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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bevölkerung

wirkt, daß die Männer durchschnittlich später heiraten als die Frauen. Unter den Verheirateten müßte die Zahl der beiderseitigen Eheleute genau übereinstimmen, wenn nicht am Zählungstage mehr Männer als Frauen außer Landes sich befunden hätten. Das außerordentlich starke Übergewicht der Frauen unter den verwitweten Personen erklärt sich einerseits aus dem spätern Heiratsalter in Verbindung mit der größern Sterblichkeit auf seiten der Männer, andererseits aus der häufigern Wiederverheiratung der Witwer im Vergleich zu den Witwen. Dieses letztere Moment der Wiederverheiratung ist auch für die Geschiedenen ausschlaggebend. Noch lehrreicher wird die Betrachtung, wenn man mit dem Familienstand das Alter kombiniert. Im Deutschen Reiche gehörten 1890 von 10 000 Personen zu der betreffenden Altersklasse:

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Alter in Jahren Männer Frauen

Ledige Verheiratete Verwitwete Geschiedene Ledige Verheiratete Verwitwete Geschiedene

15-20 9995 5 -- -- 9866 132 2 --

25-30 5065 4889 41 5 3641 6235 107 17

35-40 1375 8448 154 23 1334 8064 552 50

50-55 793 8544 629 34 1051 6716 2181 52

70-75 715 5660 3599 26 1068 2597 6306 29

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Auf den untersten Altersstufen sind alle Leute ledig. Im Laufe der Jahre mindert dann die Sterblichkeit, besonders aber die Verheiratung die Zahl der Ledigen derart, daß etwa vom dreißigsten Jahre ab, bei den Frauen noch eher, das früher bedeutende Vorwiegen der Ledigen gegenüber den Verheirateten in ein noch weit stärkeres Übergewicht der letztern umschlägt. Allmählich lichtet dann der Tod die Reihen der Ledigen wie der Verheirateten, während die Zahl der zurückbleibenden Verwitweten desto stärker anschwillt. Zu den volkswirtschaftlich wichtigsten Unterscheidungen gehört die Gliederung der B. nach dem Beruf (s. Berufsstatistik).

Neben dem Stande der B. in ihrer mannigfachen Gliederung, wie er periodisch durch Zählung festgestellt wird, ist aber auch die unausgesetzt sich vollziehende Veränderung, die Bewegung der B. durch eine fortlaufende Listenführung (s. Civilstandsregister) möglichst genau zu verfolgen. Die innere Veränderung der B. entsteht durch Geburt und Tod, daneben wirkt die Ein- und Auswanderung (s. d.) ein, jedoch werden letztere Faktoren nur ausnahmsweise mit den erstern nach ihrer Bedeutung vergleichbar. Die Sammlung und Verarbeitung der auf die Geburten bezüglichen Thatsachen ist Aufgabe der Geburtsstatistik (s. d.), während die Todesfälle den Gegenstand der Sterblichkeitsstatistik (s. d.) bilden. Wegen des innern Zusammenhangs, in dem die Eheschließungen mit den Geburten stehen, pflegt man neben den letztern und den Sterbefällen auch jene zu den Faktoren der Bevölkerungsbewegung zu rechnen. Auch ist durch die Gleichartigkeit der Erhebung des statist. Materials eine Zusammenfassung der Geburten, Sterbefälle und Eheschließungen (s. Ehestatistik) berechtigt. Hier sind noch die Gesamtveränderungen zu betrachten, welche sich an dem Stande der B. durch Geburten, Sterbefälle und Wanderungen vollziehen. Im folgenden ist der Stand der B. in den Jahren 1870 und 1889 einander gegenübergestellt, und zwar sind die Zahlen größtenteils für diese Zeitpunkte berechnet worden, meistens auf den Schluß der beiden Jahre. Die durch die Differenz der beiderseitigen Ergebnisse dargestellte Zu- oder Abnahme der B. wird durch den ermittelten Überschuß der Geburten über die Sterbefälle sowie durch den aus den voraufgegangenen Daten rechnungsmäßig festgestellten Wanderungsüberschuß hervorgerufen.

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Staaten Bevölkerung am Schlüsse des Jahres Durchschnittliche jährliche Zu- (+) oder Abnahme (-) in der Periode 1871-89 Geburten-Überschuß durchschnittlich jährlich in der Periode 1871-89 Mehraus- (-) und Mehreinwanderung (+) durchschnittlich jährlich in der Periode 1871-89

1870 1889 absolut in % der mittleren B. absolut in % der mittleren B.. absolut in % der mittleren B.

Deutsches Reich 40 961 378 49 147 500 +430 849 +0,95 529 690 1,17 -98 841 -0,22

Belgien 5 020752 6 093 798 + 56 476 +1,03 54 155 0,99 + 2 321 +0,04

Dänemark 1 799 304 2 183 359 + 20 217 +1,02 25 380 1,28 - 5 163 -0,26

Frankreich 36 764 641 38 698 903 +101 807 +0,27 70 992 0,19 +30 815 +0,08

Großbritannien 25 997 769 33 310 440 +384 877 -0,71 404 320 1,37 -19 443 -0,07

Irland 5 408 346 4 714 828 - 36 501 +1,30 36 479 0,70 -72 980 -1,41

Italien 26 801 154 30 947 306 +230 342 +0,82 251 526 0,89 -21 184 -0,07

Niederlande 3 616 245 4 548 596 + 49 071 +1,21 51 494 1,27 - 2 423 -0,06

Österreich 20 599 616 23 666 159 +161 397 +0,73 177 501 0,80 -16 104 -0,07

Ungarn 15 619 823 17 361 171 + 91 650 +0,55 108 793 0,66 -17 143 -0,11

Finland 1 767 191 2 340 916 + 30 196 +1,46 29 219 1,42 + 977 +0,04

Schweden 4 168 525 4 774 409 + 31 889 +0,70 55 304 1,21 -23 415 -0,51

Norwegen 1 741 621 2 002 000 + 13 704 +0,71 26 389 1,37 -12 685 -0,66

Schweiz 2 669 696 2 945 067 + 14 493 +0,51 20 806 0,73 - 6 313 -0,22

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Die erste für Italien angegebene Bevölkerungszahl ist das Zählungsergebnis vom 31. Dez. 1871, weshalb auch die entsprechenden weitern Zahlen sich nur auf die achtzehnjährige Periode 1872-89 beziehen. Würde der Wechsel im Stande der B. lediglich durch Geburten und Sterbefälle bedingt, so