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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Caprice - Caprivi

Caprice (frz., spr. -prihß), Laune, s. Capriccio.

Capricorn Channel (spr. käpprĭkohrn tschännl), vielbenutzte Meeresstraße des Großen Oceans, an der Ostküste der austral. Kolonie Queensland, zwischen den aus vielen kleinen Inseln und Riffen bestehenden Capricorninseln und dem Swainriff, dem Südende des Großen Barrierriff, nördlich vom Wendekreis des Steinbocks (engl. capricorn).

Capricornĭa, s. Bockkäfer.

Capricornus (lat.), Steinbock, besonders als Sternbild.

Caprifolĭum, Geißblatt, s. Lonicera.

Caprimulgĭdae, Caprimulgus, Ziegenmelker, s. Nachtschwalben.

Caprīna, fossile Muschelgattung, s. Hippuritenkalke.

Caprīno Veronēse, Hauptstadt des Distrikts C. V. (13512 E.) in der ital. Provinz Verona zwischen Etsch und Gardasee, an der Linie der Lokalbahn Verona-C. V., hat (1881) 3185, als Gemeinde 5918 E., Post, Telegraph und in Garnison 4 Compagnien des 6. Regiments Alpentruppen.

Caprīnsäure, C9H19·COOH ^[C<sub>9</sub>H<sub>19</sub>·COOH] eine flüchtige, schweißähnlich riechende, fette Säure, die neben ähnlichen Säuren, der Capronsäure, der Caprylsäure und der Buttersäure als Glycerid in der Butter und andern Fetten, hauptsächlich im Kokosnußöl vorkommt, sich beim Altwerden des Käses bildet und besonders in den stark riechenden Sorten desselben, wie im Limburger Käse, vorfindet. Die C. kommt auch im Leberthran vor und erscheint im reinen Zustande als eine krystallinische Masse, die bei 30° schmilzt und bei ungefähr 270° siedet.

Caprīvi. Die Familie C. stammt aus Krain und heißt eigentlich Kopriva. Die Söhne eines Andreas Kopriva, nämlich Andreas und Johann Franz Kopriva, wurden durch Kaiser Ferdinand III. 10. März 1653 mit dem Beinamen "von Reichsberg und Nesselthal" in den Reichsadelstand erhoben. Der zweite der genannten Brüder, auf Nesselthal (Koprivnik) in der Landschaft Gottschee in Krain, später in Ungarn und Kroatien angesessen, erlangte schon 1657 das ungar. Baronat und 1666 dessen Ausdehnung auch auf seinen Bruder Andreas, gest. 1679. Dieser, in Krain und in Steiermark begütert, hinterließ einen Sohn Karl Leopold, der in kaiserl. Kriegsdiensten 1708 starb. Mit dessen 1695 in Schlesien geborenen, 1768 verstorbenen Sohne Julius Leopold, der sich bereits der Namensform C. bediente, wandte sich die Familie in die Grafschaft Wernigerode, welcher Julius Leopold schließlich als gräflich Stolbergischer Kanzler vorstand (vgl. Hausig, Der gräflich Wernigerödische Kanzler Jul. Leop. von C. als Kirchenliederdichter, Berl. 1890). Von seinen zahlreichen Kindern traten mehrere in den preuß. Staatsdienst. Sein Enkel, Julius Eduard Leopold von C. (geb. 1797, gest. 25. Dez. 1865), königlich preuß. Geh. Obertribunalsrat, Kronsyndikus und Mitglied des Herrenhauses, war mit Emilie Köpke vermählt und hatte drei Söhne, deren ältester, Georg Leo C. (s. d.), 1891 in den Grafenstand erhoben wurde.

