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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Borda; Börde; Bordeaux

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Borda - Bordeaux (Stadt)

außerhalb der Schiffswände (s. d.). Unter Borddienst versteht man den Schiffsdienst (s. Schiffsrollen). Zwei Schiffe liegen B. an B., wenn sie dicht nebeneinander festgemacht haben. Vgl. Backbord und Steuerbord.

Borda, Jean Charles, franz. Mathematiker und Seemann, geb. 4. Mai 1733 zu Dax (Depart. Landes), erhielt seine Bildung bei den Jesuiten zu La Flèche und trat hierauf in das Geniekorps. Schon 1756 erwarb er sich durch Untersuchungen über ballistische Probleme die Mitgliedschaft der Akademie der Wissenschaften, nahm dann 1757 als Adjutant des Marschalls Mallebois an dem Kampf bei Hastenbeck teil und trat 1758 in den Marinedienst über, wo er sich nautischen, astron. und hydraulischen Arbeiten zuwandte. Mit Verdun de la Crenne und Pingré reiste er 1771 nach Amerika, um die Chronometer zu prüfen, wobei er zugleich die Längen und Breiten vieler Küstenpunkte, Inseln und Klippen berichtigte. Die Resultate veröffentlichten die drei Gefährten in der «Voyage fait par ordre du roi en 1771 et 1772 en diverses parties de l’Europe et de l’Amérique» (2 Bde., Par. 1778). In gleicher Absicht reiste B. 1774 nach den Inseln des Grünen Vorgebirges und nach der Küste Westafrikas, welche Reise er einige Jahre später wiederholte. 1777 und 1778 trug B. als Generalmajor der Seetruppen zu dem Erfolg der franz. Waffen im amerik. Kriege bei. 1782 auf der Rückfahrt von Martinique von den Engländern gefangen, wurde er auf Ehrenwort nach Frankreich entlassen, wo er als Divisionschef in das Ministerium der Marine eintrat. Er starb 20. Febr. 1799. Außer großen Verdiensten um die franz. Marine, um den Schiffbau und die Nautik überhaupt, hat sich B. auch durch eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten und Erfindungen verdient gemacht. Er nahm teil an der letzten franz. Gradmessung, wobei er die Ausdehnung der Maßstäbe durch ein sinnreiches Verfahren ermittelte und die Platinamaßstäbe erdachte, auch die Länge des Sekundenpendels durch eine neue Methode genau bestimmte. Man verdankt ihm ferner eine Methode zur Messung der Refraktion und die Erfindung der nach ihm benannten Reflexions- und Repetitionskreise, über welche er sich in der «Description et usage du cercle à réflexion» (2 Bde., Par. 1778; 4. Aufl. 1816) verbreitete. Auch bei der Kommission über die neuen Maße und Gewichte wirkte er mit. Seine «Tables trigonométriques décimales» wurden von Delambre vollendet und herausgegeben (Par. 1801). In seiner Vaterstadt wurde ihm 1890 ein Standbild (von Aubé) errichtet.

Börde, niederdeutsche Bezeichnung für einen fruchtbaren Landstrich, z. B. Magdeburger, Soester, Warburger B.

Bordeaux (spr. -doh) ist in der Farbenchemie eine häufig gewählte Bezeichnung für bräunlichrote Azofarbstoffe von verschiedener Konstitution. – Vgl. Schultz und Julius, Tabellarische Übersicht der künstlichen organischen Farbstoffe (Berl. 1888).

