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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Centralamerika

namakanal (s. d.) in Angriff genommen worden, jedoch ohne Aussicht auf Vollendung. Von den bestehenden wenig umfangreichen Eisenbahnen stellt die Panamabahn, jetzt Eigentum der Panamagesellschaft, von Panama nach Aspinwall (76 km) führend, eine Verbindung zwischen beiden Meeren her. Der Plan des amerik. Ingenieurs Eads, eine Schiffseisenbahn über die Landenge von Tehuantepec zu bauen, auf der die auf geeignet gebaute Wagen zu ladenden Schiffe mit voller Ausrüstung und Ladung von einem Meere zum andern übergeführt werden sollen, ist nach dem Tode desselben (8. März 1887) nicht ernstlich weiter verfolgt worden. (S. Schiffseisenbahnen.) In Costa-Rica, Guatemala, Salvador, Nicaragua und Honduras waren (Ende 1889) 858 km Eisenbahnen im Betriebe. Näheres s. unter den einzelnen Staaten und Columbia.

Entdeckungsgeschichte. Über die Geschichte der Erforschung C.s von der Zeit des Columbus bis Anfang des 19. Jahrh. s. Amerika. Von Reisen der neuern Zeit sind bemerkenswert die von Mor. Wagner und Scherzer (1854), Frantzius (1860), Marr (1863), Seebach (1864-65), C. H. Berendt (1865-67), Schufeldt und Selfredge (1871), E. Rockstroh (1878). Hauptsächlich zu archäol. Zwecken bereiste der Engländer Maudslay Guatemala, zuerst 1882, dann 1883 und 1884. Dasselbe Land bereiste mehrfach der Arzt Stoll, der besonders die ethnogr. Verhältnisse erforschte. Die Expedition des Ingenieurs Menocal (1885) brachte viel Neues über die Gebiete längs des geplanten Nicaraguakanals. In Costa-Rica waren namentlich der dortige Bischof, Dr. Thiel (1881-84), sowie der Zoologe Bovallius (1882) thätig. W. Miller bereiste (1888) Yucatan und Britisch-Honduras. Hier war (1888) das Coxcombgebirge das Ziel einer Forschungsreise des Gouverneurs Goldsworthy.

Geschichte. Nach der Eroberung Mexikos sandte Cortez den Pedro Alvarado mit 400 Spaniern und 4000 Mann mexik. Hilfstruppen zur Besitznahme C.s aus. Letzterer bewerkstelligte diese 1524-35, gründete Guatemala-Vieja und wurde erster Generalkapitän des neugebildeten Generalkapitanats Guatemala (s. d.). Drei Jahrhunderte lang blieb dieses dem Mutterlande treu, obwohl es in der drückendsten Abhängigkeit gehalten wurde. Doch 1808 zeigte sich auch C. von der freiheitlichen Bewegung ergriffen, die die übrigen amerik. Kolonien Spaniens in Bewegung setzte (s. Südamerika); aber bei der Uneinigkeit der Stimmführer wurde die Insurrektion nach schwachem Kampfe unterdrückt. Doch das Feuer glimmte im Innern fort und brach immer von neuem aus. Die Unabhängigkeit C.s wurde 15. Sept. 1821 proklamiert und auf den 1. März 1822 ein Kongreß berufen. Jedoch noch vor dessen Zusammentritt faßte man den Beschluß, sich der mexik. Monarchie Iturbides (s. d.) anzuschließen. Der Widerspruch von Salvador und einigen Teilen von Honduras und Nicaragua führte indes einen Bürgerkrieg herbei, in dem Guatemala unterlag, bis der mexik. General Filisola im Juni 1822 diesem zu Hilfe kam und durch eine Konvention vom 10. Sept. die Vereinigung mit Mexiko herbeiführte.

