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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ceylon

Blatt, die wöchentliche "Ceylon Government Gazette", wurde 1802 begründet. Der "Ceylon Patriot" zu Dschafna erscheint in englischer und Tamilsprache.

Landwirtschaft und Handel. Große Fortschritte während der letzten Jahrzehnte zeigt die Bebauung des Landes und die hiermit verbundene Abnahme der Wälder. Bebaut sind 1063125 ha, d. i. etwa ein Achtel der Gesamtfläche, und zwar (1891) 277764 ha mit Reis, Mais, Hirse u. s. w., 22649 mit Kaffee, 105777 Thee, 307640 ha Kokosnüsse; der Rest verteilt sich auf Tabak, Kakao, Zimmet und Chinarinde. Bis 1879 war der Ceylonkaffee auf allen Märkten ein gesuchter Artikel; seit der Zeit sank aber die Ausfuhrziffer stetig, da die Kaffeepflanzungen infolge eines Rostpilzes u. s. w. arg geschädigt wurden. In Kakao, Thee und Chinarinde hat man hierfür einen Ersatz gesunden, obwohl sich anfangs (und auch neuerdings wieder) bei den ersten beiden Krankheiten gezeigt haben. Der Gesamthandel bewegt sich größtenteils nach Großbritannien und brit. Kolonien; er belief sich einschließlich der Edelmetalle 1890 (nach dem Rupienkurs von 16,5 Pence = 1,32 M.) auf 150769465 M., wovon 67488087 M. auf die Ausfuhr, 83281378 M. auf die Einfuhr entfallen. Ein wichtiger Ausfuhrgegenstand ist noch immer der Kaffee; 1879 wurden 41887017 kg, 1890 (einschließlich des inzwischen angebauten Liberiakaffees) 3896207 kg, (1891) 3927147 kg ausgeführt. Die Ausfuhr von Thee wächst außerordentlich; sie betrug (1884) 1085436 kg, 1890 schon 21246403 und (1891) 29928212 kg; von Chinarinde (1891) 2572730 kg, Kakao 930099 kg, Kardamomen 190215 kg, Zimmet 23098 Fardele, Kokosöl 18,55 Mill. kg, Kokosnüsse 6,9 Mill. Stück, Graphit 18,13 Mill. kg, Coir-Garn und -Faser 6,53 Mill., Kokoskerne 2,31 Mill. kg, Citronellaöl 11,26 Mill. Unzen. Zur Einfuhr gelangen vor allem Baumwollwaren, Eisen, Kohlen, Mode- und Kurzwaren, Nahrungsmittel und Maschinen. Die Perlfischerei ergab 1891 einen Reingewinn von 1135200 M. Dem Werte nach gruppieren sich die wichtigsten Ausfuhr- und Einfuhrartikel (1891) folgendermaßen:

Ausfuhr Gegenstand Wert in M.

Thee 30227881

Kokosprodukte 10338857

Kaffee 7579223

Graphit 5182024

Chinarinde 1390616

Arekanüsse 1387429

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Einfuhr Gegenstand Wert in M.

Reis, Paddy u. s. w. 30657610

Kohlen u. Koks 8779063

Baumwollwaren 7382159

Gesalzener Fisch 2320143

Spirituosen 683468

Wein 373459

Deutschland ist am Gesamthandel mit 2 Mill. Rupien beteiligt.

Verkehrswesen. Das Eisenbahnnetz umfaßt 308 km; befördert wurden (1890) 2708719 Personen und 228998 t Güter. Die im Aug. 1867 eröffnete Bahn von Colombo nach Kandi (132 km) ist Staatsbahn und die erste Eisenbahn der Insel. Später traten die Zweigbahnen von Peradenija nach Nawalapilija und Nanuoja und von Kandi nach Madalé hinzu; ferner eine Linie von Colombo nach Galle, Moratuwa und Kaluhaza. Seit 1885 hat sich das Eisenbahnnetz (289 km) nur durch die 1890 erfolgte kurze Verlängerung bis Bentota erweitert. Außerdem besteht ein ausgezeichnetes Netz von Fahrwegen und für Boote fahrbaren Kanälen. Alle wichtigern Orte sind durch Telegraph untereinander verbunden. 1890 bestanden 167 Post- und 31 Telegraphenanstalten. Die eigene Flotte zählt 208 Fahrzeuge mit 14019 Nettotonnen. Der Gehalt aller ein- und auslaufenden Schiffe betrug (1891) 5,696 Mill. t. Überaus wichtig ist C. (s. Colombo) als Station des Dampfschiffahrtverkehrs zwischen Europa, Ostasien und Australien.

