphäre" (Petersb. 1860), "Über die Größe und Figur der Erde" (Berl. 1861), "Das Messen auf der sphäroidischen Erdoberfläche" (ebd. 1862). In derselben Zeit fand der von B. gefaßte Plan einer ganz Mitteleuropa umfassenden Gradmessung die staatliche Zustimmung, und auf Einladung Preußens traten 1862 die meisten mitteleurop. Staaten dem Unternehmen bei, das sich schon 1867 zu einer europ. Gradmessung erweiterte. B. wurde 1865 zum Präsidenten des in Berlin gebildeten "Centralbureaus der europ. Gradmessung" ernannt. Im weitern Ausbau desselben wurde 1869 das "Geodätische Institut" zu Berlin errichtet und B. zu dessen Präsidenten ernannt. B. starb 11. Sept. 1885. - Vgl. Astron. Nachrichten, Bd. 112 (Kiel 1885); Zeitschrift für Vermessungswesen, Bd. 14 (Stuttg. 1885).

Bayer-Bürck, Marie, Schauspielerin, geb. 30. Okt. 1820 zu Prag, Tochter des Schauspielers Friedr. Bayer an der dortigen Bühne, gehörte derselben 1836-39 gleichfalls an, kam dann ans königl. Theater zu Hannover, 1841 an das zu Dresden, wo sie 1849 den Schriftsteller Dr. Aug. Bürck heiratete. Seit 1863 ist sie Gattin des Oberstlieutenants von Falkenstein. In den ersten Jahren der Laubeschen Direktion war sie regelmäßig Gast des Burgtheaters; ihre Hero gewann hier 1851 Grillparzers "Des Meeres und der Liebe Wellen" dem Repertoire. Laube rühmte ihr vor allem das Ebenmaß nach. Anmut, Innigkeit, oft mädchenhafte Naivetät, eine sanfte, wohllautende Stimme, maßvolle Darstellungsweise verschafften ihr als Julia in "Romeo