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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Breslau (Stadt)

nig (3), Klein-Tschansch (1185), Groß-Tschansch (431), Brockau (520), Woischwitz (698), Oltaschin (642), Krietern (858), Operau (385), Hartlieb (884), Klettendorf (620), Klein-Gandau (385), Maria Höfchen (508), Klein-Mochbern (525), Schmiedefeld (344), Groß-Mochbern (1450), Neukirch (1483). Cosel (329), Oswitz (1205), Lilienthal (109), Carlowitz (440), Schottwitz (354), Friedewalde (299), Cawallen (585), Leerbeutel (89), Schwoitsch (839), Zimpel (300), Bartheln (108) und Bischofswalde (63) mit insgesamt 28 066 E., so ergiebt sich für das wirtschaftliche Weichbild von Groß-Breslau eine Einwohnerzahl (1890) von 363 252.

Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die innere Stadt (Alt- und Neustadt, seit 1327 vereinigt) und fünf von ihr durch die Oder oder den Stadtgraben getrennte Vorstädte: die Ohlauer (im SO.), die Schweidnitzer (S.), Nikolai- (W.), Oder- (N.) und Sandvorstadt (NO.). (Hierzu ein Plan und Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude.)

Zahlreiche Brücken führen über die Oder, unter denen die großen eisernen Gitterbrücken (Lessing-, Dom-, Gneisenau-, Universitäts-, Königs- und Wilhelmsbrücke) hervorzuheben sind, und über den Stadtgraben und verbinden die verschiedenen Stadtteile miteinander und mit den durch die Oder gebildeten Inseln (Bürgerwerder, Inseln der Sandvorstadt). Die 1891 vollendete, massive Fürstenbrücke über die alte Oder verbindet die Sandvorstadt mit den Parkanlagen in Scheitnig. An Stelle der frühern Festungswerke, die nach 1813 durch Friedrich Wilhelm III. der Stadt geschenkt und abgetragen wurden, umschließen den größten Teil der innern Stadt schattige Promenaden mit wohlgepflegten Blumen- und Rasenbeeten. Glanzpunkte derselben sind der Zwinger, mit dem Kasino christl. Kaufleute, die Liebichshöhe auf der alten Taschenbastion, ein von den Brüdern Liebich 1866 erbautes und der Stadt geschenktes Belvedere im Renaissancestil, mit einem durch eine Victoria von Rauch gekrönten Turme, endlich die Ziegelbastion mit einer Büste Holteis und schöner Aussicht auf Stadt und Fluß. Während die innere Stadt durch die zahlreichen Renaissancebauten des 16. Jahrh. ein altertümliches Gepräge zeigt und namentlich auf der Stelle des ältern, dem jetzigen Stadtgraben im Innern parallel laufenden, zugeschütteten Ohlegrabens zahlreiche kleine und enge Gassen hat, zeichnen sich die Vorstädte, besonders die Schweidnitzer und Odervorstadt, durch breite Straßen und schöne Bauart aus. Von den Straßen sind vor allem die die Stadt von S. nach N. und von W. nach O. durchschneidenden Verkehrsstraßen zu erwähnen, in ersterer Richtung der Zug der Kaiser Wilhelm-, Schweidnitzerstraße, Schmiedebrücke, Moltke- und Trebnitzerstraße, von der Universitätsbrücke aus mit einer Abzweigung nach NO. in der Matthiasstraße, und jenem Zuge parallel der Zug der Neuen Taschen-, Tuchen-, Post-, Katharinen-, Sand-, Neuen Sand-, Gneisenau- und Blücherstraße; in der Richtung von W. nach O. die Friedrich Wilhelm-, Nikolai- und Albrechtstraße, die sich über den Dominikanerplatz in der Straße am Ohlau-Ufer fortsetzt, und diesen parallel, beim Königsplatz beginnend, die Reusche-, Ohlauer- und Klosterstraße. Von den zahlreichen größern öffentlichen Plätzen liegen in der Innenstadt: der ziemlich quadratische "Ring", in dessen Mitte das Rathaus (s. unten), das neue Stadthaus sowie einige Reihen Privathäuser sich befinden. Seine vier Seiten sind: Naschmarkt (N.), Goldene Becherseite (S.), Siebenkurfürstenseite (W.), mit dem gleichnamigen Hause, einst Absteigequartier der böhm. Könige (1500 erbaut, mit 1866 erneuerten Fresken geschmückt) und Grüne Röhrseite (O.). Die West- und Südseite des Ringes sind durch die ehernen Reiterstatuen Friedrichs d. Gr. (1847) und Friedrich Wilhelms III. (1861) geziert, beide nach Modellen von Kiß, während auf der Ostseite vor dem Rathaus die 1492 errichtete Staupsäule (Pranger) steht; der Blücherplatz (früher Salzring), mit dem von der Provinz Schlesien 1827 errichteten ehernen Standbild Blüchers von Rauch und der alten Börse an der Südseite (1824 von Langhans), jetzt Eigentum des Vereins christl. Kaufleute und die Sammlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur enthaltend; der Neumarkt mit dem Neptunsspringbrunnen; der Kaiserin Augustaplatz, südlich begrenzt von der Kunst- und Kunstgewerbeschule, westlich von dem Realgymnasium zum Heiligen Geist, in der Mitte das got. Kriegerdenkmal (1870/71); der Lessingplatz mit dem neuen Regierungsgebäude und den parkartig erweiterten Promenadenanlagen, der Ritterplatz, der Königsplatz und der Palais- oder Exerzierplatz. Von den vorstädtischen Plätzen sind zu erwähnen: im S. der Tauentzienplatz mit dem jüngst wiederhergestellten Tauentziendenkmal (von Langhans entworfen), 1795 dem tapfern Verteidiger der Stadt (1760) gegen die Österreicher unter Laudon errichtet; der Museumsplatz mit dem schles. Provinzialmuseum; der Berlinerplatz mit großer neuer Fontäne und der Platz am Centralbahnhof; im N. der Schießwerder-, der Roßplatz, Matthiasplatz mit Springbrunnen, Gneisenauplatz und Domplatz; im O. auf der Stelle der zugeschütteten Ohlau der Platz "am Ohlau-Ufer".

