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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chorazin - Choreographie
dm Arsaciden, dann des Persischen Reichs unter
dcn Sassaniden bildete. Mit der Eroberung des
letztern durch die Chalifen 646 fiel es unter die Herr-
schaft dieser, bis sich 820 der Statthalter Tahir un-
abhängig machte. Im Anfange des 11. Jahrh, kam
es mit dem Sturze der Samaniden unter die Ghas-
naviden. Doch schon 1037 setzten sich die Sel-
dschuken in dem westl. Teil fest, bis 1117 Sandschar,
der seldschuk. Herrscher von ganz Persien, ganz C.
mit seiner Monarchie vereinigte. 1220 kam es durch
Dschingis-Chan Mter die Herrschaft der Mon-
golen. Nach Tamerlans Tode war es der Mittel-
punkt der Macht seines Sohnes Schah-Noch, unter
dessen langer Negierung C. eines seltenen Glücks
genoh. Der Usbekenhäuptling Schaibek-Chan ver-
jagte 1507 die Nachfolger Schah-Rochs, mußte aber
nach langen Kämpfen C. an den Sckah von Persien,
IsmaelSufi, abtreten. Bei diesem Reiche verblieb es,
mit Ausnahme Herats, das seit 1716 der Zankapfel
zwischen Persern und Afghanen wurde und am Ende
im Besitz der letztern blieb. - Vgl. MacGregor,
K2.rr2.tiv6 ola^ourn^ tdroußii tk6 proviucs ok O.
(2 Bde., Lond. 1879).
Chorazm, ein Ort in Palästina, der in dem
Weheruf Jesu (Matth. 11,20-23) neben Bethsaida
und Kapernaum genannt und deshalb auch in der
Nähe dieser Orte gesucht wird. Wahrscheinlich ent-
spricht C.der heutigenTrümmerstätte Keraze, 4-5 ^m
nördlich von Tell Hum.
Chorbischöfe, die Bischöfe der Landgemeinden
in der alten Kirche des Orients. Ursprünglich hatte
jede Stadt ihren Bischof und das platte Land wurde
von den Städten nur seelsorgerisch verwaltet. Weiter-
hin wurden besondere Landbischöfe (olioreipiZko-
poi, 6pi8c(M ruri8) bestellt. Bald aber erlag die In-
stitution dem Widerspruch des städtischen Episko-
pates und wurde im Morgenlande ausgeschieden, im
Abendland gar nicht angenommen; nur in den
Pseudoisidorischen Dekretalen kommen die C. auch
für die abendländ. Entwicklung als ein Moment
scharfen Gegensatzes in Betracht. - Vgl. Weizsäcker,
Der Kampf gegen den Chorepiskopat (Tüb. 1859).
OkorÄa. (lat.; grch. ckoräs), Darmsaite, Saite,
Sehne (s. d.) in anatom. und mathem. Sinne; durch
Zusammensetzung des Wortes mit den griech. Zahl-
worten bildet man Ausdrücke, die eine Tonreihe oder
ein Musikinstrument von einer gewissen Anzahl von
Tönen oder Saiten bezeichnen. (S. Dichord, Deka-
choro, Oktachord, Tetrachord.) - 0. 601-8^18, Wir-
belsaite, Notochord, beim Wirbeltierembryo
die knorpelige Anlage der Wirbelsäule, bleibend
als erste Anlage des Binnenskeletts des Lanzett-
fisches und der Rundmäuler, vorübergehend bei den
Larven der Seescheiden. - d t^mpan! oder Pau-
kensaite, ein feiner, aus dem siebenten Gehirnner-
ven M6lvu3 k2.ei2.ii8, s. Gehirn) entstammender Ner-
venzweig, der quer durch die Paukenhöhle und über
dks Trommelfell hmwegläuft, durch die sog. Gla-
sersche Spalte die Paukenhöhle verläßt, sich mit dem
Zungennerv des dritten Astes des dreigeteilten Gc-
hirnnerven vereinigt und mit diesem im Unterkiefer-
Ganglion und in der Zunge verzweigt. Seine Neizung
bewirkt Vlutüberfüllung der Unterkiefcrspeicheldrüse
mitnachfolgenderreichlicher Speichelabsonderung.-
0. V6Q6I-62., die schmerzhafte Verkrümmung des eri-
gierten Gliedes, meist Folge des Trippers.
Chordatiere, s. Chordonier.
Chordienst oder Choramt, in der röm.-kath.
