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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cánovas del Castillo

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Canovas del Castillo

mit einem Jahrgehalt von 300 Ducati nach Rom. Hier war die erste Frucht seines Studiums der Antike die Statue Apollos. Einen weitern Fortschritt zeigte er in dem Minotaurenbesieger Theseus (1783), seit 1890 auf der Prachttreppe des neuen kunsthistor. Hofmuseums zu Wien aufgestellt. Trotzdem bei diesem Kolossalwerke die altröm. Vorbilder sichtlichen Einfluß hatten, konnte sich C. von den Banden des Rokoko nicht ganz frei machen. Seine Kunst neigt entschieden zum Anmutigen, Lieblichen, oft süßlich Gezierten und Glatten. Diese Eigenart trat in den Gruppen des Amor und der Psyche, Venus und Adonis und zahlreichen andern Werken der Art zu Tage. In der Statue der büßenden Magdalena, in natürlicher Größe, trieb er das Streben nach Weichheit der Darstellung auf die Spitze. Seine Versuche im Tragischen an einem rasenden Hercules, der den Lichas ins Meer schleudert, und an den Faustkämpfern Kreugas und Damoxenes (im Vatikan) machen den Eindruck des Gesuchten und Schwülstigen. Daneben gingen die größern Arbeiten des Grabmals für Clemens XIV., welches ceremonielle Steifheit atmet, und des für Clemens XIII. (1792), das einen edlern Stil zeigt. Seinen höchsten Triumph erreichte C. durch die Gruppe: Amor und Psyche, im Louvre. In den J. 1796 und 1797 arbeitete er das Modell zu dem Grabmale der Erzherzogin Christine von Österreich, Gemahlin des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen, das er 1805 in der Augustinerkirche zu Wien aufstellte, und 1803 verfertigte er die Statue Ferdinands, Königs von Neapel, eine seiner schönsten Arbeiten in Marmor. In den J. 1798 und 1799 begleitete C. den Senator Prinzen Rezzonico auf einer Reise durch Deutschland. Nach seiner Rückkehr hielt er sich einige Zeit im Venetianischen auf und malte für die Kirche seines Geburtsortes ein Altarblatt. Dann arbeitete er in Rom den Perseus mit dem Haupte der Medusa, eins seiner berühmtesten Werke, dessen Formen und zarte Bearbeitung gleichmäßig gefeiert wurden. 1802 wurde C. von Pius VII.zum Oberaufseher aller röm. Kunstsachen und aller Kunstunternehmungen im Kirchenstaate ernannt, bald nachher aber von Bonaparte nach Paris berufen, um das Modell zu dessen kolossaler Bildsäule zu fertigen. Nach dem Sturze des franz. Kaiserreichs forderte C. 1815 im Auftrage des Papstes die aus Rom entführten Kunstwerke zurück, bei welcher Gelegenheit ihm der Charakter eines Gesandten verliehen wurde; dann ging er nach London und kam 1816 wieder nach Rom, wo PiusVII. wegen seiner hohen Verdienste um die Stadt Rom seinen Namen in das Goldene Buch des Kapitols eintragen ließ und ihn zum Marchese von Ischia ernannte. C. verwendete sein bedeutendes Privatvermögen zur Unterstützung der Künstler in Rom, auf den Bau eines prächtigen Tempels in seinem Geburtsorte, einer Rotunde, deren Vorderseite nach dem Pantheon von Rom gebildet ist. C. schmückte diese Rotunde mit einigen seiner letzten Arbeiten, z. B. mit einer Kolossalstatue der Religion mit Kreuz und Schild. Er starb 13. Okt. 1822 zu Venedig. Sein Leichnam ruht in der Kirche zu Possagno. In Venedig ward ihm 1827 jenes marmorne Denkmal in der Kirche de' Frari nach einigen Umänderungen errichtet, welches er selbst für Tizian entworfen hatte. Ein anderes Denkmal ließ ihm Leo XII. 1833 in der kapitolinischen Bibliothek setzen. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben: Die Nektar schenkende Hebe (Berlin, Nationalgalerie); Napoleons Mutter (Schloß Chatsworth); Venus, aus dem Bad steigend; die drei Grazien (Leuchtenberg-Galerie zu Petersburg); sodann Alfieris Grabdenkmal mit der trauernden Italia, in der Kirche Sta. Croce zu Florenz (s. Tafel: Italienische Kunst V, Fig. 7); die Bildsäule Pius' VI. in der St. Peterskirche zu Rom. C. war ein Bahnbrecher der modernen, an antiken Vorbildern genährten Bildnerei und ist als solcher wohl stark über Gebühr gefeiert worden. Seine Statuen sind kalt und frostig, nur die genreartigen Kompositionen haben mehr um ihrer dem Rokoko nahe verwandten etwas gezierten Anmut als ihrer Klassicität willen noch jetzt ihre Bewunderer.