Geschichte. Obgleich C. schon in alter Zeit mit Vorderindien in Verbindung gestanden, sich auch schon früh auf hoher Kulturstufe befunden hat, beginnt die Geschichte der Insel doch erst 543 v. Chr., wo Widjogo, ein Königssohn aus dem nördl. Indien, sie eroberte und daselbst eine Dynastie gründete. Dieses Ereignis bildet zugleich den Anfang des großen, Mahawanßo genannten, zwischen 459-477 n. Chr. begonnenen, später fortgesetzten und erst 1758 abgeschlossenen metrischen Geschichtswerks der Singhalesen. Dasselbe trägt seinen Namen von der ersten, von Widjogo gestifteten, Mahawanßo, d. h. "große", genannten Dynastie 543-301 v. Chr., auf welche eine zweite, Saluwanßo, d. h. "niedere Dynastie", bis 1153 n. Chr. folgte. Im ganzen haben von Widjogo bis Sri Wikrama Radscha Singha, dem letzten, 1815 von den Engländern abgesetzten Könige von Kandi (s. d.), während 2358 Jahren 165 Fürsten über C. geherrscht. Das wichtigste Ereignis in älterer Zeit war die Einführung des Buddhismus durch den Mönch Mahindo 307 n. Chr. unter dem Könige Tißu. Dem Buddhismus verdankt C. seine Blüte, von der noch die künstlichen Teiche, zahlreiche, teilweise in Felsen gehauene Tempelbauten, wie die von Alu Wihara, Dambulla, die Ruinen der alten Hauptstädte Anaradhapura und Palanarua, viele kolossale Dagobas, riesenhafte Buddhabilder aus Stein, sowie zahlreiche histor. und andere Werke Zeugnis ablegen. Die Staatsverhältnisse waren durch Verweichlichung der Fürsten und des Volks, innere Kriege, wiederholte Einfälle der Malabaren bereits zerrüttet, als zuerst die Portugiesen 1505 unter Lorenzo da Almeïda von Goa nach C. kamen, 1517 dorthin zurückkehrten und im folgenden Jahre unter Lopez Soarez da Albergaria ihre erste befestigte Niederlassung stifteten. Ihre Herrschaft über die Insel hatte 140 Jahre gedauert, als 1658 die Holländer an ihre Stelle traten. Diese waren zuerst unter Joris van Spilbergen 1602 vor Battikaloa erschienen und hatten 1609 eine Niederlassung zu Kottiar gegründet, aus der sie von den Portugiesen vertrieben wurden. 1638 gelang es ihnen aber unter Westerwold, den Portugiesen Battikaloa, 1639 Trikonamalai und 1640 Nigamuwa, Matotta und Galle zu entreißen. Am 12. Mai 1658 mußten die Portugiesen Colombo und 1658 ihre letzte Besitzung, das Fort zu Dschafnapatam, übergeben. Die Herrschaft der Holländer wurde durch die der Engländer abgelöst. Diese hatten schon 1782 unter Sir Hector Munroe Trikonamalai genommen, muhten diesen Ort aber bereits im folgenden Jahre zurückgeben. 1795 sandte der Gouverneur von Madras, Lord Herbert, eine Expedition unter James Stuart ab, der sich zuerst Trikonamalai, später Dschafnapatam, Kalpitaje (Calpentyn), Nigamuwa und 16. Febr. 1796 die Hauptstadt Colombo ergaben. Der Friede von Amiens 1802 sicherte den Engländern den Besitz von C., das zuerst mit der Residentschaft Madras vereinigt, 1798 zu einer selbständigen Kolonie erklärt worden war. 1815 nötigte die Grausamkeit und das verräterische Betragen des Wikrama Radscha Singha, Königs von Kandi, das früher holländ., dann engl. Vasallentum gewesen, die Engländer, sein Land zu besetzen und

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