Caprīvi de Caprara de Montecuccoli, Georg Leo, Graf von, preuß. General und Staatsmann, geb. 24. Febr. 1831 zu Charlottenburg als Sohn des Geh. Obertribunalrats und Kronsyndikus Jul. Ed. Leopold von C., besuchte das Werdersche Gymnasium in Berlin, trat 1. April 1849 in das Kaiser-Franz-Grenadierregiment, wurde 19. Sept. 1850 Sekondelieutenant, besuchte die Krigesakademie, wurde 1859 Premierlieutenant und 1861 Hauptmann im Generalstabe. Er wurde dem Generalkommando des 1. Armeekorps, dann der 5. Division und 1864 dem Generalstab der kombinierten Infanteriedivision überwiesen. 1865 kam er als Compagniechef in das 64. Infanterieregiment, wurde 1866 in den Großen Generalstab versetzt, nahm am Feldzuge in Böhmen im Stabe des Oberkommandos der Ersten Armee teil, wurde zum Major befördert und kam nach dem Frieden zum Generalstabe des Gardekorps. 1870 wurde er, der als einer der begabtesten Schüler Moltkes galt, Oberstlieutenant und Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps, nahm an den Kämpfen vor Metz und Orléans und an der Loire (namentlich an der Schlacht bei Beaune-la-Rolande 28. Nov.) hervorragenden Anteil, wurde Dez. 1871 als Abteilungschef in das Kriegsministerium berufen, 1872 Oberst, erhielt den Rang als Brigadecommandeur, wurde 1877 Generalmajor und 1878 Commandeur der 5. Infanteriebrigade in Stettin. 1880 wurde C. Commandeur der 2. Garde-Infanteriebrigade in Berlin, im Dez. 1882 Generallieutenant und Commandeur der30. Division in Metz. Am 20.März 1883 erfolgte seine Ernennung zum Chef der Admiralität. Die "Organisatorischen Bestimmungen für die Marine", durch die eine zweckmäßige Neuorganisation geregelt wurde, sind sein Werk. Durch umfassende Geschwadermanöver brachte er die Kriegstüchtigkeit der Flotte zu großer Vollkommenheit und entwickelte namentlich auch das Torpedowesen zum Zweck der Küstenverteidigung. Die von Kaiser Wilhelm II. geplanten Änderungen in der Organisation der Marine veranlaßten ihn, 26. Juni 1888 um seine Entlassung einzukommen. Der Kaiser gewährte sie ihm 5. Juli unter hoher Anerkennung seiner Verdienste und ernannte ihn schon 10. Juli zum kommandierenden General des 10. Armeekorps in Hannover, nachdem C. bereits im April desselben Jahres zum General der Infanterie befördert worden war.

Nach Bismarcks Entlassung 20. März 1890 wurde C. zu dessen Nachfolger als Reichskanzler, preuß. Ministerpräsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Seine maßvolle Ruhe erwarb ihm bald Vertrauen, und sein Bestreben, möglichst alle Parteien zu gemeinsamer polit. Arbeit heranzuziehen, milderte manche Gegensätze, ohne sie freilich immer überwinden zu können. Mißstände, die sich in der Benutzung der offiziösen Presse durch die Regierung zeigten, stellte er sogleich ab. Obgleich nicht von Haus aus Freund der Kolonialpolitik, hielt er es doch für staatsmännische Pflicht, die eingesetzte Ehre des Reichs zu wahren und das Erworbene zu behaupten. Um zunächst mit England in ein möglichst ungetrübtes Verhältnis zu kommen, schloß er, in Befolgung der ihm vom Kaiser am 2. Mai gegebenen Weisungen, 1. Juli 1890 das deutsch-engl. Abkommen ab, wodurch das Wituland und das Protektorat über Sansibar an England kam gegen Abtretung von Helgoland an das Reich. Er verteidigte offen und klar diese Politik in einer 29. Juli 1890 veröffentlichten Denkschrift und in einer Reichstagsrede 5. Febr. 1891. Im übrigen war es die gebotene Politik für ihn, an dem Bündnisse mit Österreich und Italien festzuhalten. Er knüpfte persönliche Beziehungen mit den dortigen leitenden Staatsmännern an, verhandelte während der Zusammenkunft Kaiser Wilhelms II. mit Kaiser Franz Joseph in Rohnstock (17. bis 20. Sept. 1890) mit dem Minister Kalnoky

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]