Biographien C.s haben geliefert: Missirini (4 Bde., Prato 1827), Cicognara (Vened. 1823), Rosini (Pisa 1825) und d' Este (Flor. 1864). Auch erschienen "The works of C.", in Umrissen gestochen von Moses (3 Bde., Lond. 1828). - Vgl. Albrizzi, Descrizione delle opere di C. (5 Bde., Pisa 1821 - 25); Quatremère de Quincy, C. et ses ouvrages (Par. 1834); Fernows Röm. Studien, Bd. 1 (Zür. 1806).

Cánovas del Castillo (spr.-illjo), Don Antonio, span. Staatsmann, geb. 8. Febr. 1828 zu Malaga, studierte in Madrid Philosophie und Jurisprudenz, machte sich zuerst bekannt durch seine Dichtungen, deren Hauptvorzüge ein knapper Stil, treffender Ausdruck und glühende Vaterlandsliebe sind. Er verfaßte 1854 das liberale O'Donnellsche Programm von Manzanares. Von Malaga in die Cortes gewählt, erhielt er 1854 eine Stellung im auswärtigen Ministerium, war 1855 - 57 Geschäftsträger in Rom, dann Statthalter von Cadiz, Unterstaatssekretär, wurde 1864 Minister des Innern, vertauschte aber bald unter O'Donnell dieses Portefeuille mit demjenigen der Kolonien und provisorisch mit dem der Finanzen. Er wurde 1868 durch Narvaez und Gonzalez Bravo verbannt, bekämpfte dann, wieder zurückgekehrt, in den Konstituierenden Cortes die demokratische Verfassung von 1869, bekannte sich im Juni 1870 für die bourbonische Restauration unter Alfons XII., leitete des letztern Erziehung und war fortan die Seele der ganzen Restaurationsbewegung. Nach dem Pronunciamiento von Martinez Campos in Sagunto übernahm er 31. Dez. 1874 das Präsidium des Regentschaftsministeriums für Alfons, blieb auch nach der Thronbesteigung des Königs in dem sog. Versöhnungsministerium an der Spitze des Kabinetts, trat aber im Sept. 1875 zurück, weil er die der röm. Kurie gemachte Zusage auf Wiederherstellung des Konkordats von 1851 nicht erfüllen konnte. Aber schon 2. Dez. 1875 übernahm er wieder die Präsidentschaft, beendigte den zweiten karlistischen Bürgerkrieg und dann den Aufstand in Cuba durch den General Martinez Campos. Als Martinez Campos sich allzu nachgiebig zeigte, berief C. ihn zurück und riet dem König, ihn an die Spitze des Kabinetts zu stellen, worauf C. selbst im März 1879 zurücktrat. Als der Aufstand in Cuba zum zweitenmal ausbrach und im Schoße des Ministeriums Meinungsverschiedenheiten auftauchten, gab Martinez Campos seine Entlassung, und C. trat 10. Dez. 1879 von neuem an die Spitze der Regierung. Er beendigte mit dem General Blanco den Aufstand in Cuba zum zweitenmal; allein infolge der mehr und mehr zu Tage tretenden reaktionären Neigung seines Ministeriums wurde C. von Martinez Campos und Sagasta heftig angegriffen und gab im Febr. 1881 seine Entlassung, worauf das Ministerium Sagasta

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