Kirche ein Teil des kanonisch geregelten Gesang- und
Artikel, die man unter C verm
Gebetdienstes der Geistlichen und Mönche. Wie die
Ii0i-2.6 C2.u0iiie2.6 sich allmählich feststellten, wurde
deren Beobachtung mit gemeinsamer Verrichtung
der dafür vorgeschriebenen Gesänge und Gebete den
Geistlichen sowie den Mönchen und Nonnen und
dann auch den Kanonikern ts. d.) als C. zur Pflicht
gemacht. Im Mittclalter nahm nicht nur die Teil-
nahme der Laien, sondern auch die der Geistlichen
an diesen gemeinsamen Gebetstunden immer mehr
ab, und seit dem 14. Jahrh, sind nur noch die Mönche
und Nonnen in den Klöstern und die Kanoniker dazu
verbunden. Das gemeinschaftliche feierliche Sprechen
der Gebete, welches ihnen vorgeschrieben ist, bezeich-
net man alsHorasingen. Die übrigen Geistlichen
haben die betreffenden Gebete an den kanonischen
Stunden für sich allein zu verrichten, und ihnen ist
dabei stilles Lesen oder leises Sprechen gestattet.
Häufig werden die Gebete für mehrere kanonische
Stunden zusammengefaßt, namentlich diejenigen
für die nächtlichen Stunden mit denen am Abend
und am Morgen zugleich verrichtet. (S. Itora caiio-
nies. und Brevier.) ständer.
Chordltis (grch.), die Entzündung der Stimm-
Chordometer (grch., Saitenmesser), Instrument
zum Messen der stärke der Saiten.
Ehordomeroder Chordatiere,Rückenftrang-
tiere, von (ÜKoiM ä0i-32.1i8 (s. Oiwi'62.) hergenom-
mene Benennung einer von Häckel aufgestellten
hypothetischen Tiertlasse, die ähnlich den Larven der
Seescheiden (s. d.) gebaut gewesen und die Wirbel-
tiere mit den Würmern verbunden haben soll.
Chorea (grch.), soviel wie Veitstanz (s. 0.), auch
soviel wie Tanzwut (s. d.).
Choreg (Cho rag), Choregeion (Chora-
geion,Choragium),Choregie, s.Chor (antik).
Choregische (Chorägische) Monuments,
bei den Griechen Säulen oder kleine Bauwerke, die die
Sieger in den dramat. Aufführungen errichten durf-
ten, um den als Siegespreis errungenen ehernen
Dreifuß dort öffentlich aufzustellen. Die in Athen
(s.Plan: Das alte Athen) um den Ostabhang der
Akropolis zumTheater des Dionysos sich hinziehende
Straße hieß danach die Dreifußstrahe (Tripodes).
Unter den C. M. sind wegen ihres künstlerischen
Aufbaues bekannt das Lysikratesmonument (s. d.)
und das Denkmal des Thrasyllos (320 v. Chr.).
Choreographie oder Choregraphie (grch.,
"Tanzschrift"), die Aufzeichnung der Tänze durch
konventionelle Zeichen für die Pas und Evolutio-
nen. Die Erfindung der C., die schon dem Altertum
nicht ganz unbekannt war, wird Toi not Arbeau
(Anagramm von Jean Tabourot), Ofsizial zu
Langres, zugeschrieben, der 1588 eine "Orcl^oFra.-
I>Qi6" (deutsch von A. Czerwinski, "Die Tänze des
16. Jahrh.", Danz. 1878) veröffentlichte. Doch gehl
aus einem viel früher geschriebenen Manuskript: "I^e
1ivl6 ä68 I)H8868 ä2.Q868", das aus dem Besitz Mar-
garetens von Qsterreich, Tochter Philipps des Schö-
nen, in die Lid1iotU6hii6 äs Loui-FOFne zu Brüssel
übergeaangen ist, hervor, daß die C. in der Weise,
wie sie Arbeau anwandte, schon vor ihm in Gebrauch
war. Später wurde sie durch Veauchamps vervoll-
kommnet, während Noverre sich gegen sie erklärte. -
Vgl. Le Feuillet, 0. 011 1'krt ä'ecrirs I2. 62.1130 Mr
o2.r2.<:t^r68, ii^ur68 6t 8i^ii68 ä6ui0U8tr2.tik8 (Par.
1700; deutsch in Tauberts "Rechtschaffenem Tanz-
meister", Lpz. 1717); Samt-Leon, 3t6Q0e1i0r6-
Ai'kpliie ou 1'2.rt ä'eeriro promptemoiit 1a cian86
(Par. 1852); Dürholz, Praktischer Leitfaden für Tän-
,ißt, sind unter K aufzusuchen.