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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Claremont (Ort) - Clarendon
Elaremont (spr. klährmönnt), Ort im County
Sullivan des nordamerik. Staates New-Hampfhire,
am Sugarstuß, unweit dessen Mündung in den
Connecticut, hat (1890) 5505 E., die 8t6v6N8 lliZIi
8ek00l, Papier-, Textil-, Schuh- und Strickwaren:
Clarenbach, s. Klarenbach. Fabriken.
Clarence (spr. klärrenß), ital. Chiarenza, Stadt
in Griechenland, s. Klarenza.
Clarence (spr. klärrenß), Lionel und Georg,
Herzöge von, s. Plantagenet.
Clarence <spr. klärrenß), Albert Victor Christian
Eduard, Herzog von C. und Avondale, Graf von
Athlone, geb. 8. Jan. 1864 zu Frogmore-Lodge bei
Windsor als ältester Sohn des Prinzen Albert
Eduard von Wales, trat 1877 in die Marinerem
und machte größere Reisen nach Westindien, Süd-
amerika, der Kapkolonie, Australien, China und
Japan. Nach seiner Heimkehr 1883 studierte er in
Cambridge, worauf ihm der Titel eines Dr. .stir.
konoris eausa verliehen wurde. 1889 besuchte er
Indien, 1890 wurde er als Herzog von C. in das
Oberbaus erhoben. Nachdem er sich kurz vorher
mit seiner Cousine, Prinzessin Marie von Teck ver-
lobt hatte, starb er plötzlich 14. Jan. 1892 in Sand-
ringham an Lungenentzündung.
Clarence-Straße lspr. klärrenß), Meerenge im
Nordwesten von Australien, führt an der Südspitze
der Insel Melville vom Timormeer in den Vandie-
mensgolf.
viarvnoisnx (frz., fpr. klarangßiöh), in Eng-
land der zweite Wappenherold, Wappenkönig, so
benannt, weil die Herzöge von Clarence ehemals
dessen Geschäfte besorgten.
Clarendon (spr/klärrend'n), Edward Hyde,
Graf von, geb. 18. Febr. 1609 zu Dinton in Wilt-
shire, studierte in Oxford, wurde praktifcher Jurist
in London und half als Mitglied des Langen Par-
laments beim Sturze Straffords. Dann aber er-
griff er die königl. Sache, wurde Schatzkanzler und
Mitglied des Geheimen Rats und begleitete den
Prinzen von Wales, den spätern Karl II., 1646
nach der Insel Jersey. Dort blieb er 2 Jahre
und begann sein großes Werk, die "Geschichte der
engl. Revolution"; auch verfaßte er die verschiede-
nen königl. Erlasse gegen das Parlament. Zum
Lohn für feine freilich vergeblichen Bemühungen,
nach Karls I. Hinrichtung Frankreick und Spanien
für Karl II. zu gewinnen, ernannte ihn diefer 1657
zum Lordkanzler, und für seine Mitwirkung an der
Restauration 1661 zum Grafen von C. C. war in
den ersten Jahren Karls II. der leitende Mann am
Hofe, groß in feiner staatsmännischen Begabung
wie in der überzeugenden Kraft seiner Rede. Er
strebte die alten Gegensätze königlich-autokratischer
und parlamentarischer Ansprüche zu versöhnen, aber
beiden Parteien wußte er nicht genug zu thun. Den
König verletzte die von C. im Bunde mit dem Parla-
ment geforderte einseitige Begünstigung der Staats-
tirche und besonders sein Widerstand gegen die königl.
Willkür und Verschwendung, sodaß die Neider und
Gegner C.s Karls Ohr gewannen. Als daher ein
Krieg gegen Holland ruhmlos endete (1667), lieh
der König C. fallen. Das Unterhaus erbob eine
Klage auf Hochverrat gegen ihn, der C. durch frei-
willige Verbannung aus dem Wege ging (1667).