Kirchen. B. hat 16 kath., 11 evang., 1 luth., 1 reform. Kirchen und 2 Gemeinde-Synagogen. Evangelische Kirchen sind: die zu St. Elisabeth, 1253-57 neu erbaut, im 14. und 15. Jahrh. umgebaut, seit 1525 protestantisch, erneuert 1856-58, mit dem höchsten (102 m) Turm (1452-56 errichtet), der größten Glocke Schlesiens (11 000 kg, Geschenk Friedrich Wilhelms IV.), vielen Kapellen, einer großen prächtigen Orgel, Glasmalereien und bedeutenden Kunstwerken (Altarbild Luthers und Melanchthons von L. Cranach, bronzener Taufstein, spätgot. Tabernakel von 1455, holzgeschnitzte Chorstühle u. a.); ferner die zweitürmige Maria-Magdalenenkirche mit prachtvollen Glasgemälden, schöner Orgel und vielen Kunstdenkmälern, von wo 1523 die Reformation für B. und einen Teil Schlesiens durch den Prediger Joh. Heß von Hessenstein aus Nürnberg ausging; der durch Feuer 22. bis 23. März 1887 zerstörte Helm des Nordturms mit der Armensünderglocke ist nebst der ganzen Kirche 1888/91 wiederhergestellt worden; die Bernhardinkirche mit einer kunstvoll gemalten Hedwigstafel, enthaltend 32 Darstellungen aus dem Leben der Heiligen, 1453 gegründet, 1502 vollendet; die Barbarakirche (seit 1740 zugleich Garnisonkirche) mit Tafelmalereien aus dem 14. Jahrh.; die neuerbaute Salvatorkirche in der Schweidnitzer Vorstadt. Die reformierte oder Hofkirche stammt aus dem 18. Jahrh., die Kirche zu den 11 000 Jungfrauen, ein Zwölfeck mit Kuppel von 22 m Spannung, ist 1400 gegründet und 1821 neu erbaut. Von den kath. Kirchen sind die bedeutendsten: der Dom zu St. Johannes dem Täufer auf der rechten Oderseite, ein dreischiffiger Bau ohne