Bordeaux (spr. doh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Gironde, hat 4254,12 qkm, (1891) 480358 E., 158 Gemeinden und zerfällt in 19 Kantone, nämlich 7 Kantone von B. und die Kantone Audenge (582,19 qkm, 10214 E.), Belin (548,05 qkm, 9913 E.), Blanquefort (279,64 qkm, 17949 E.), Cadillac (98,71 qkm, 12423 E.), Carbon-Blanc (225,10 qkm, 24407 E.), Castelnau (824,48 qkm, 20279 E.), Créon (211,63 q km, 16508 E.), Labrède (330,17 qkm, 13137 E.), Pessac (381,45 qkm, 19306 E.), Podensac (237,99 qkm, 17407 E.), St. André-du-Cubzac (86,30 qkm, 9397 E.), La Teste (368,52 qkm, 19672 E.). – 2) Hauptstadt des Depart. Gironde und des Arrondissements B., eine der schönsten Städte Frankreichs, in 6 m Höhe, halbmondförmig am linken Ufer der Garonne, 100 km oberhalb ihrer Mündung, in der Landschaft Bordelais des ehemaligen Guyenne oder Aquitanien, der Bevölkerung nach die viertgrößte Stadt des Landes, hat (1891) 237734, als Gemeinde 252415, mit den Kantonen 289746 E. Über die Garonne (nach ihrer Vereinigung mit der Dordogne [26 km unterhalb B.] Gironde genannt) führt nach der Vorstadt La Bastide die schönste Brücke Frankreichs, 487 m lang, 15 m breit, mit 17 Bogen, die 1811‒21 von dem ältern Deschamps mit einem Aufwande von mehr als 7½ Mill. Frs. erbaut worden ist, außerdem eine Eisenbahnbrücke mit Fußgängersteig.

^[Abb.]

Anlage, Straßen, Plätze. Das frühere altertümliche Ansehen der Altstadt schwindet mehr und mehr durch Anlage neuerer Straßen und Häuser. Die unter Ludwig ⅩⅤ. durch Thätigkeit des Intendanten von Guyenne, Aubert de Tourny, 1743‒54 angelegten und die in neuester Zeit entstandenen Stadtviertel und Vorstädte, besonders Le Pavé und Le Quai des Chartrons, sowie der Quai de Bacalan, Hauptsitze des Weinhandels, sind regelmäßig und geschmackvoll, zum Teil prächtig gebaut, haben herrliche Straßen, darunter die Cours du Chapeau rouge und Cours de l’Intendance, angenehme Promenaden und viele schöne Plätze, darunter die große, mit Bäumen bepflanzte und mit den Statuen von Montaigne und Montesquieu geschmückte Place des Quinconces (390 m lang, 330 m breit, mit zwei 20 m hohen als Leuchttürme dienenden und mit Statuen des Handels und der Schiffahrt gezierten Säulen), ferner der schöne, mit engl. Garten- und Parkanlagen versehene Jardin Public, die Place Gambetta, der Börsenplatz mit monumentalen Springbrunnen und die Allée de Tourny. Das auf letzterer befindliche Reiterstandbild Napoleons Ⅲ. aus Zinkguß wurde 4. Sept. 1870 von Volkshaufen umgerissen und in die Garonne geworfen. Der Hafen, in dem Kauffahrteischiffe von 2000 bis 2500 t ohne Schwierigkeit mit der Flut den Strom heraufkommen, kann 1200 Schiffe aufnehmen. Er hat bei mittlerm Wasserstand eine Tiefe von (1886) 5,69 m, die aber bis auf 7,19 m gesteigert werden soll, und schöne breite Quais von 2847 m Länge. Trotzdem genügte er dem Verkehr nicht mehr; deshalb wurde 1879 am untern Ende der Stadt ein 10 ha großes Bassin für 76 große Schiffe dem Verkehr übergeben, an das sich seit 1893 zwei neue breite Quais anschließen. (S. umstehenden Situationsplan.)

Bauwerke. B. hat etwa 50 kath., mehrere prot. sowie seit 1866 eine deutsch-prot. Kirche für den deutschen Teil der Bevölkerung und für die deutschen Seefahrer. Die 1873 niedergebrannte Synagoge (erbaut 1810) ist durch eine neue ersetzt. Ausgezeichnete Gebäude sind die Kathedrale St. André, erbaut 13. bis 15. Jahrh., 1868‒75 ausgebaut und freigelegt, mit got. Türmen (81 m) und alleinstehendem, mächtigem Glockenturm, Pey