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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Caeōma; Cantyre; Canule; Canulējus; Canusĭum; Canut; Canūti; Canvassing; Canzōna; Canzōne; Canzonetta,; Caorle

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Cantyre - Caorle

haltenere Noten zu singen hatte, den Namen Tenor (s. d.). Doch wich man von diesem Brauch schon im 16. Jahrh. ab. In den Messen Palestrinas und seiner Zeitgenossen wechselt der C. f. satzweise von Stimme zu Stimme. Eine Zeit lang wurden in der Kirchenmusik die als C. f. dienenden Melodien ausschließlich dem Gregorianischen Choral entnommen, dann dem Volkslied, endlich auch frei erfunden.

Cantyre, s. Cantire.

Canule (frz., spr. kanühl), s. Kanüle.

Canulējus, Gajus, röm. Volkstribun, beantragte 445 v. Chr. den Volksbeschluß, der den Plebejern das Connubium mit den Patriciern, d. h. das Recht, vollgültige Ehen mit diesen einzugehen, bewilligte. Die Patricier stimmten erst nach heftigem Widerstande dem Antrage bei.

Canusĭum, s. Canosa di Puglia.

Canut, König von Dänemark, s. Knut.

Canūti, Domenico Maria, ital. Maler, geb. 1620 in Bologna, Schüler des Guido Reni, arbeitete eine Zeit lang in Rom, dann in Padua, zuletzt wieder in Bologna, wo er 6. April 1684 starb. C. schuf dort zahlreiche Wandbilder in San Michele in Bosco, in den Klöstern der Olivetaner, in verschiedenen Palästen; ferner Gemälde: Tod des heil. Benedikt (in der Pinakothek zu Bologna).

Canvassing (spr. kännwäss-) bezeichnet die früher in England allgemein übliche Unsitte, nach der ein Parlamentskandidat bei seinen Wählern persönlich herumging und sie durch Angebot von Geld und andern Vorteilen zur Stimmabgabe für ihn zu verpflichten suchte. Neuerdings ist ein Gesetz gegen derartige Wahlumtriebe erlassen. In Amerika bedeutet Canvas einfach "Wahlagitation".

Canzōna (Canzōne, musik.), s. Canzonetta.

