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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blei; Bleiacetāt; Bleiamalgām; Bleianämie; Bleiasche; Bleibaum; Bleiberg; Bleiblech; Bleibtreu

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Blei (Fisch) - Bleibtreu

Bleigewinnung ist Leadville in Colorado. 1830 betrug die nordamerik. Produktion erst 7600 t, 1870 auch nur erst 17200 t, um von da ab rasch zu steigen. Sehr reich an Bleierzen ist Spanien (der Distrikt Linares in der Provinz Jaén wurde schon von den Karthagern und Römern abgebaut); ein sehr erheblicher Teil dieser Erze wird aber nicht in Spanien selbst verarbeitet, sondern vorzugsweise nach England und Deutschland ausgeführt. Über die Bleierzgewinnung der ganzen Erde schwanken die Angaben sehr bedeutend. Für 1892 wird dieselbe anzunehmen sein zu etwa 920000 t im Werte von etwa 96 Mill. M. Davon entfallen auf Europa 670000 t, auf Amerika 220000 t, der Rest auf die übrigen Erdteile. Deutschland produzierte 1892 auf 65 Haupt- und 50 Nebenbetrieben mit 14500 Arbeitern 163372 t Bleierze im Werte von 14,7 Mill. M. und zwar in Rheinland,Westfalen, Schlesien, Nassau, im Harz und im sächs. Erzgebirge. – Die Gewinnung von metallischem B. ist 1892 für Europa zu etwa 310000 t, für ganz Amerika zu 210000 t, für die übrigen Erdteile zu 10000 t anzunehmen, sodaß die Produktion der Erde etwa 530000 t im Werte von rund 120 Mill. M. beträgt. In Europa stellte sich die Gewinnung von Rohblei in Deutschland auf 101404 t (Wert 21,4 Mill. M.), in Spanien etwa 98000 t, Großbritannien 42000 t, Belgien 12500 t, Frankreich 8200 t, Italien 21000 t, Österreich-Ungarn 15200 t, Rußland 3600 t, Griechenland und Schweden etwa je 1000 t.

In Deutschland waren mit der Verhüttung von B. 14 Haupt- und Nebenbetriebe mit über 3000 Arbeitern beschäftigt und zwar in Stolberg und Mechernich (beide bei Aachen), Düsseldorf, Freiberg, im Harz und in Oberschlesien. – Die Ausfuhr von rohem B. (inkl. Bruchblei und Bleiabfällen) aus dem Deutschen Reiche hat sich in den letzten 10 Jahren vermindert, sie betrug 1880 noch 45419 t, 1885: 41123 t, 1889: 32780 t, 1892: 25660 t. Dagegen zeigte die Einfuhr von B. eine Zunahme; sie betrug 1890: 12766 t, 1892: 17501 t.

Die Durchschnittspreise für B. auf den verschiedenen deutschen Plätzen betrugen pro 100 kg: 1882: 28,20, 1883: 25,22, 1884: 21,76, 1885: 22,51, 1886: 26,07, 1867: 25,26, 1888: 27,73, 1889: 26,37, 1890: 27,17, 1891: 25,62, 1892: 26,5 M.

Blei (Bley), Fisch, soviel wie Brachsen (s. d.).

Bleiacetāt, s. Bleizucker.

Bleiamalgām ist eine Verbindung von Blei und Quecksilber, welche leicht beim Zusammenreiben von Bleifeile mit Quecksilber entsteht. Es wird zum Konservieren anatom. Präparate benutzt.

Bleianämie, s. Bleivergiftung.

Bleiasche, s. Blei (S. 109 a) und Bleiglätte.

Bleibaum, s. Arbor.