Er lebte dann abwechselnd zu Montpellier, Moulins
und Rouen, wo er 9. Sept. 1674 starb. Sein Leich-
nam wurde später nach England gebracht und in dcr
Westminster-Abtei beigesetzt. Unter seinen Schriften
ist die "IiiZtoi')' of t1i6 i'kdelliou anä eivil ^varg iu
LuFlancI" (3 Bde.. Orf. 1702-4; am vollständig-
sten 7 Bde., ebd. 1849) die bemerkenswerteste. Die-
ses Werk ergänzen "^de IiiZtor^ ot' tlie rsdollion
anä tue civil nar in Ii-ylaiiä" (Lond. 1721) und "(^.'g
3tato Mp6i'8" (3 Bde., Oxf. 1767-86). Vgl. Lister,
I^ite auä aämwigtration ol^. (3 Bde., Lond. 1838)
und die treffliche Würdigung in Rankes "Engl. Ge-
schichte^ (Bd. 4, 5 u. 7). - Seine Tochter, Anna
Hyde, vermählte sich Nov. 1659 mit dem Herzog
von Dort, nachmaligem König Jakob II., und wurde
die Mutter zweier engl. Königinnen, Maria II. und
Anna. - ^ein ältester Sohn war Henry hyde,
Graf vonC., der jüngere Lawrence Hyde, später
Graf von Rockester (s. d.). Der erstere wurde von
Jakob II. 1685 an Halifax'Stelle zum Geheimsiegel-
bewahrer erhoben, sodann als Lordlieutenant nach
Irland gefchickt, aber 1687 seines Amtes entsetzt,
weil er Jakobs II. kath. Politik nicht folgte. Er trat
darauf mit Wilhelm von Oranien in Verbindung
und begünstigte dessen Erhebung zum König von
Großbritannien (1688), lieh sich nach derselben aber
wieder in jakobitische Umtriebe ein, wurde verhaftet
und seiner schuld überführt, jedoch unter der Be-
dingung, daß er sich aufs Land zurückziehe, von
Wilhelm begnadigt (1691). Er starb 1708. - Sein
Sobn Edward, dritter Graf von C., war Gou-
verneur von Neuyork. Da dessen einziger Sohn Ed-
ward vor ibm gestorben war, erbte nach seinem Tode
(1723) sein Vetter Henry Hyde, Graf Rochester (s. d.),
den Grafentitel, der mit ihm 1752 erlosch. Er wurde
schon 1776 erneut für den Gatten der Erbin der C.,
Tbomas Villicrs, einen Sohn des Grafen von
Jersey, in dessen Familie er forterbte.
George William FrederickVilliers, vier-
ter Graf von C. und Enkel des letztgenannten
Tbomas Villiers, engl. Staatsmann, geb. 12. Jan.
1800, studierte in Cambridge und trat in den diplo-
mat. Dienst. Seit 1833 wirkte er als Gesandter in
Madrid in liberalem Sinne für die Ordnung der
span. Regierung auf konstitutioneller Grundlage.
Nach dem Tode seines Oheims (1838) wurde er Lord
C. und 1840 unter Melbournes Ministerium Ge-
heimsiegelbewahrer und später Kanzler des Herzog-
tums Lancaster. Nach dem Sturze der Whigs 1841
dielt er zur Opposition gegen Peel, unterstützte jedoch
dessen Handelspolitik, trat 1846 in das Ministerium
Russell als Handelsminister ein, bis er 1847 den
schwierigen Posten eines Lordlieutenants von Ir-
land übernahm. Gegen die infolge der großen Hun-
gersnot und der allgemeinen revolutionären Bewe-
gung des I. 1848 dort gärenden Unruhen lieh er
sick besondere diktatorische Vollmacht vom Parla-
ment erteilen und stellte durch energische Maßregeln,
die er mit Mäßigung und Gerechtigkeit zu verbin-
den strebte, die Ruhe bald wieder her. Mit dem An-
tritt des Torykabinetts Derby legte er März 1852
sein Amt nieder. Unter dem Koalitionsministerium
Aberdeen-Russell Febr. 1853 zum Staatssekretär
des Auswärtigen berufen, führte er die diplomat.
Verhandlungen mit Frankreich, Asterreich, Sardi-
nien und der Türkei während des Orientkrieges und
ersckien unter Palmerston als erster Bevollmäch-
tigter auf dem Kongreß zu Paris, wo unter seiner
Mitwirkung der Friede 31. März 1856 zu stände
kam. Trotz der erfolgreichen Thätigkeit C.s machte
man ibm jedoch den Vorwurf allzugroßer Vorliebe
für Frankreich, und der Eifer, mit dem er die
nach dem Attentat Orsinis auf Napoleon III. ein-
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K auszusuchen.
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