Canzōne (vom lat. cantio), Name der ältesten Form der ital. Lyrik, in der provençal. (canso) und altfranz. (chanson) Dichtung ebenfalls vorhanden. Man nennt sie auch Canzone Petrarchesca oder Toscana, im Gegensatze zu den spätern Formen der Canzone Pindarica und Anacreontica. Sie ist ein lyrisches Gedicht von mehrern Strophen (stanze), die sich in Verszahl, Versart und Reimstellung genau entsprechen, und meist mit einer kürzern Strophe schließen. Petrarca hat keine C. unter 5 und über 10 Strophen; neuere C. gehen bis auf 20, 40, ja 80 Strophen. Die Zahl der Verse jeder Strophe wechselt bei Dante und Petrarca zwischen 9 - 20. Die Strophe zerfällt meist in zwei Hälften, deren erste fronte (Stirn), aber, falls wieder geteilt, piedi (Füße), deren zweite sirima (Schleppe) oder, falls neu geteilt, volte (Wendungen) hieß; die zweite Hälfte verband man gern durch eröffnenden Reim mit dem letzten Vers der ersten (concatenatio). Die Folge der Reime war anfänglich frei; später wurde die Dantes und noch mehr die Petrarcas Gesetz. Die Verse sind bei ernsten Gegenständen meist elfsilbig, mit einigen wenigen siebensilbigen gemischt; bei heiterm und leichterm Inhalte überwiegen letztere. Die Schlußstrophe, ripresa (Wiederaufnahme), commiato (Geleit), congedo (Abschied), licenza (Entlassung), tornata (Wiederkehr) oder bloß chiusa (Schluß) genannt, gewöhnlich eine Anrede des Dichters an das Gedicht, entspricht der provençal. Sitte und fehlt bei Dante und Petrarca selten. Die Reimstellung ist bei ihr meist die der sirima oder ähnlich. Neben dieser regelmäßigen Form der C. gab es schon in der frühesten Zeit die Canzone distesa (ausgedehnte) oder Canzone di stanza continua, wo jede Strophe für sich reimlos war, jeder Vers aber mit dem entsprechenden der übrigen Strophen reimte. Spätere Dichter gaben diese künstelnde Form auf. Ende des 16. Jahrh. fing man an, von der Form der Canzone Petrarchesca abzuweichen. Schon Tasso brachte zur Verbindung der Strophen verschiedene Spielereien an, die er catene (Ketten) und monili (Halsbänder) nannte. Noch willkürlicher verfuhr Chiabrera, dessen canzonenartige Gedichte, von ihm Canzonette genannt, in kürzern Versen und Strophen mit willkürlicher Reimstellung geschrieben, den Weg zu der Anacreontica bahnen, die nach Anakreons Gesängen ein anmutiges Lied in kurzzeiligen Strophen darstellt. Pindar wurde im 16. Jahrh. die bald aufgegebene Canzone Pindarica oder alla greca nachgebildet, die man bei Alamanni, Trissino, Minterno und besonders bei Chiabrera findet. Sie besteht aus ein- oder mehrmaliger Kombination von 3 Strophen: strofa, antistrofa und epodo, von denen die ersten im Bau übereinstimmen. Die Canzone a ballo oder Ballata (nicht mit der nordischen "Ballade" zu verwechseln) ist ebenso alt wie die Canzone Petrarchesca und wohl volkstümlichen Ursprungs, wennschon ganz dieselbe Form noch in der Provence und Nordfrankreich üblich war. Sie wurde beim Tanze gesungen; die ersten Verse (ripresa) sang der Chor, die folgende Strophe oder Strophen eine Stimme, worauf wieder der Chor einfiel u.s. w.; die Strophe schließt der Endreim der ripresa. Die Ballata, läßt jede Art von Versen zu und liebt die Rimalmezzo (Binnenreime). Die Canzone a ballo war besonders zu Ende des 15. Jahrh. beliebt im Kreise Lorenzos de' Medici; eine besondere Art hieß Frottola (s. d.). Über die altitalienische C. lehrte schon 1332 Antonios da Tempo "Summa artis rithmici" (hg. von Grion, Bologna 1869) und um 1350 Gidino da Sommacampagna in "Trattato dei ritmi volgari" (hg. von Giuliari, ebd. 1870). - Über die sämtlichen Arten der C. vgl. Blanc, Grammatik der ital. Sprache (Halle 1844).

Canzonetta, in der ital. Musik eine Gattung Gesangstücke, die ursprünglich den Charakter des Volksliedes hatten, aber von geschickten Komponisten schon längst in den Bereich der höhern Kunstform gezogen wurden. Ihre einfache, zierliche Gestalt ist von neuern ital. Komponisten größtenteils aufgegeben. - Eine umfänglichere, ernstere Gesangweise als C. ist die Canzona, die zu Anfang des 17. Jahrh. auch für größere Instrumentalsätze von kunstvoller, fugierter Haltung gebraucht wurde. - Über C. in der ital. Dichtkunst s. Canzone.

Caeōma Tul., Pilzgattung aus der Familie der Rostpilze oder Uredineen (s. d.). Es ist für diese Gattung nur die Äcidium-Generation (s. Uredineen) bekannt. Die Sporen sind orangerot oder gelb gefärbt und treten in meist unregelmäßig ausgebreiteten Lagern auf. Eine auf jungen Kiefern vorkommende Art, C. pinitorquum A. Br., der sog. Kieferndrehrost, richtet in jungen Beständen oft großen Schaden an. Die Sporenlager treten an der Epidermis der Zweige auf, die durch die Einwirkung des Pilzes abnorme Drehungen und Krümmungen erfahren; daher der Name Drehkrankheit. Eine andere Art findet sich auf den Nadeln der Lärche, C. laricis R. Hart. Die Nadeln tragen rundliche oder längliche gelbe Sporenlager und sterben bald ab.

Caorle, Dorf im Distrikt Portogruaro der ital. Provinz Venedig und mit der Stadt Venedig durch