Bleiberg, Deutschbleiberg, Dorf sowie aus 5 Dörfern bestehende Gemeinde in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Villach in Kärnten, 13 km nordwestlich von Villach, in 892 m Höhe, am Abhange des Berges Dobratsch (2167 m), hat (1890) 829, als Gemeinde 3605 E., Post, Telegraph, Bergdirektion, Forstamt und bedeutende Drahtseilspinnereien. Berühmt ist der aus den Römerzeiten stammende Bergbau (1500 Arbeiter in 2 Gewerkschaften) auf silberleeren Bleiglanz, Zinkblende und Galmei im Hallstätter Kalk mit dem 6100 m langen Erbstollen und eine große Röhrenleitung für das die Betriebskraft liefernde Wasser. Es wurden 1890 gefördert 5800 t Bleischliche, 1926 t Zinkerze, die ausgeführt wurden, und 4042 t Reinblei. Die Bleischliche kamen auf den eigenen Bleischmelzöfen in B., Kreuth und Gailitz zu Verhüttung. Der Erzberg hat eine Ausdehnung von 16 km. Zwischen dem Erzberg und dem Dobratsch führt der Paß von B. über die Gailthaler Alpen hinweg. B. wurde im Winter 1879 durch eine große vom Dobratsch niedergegangene Lawine zum Teil zerstört. – Vgl. Makuc, Orientierender Vortrag über B. (in den «Berg- und hüttenmännischen Vereinsmitteilungen», 1883, Nr. 9).

Bleiblech, zu Tafeln ausgewalztes Blei (s. Blech): auch das durch Eintauchen in geschmolzenes Blei mit einem dünnen Bleiüberzug versehene Eisenblech.

Bleibtreu, Georg, Maler, geb. 27. März 18228 in Xanten, besuchte seit 1843 die Akademie zu Düsseldorf und arbeitete später 1850‒53 im Atelier von Th. Hildebrandt. Mit einer 1849 ausgestellten farbigen Zeichnung des Treffens bei Bau in Schleswig eröffnete er eine Reihe von Bildern, deren Stoff er dem ersten Deutsch-Dänischen Kriege entnahm. Besondern Beifall fand: Vernichtung des Kieler Turner- und Studentenkorps bei Flensburg (1852). Später wandte er sich Darstellungen aus den Befreiungskriegen zu. Seine Schlacht bei Großbeeren und die Erstürmung des Grimmaischen Thores in Leipzig durch die Königsberger Landwehr 19. Okt. 1813, Bilder voll Leben und Begeisterung, mußte B. mehrfach wiederholen. 1858 siedelte B. nach Berlin über, wo er seinem Darstellungsgebiete mit wenigen Ausnahmen treu geblieben ist. Er malte: Die Schlacht an der Katzbach (1857), Herzog Ferdinand von Braunschweig in der Schlacht bei Krefeld und die Schlacht bei Waterloo (1858; im Besitz des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen). Für die von ihm herausgegebene Sammlung «Deutschlands Kampf-und Freiheitslieder» (Lpz. 1863‒64) hat B. zahlreiche Holzschnittillustrationen geliefert. 1864‒66 war er mit Darstellungen aus dem Deutsch-Dänischen Kriege, darunter der Übergang der Preußen nach Alsen (Nationalgalerie zu Berlin), 1866‒70 mit Scenen aus dem Deutsch-Österreichischen Kriege beschäftigt, unter welchen die Schlacht von Königgrätz (Nationalgalerie zu Berlin) hervorragt. Reichere und dankbarere Stoffe lieferte ihm der Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 1871, den B. im Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen mitmachte. Hier sind zu nennen: Einzug des Kronprinzen in Fröschweiler am Abend von Wörth; Sedan, Graf Reille überbringt dem König Wilhelm den Degen Napoleons Ⅲ.; General von Hartmann mit dem 2. bayr. Korps vor Paris; Schlacht von Mars-la-Tour; Konferenz zwischen Moltke und Wimpffen in Donchéry am Abend von Sedan. In der Folge malte er für den Großherzog von Mecklenburg die Schlacht von Loigny, und für die Könige von Sachsen und Württemberg die Schlachten bei Gravelotte und Wörth. Im letzten Jahrzehnt war der Künstler mit Wandgemälden für das Zeughaus in Berlin beschäftigt; von ihm sind: Aufruf an mein Volk, Angriff auf St. Privat, Abend der Schlacht von Waterloo. Seine Gemälde vereinigen Genauigkeit der Einzelschilderung mit übersichtlicher und malerischer Gesamtbehandlung. Er starb 16. Okt. 1892 in Charlottenburg.

Bleibtreu, Karl Aug., Dichter, Sohn des vorigen, geb. 13. Jan. 1859 zu Berlin, studierte daselbst und bildete sich in London weiter. Spätere Reisen nach Skandinavien, Ungarn, Italien und Groß- ^[folgende Seite]