Der im März 1823 erfolgende Sturz Iturbides änderte das Geschick C.s aufs neue, indem Filisola selbst die Unmöglichkeit einer Union mit Mexiko einsah und einen Kongreß zur selbständigen Konstituierung C.s berief, der 1. Juli 1823 ein Dekret veröffentlichte, das die fünf Staaten Guatemala, Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa-Rica als eine Republik der Vereinigten Staaten C.s proklamierte. Von 1823 bis 1825 führten provisorische Gouverneure die Regierung. Der erste Präsident war Manuel José Arce (1825-28). Bald stießen die zwei Hauptelemente der Bevölkerung hart zusammen: das aristokratische, geführt von den reichern Familien, unterstützt vom Klerus und den Altspaniern, mit dem Hauptsitze zu Guatemala und dem Präsidenten Arce an der Spitze, und das demokratische Element, mit dem Hauptsitze zu Salvador, unter Leitung des Generals Morazan. Zwischen beiden Staaten kam es zu einem Kriege, in dem Guatemala im April 1829 unterlag. Francisco Morazan wurde zum provisorischen Präsidenten der Bundesrepublik erwählt und suchte durch freiheitliche Gesetze und Beförderung des Handels die unglücklichen Verhältnisse zu bessern; es gelang ihm jedoch nicht, die innern Zerwürfnisse zu beschwichtigen, die mehr und mehr in einen Krieg der Stämme und Rassen ausarteten. Zur höchsten Steigerung der Verwirrung trug 1838 das Auftreten Carreras bei, eines Halbblut-Indianers, der an der Spitze von Ladinos und Indianerhorden bald Guatemala, bald Salvador mit Krieg überzog. Die Union löste sich 1839 förmlich auf, und die fünf Staaten erklärten sich für selbständig. Der bedeutendste Vertreter der Unionsbestrebungen, der General Morazan, suchte indes seit 1842 von Costa-Rica aus sein System des Centralismus mit bewaffneter Hand durchzusetzen. Er wurde jedoch durch eine Volkserhebung gestürzt, gefangen genommen und in San José 15. Sept. 1842 erschossen. Zwar kam es 7. Okt. 1842 zu einem neuen Unionsvertrag zwischen den vier Staaten Guatemala, Honduras, Nicaragua und Salvador, allein infolge abermaliger Unruhen, welche Anfang Febr. 1845 in Guatemala und Salvador ausbrachen, wurde das lockere Band wieder gelöst. Auf Anregung des Staates Honduras suchte man später einen Kongreß aller fünf Staaten zusammenzubringen, um über die Wiedervereinigung zu verhandeln. Er sollte sich 1. Jan. 1851 versammeln, wurde aber von Guatemala und Costa-Rica nicht beschickt, und es kam daher nur eine Art Föderation zwischen Honduras, Salvador und Nicaragua zu stande, welche Guatemala mit Waffengewalt zum Beitritt zwingen wollte. Aber dieser Versuch endigte schmählich durch die Niederlage, die Carrera, der 1844 zum Präsidenten von Guatemala gewählt war, 2. Febr. 1851 dem Heere der Verbündeten bei Arada beibrachte. Ein neuer vergeblicher Föderationsversuch wurde 17. Febr. 1872 in Salvador gemacht, und 1885 strebte der Präsident von Guatemala, General Barrios, eine gewaltsame Union der fünf centralamerik. Republiken an. Seinem Unionsdekret vom 9. März stellten Costa-Rica, Nicaragua und Salvador ihrerseits 28. März einen Bündnisvertrag entgegen, um alle Angriffe auf ihre Selbständigkeit mit den Waffen zurückzuweisen. Bei Chelchuapa kam es 2. April zu einem Zusammenstoß, wobei Barrios besiegt und getötet wurde, worauf 16. April der Friede zwischen den mittelamerik. Staaten wiederhergestellt wurde. Endlich kam 15. Okt. 1889 ein auf 10 Jahre geschlossener Föderativvertrag der fünf Staaten zu stande, der im Laufe des J. 1890 näher ausgearbeitet wurde, doch gab die Revolution in Salvador, durch die Juni 1890 der Präsident Menendez gestürzt wurde, Costa-Rica Veranlassung, sich

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