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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Codrington College; Codrus; Coehoorn; Coehoorns Befestigungsmanier

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Codrington College – Coehoorns Befestigungsmanier

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Codrington'

der König habe ihm einen Nachfolger gegeben. Er legte 22. Aug. 1828 den Oberbefehl nieder und kehrte nach England zurück. Die Vermutung, daß C. vor der Schlacht bei Navarin außer seiner amtlichen Instruktion noch eine geheime von dem damaligen Großadmiral, Herzog von Clarence, nachherigem Könige Wilhelm IV., empfangen habe, wurde durch die spätern Ereignisse bestätigt. C. befehligte 1831 die vor Lissabon kreuzende Flotte. 1832–40 vertrat er die Stadt Devonport im Parlament, wo er mit den Whigs stimmte, war hierauf Oberbefehlshaber in Portsmouth und wurde 1846 von der Königin Victoria zum Kammerherrn ernannt. Er starb als Admiral der roten Flagge 28. April 1851 zu Eaton-Square. – Vgl. Lady Bourchier, Sir E. Edward C. Memoir. Selections from his public and private correspondence. (2 Bde., Lond. 1873–75).

Sein ältester Sohn, Sir William John C., geb. 1800, trat 1821 als Fähnrich beim Garderegiment Coldstream ein, rückte 1836 zum Oberstlieutenant und 1846 zum Oberst auf. Beim Ausbruch des Orientkrieges führte er als Generalmajor eine Brigade der leichten Division, mit der er an den Schlachten an der Alma und bei Inkjerman teilnahm. Juni 1855 wurde er Divisionscommandeur und leitete den verunglückten Angriff auf den Redan. Nach dem Rücktritt des Generals Simpson zum Oberbefehlshaber der engl. Armee in der Krim mit Generallieutenantsrang erhoben, wurde er durch den bald darauf geschlossenen Waffenstillstand verhindert, diese damals stark angefochtene Wahl durch militär. Erfolge zu rechtfertigen. Nach England zurückgekehrt, trat er 1857 für Greenwich ins Parlament, legte aber 1859 sein Mandat nieder, um das Amt eines Gouverneurs von Gibraltar zu übernehmen. In dieser Stellung blieb er bis 1865. Im J. 1863 wurde er zum General befördert. Er starb 6. Aug. 1884 in London.

Codrington College (spr. -ingt'n kolleddsch), s. Barbados.

Codrus, s. Kodros.

Coehoorn (spr. ku-), Menno van, niederländ. Ingenieur, ein Zeitgenosse und Gegner Vaubans, geb. 1641 auf einem Landhause bei Leeuwarden in Friesland, erhielt durch seinen Vater (Kapitän der Infanterie) den ersten Unterricht in den Kriegswissenschaften und zeigte schon damals besondere Neigung zur Festungsbaukunst. Er vollendete seine Bildung auf der hohen Schule zu Franeker und ward schon in seinem 16. Jahre Hauptmann in niederländ. Diensten. Als solcher nahm er 1673 an der Verteidigung von Mastricht teil und wurde bei der Belagerung von Grave 1673 durch Anwendung der von ihm erfundenen und nach ihm benannten kleinen tragbaren Mörser berühmt. Infolge seiner Auszeichnung in der Schlacht von Senef (1674) ward er Oberst, 1688 Brigadier und that sich bei Fleurus und der Verteidigung von Namur (gegen Vauban) hervor. Nach dem Frieden von Nimwegen 1679 erhielt er den Auftrag, Coevorden, mit Beibehaltung seiner fünfeckigen Form, durch Außenwerke zu verstärken. Der gleiche Auftrag an den Ingenieur Louis Paan veranlaßte einen Streit, infolgedessen C. seine Grundsätze des Festungsbaues auf eine lichtvolle Weise in den Werken «Versterkinge des vijfhoeks met alle sijne buijtenwerken» (Leeuwarden 1682) und «Nieuwe vestingbouw» (ebd. 1685; neue Aufl. 1702; französisch, Haag 1741; deutsch, Düsseld. 1709) entwickelte. Sein System fand besonders in ↔ Deutschland Beifall. C. leitete 1694 die Belagerung von Huy, worauf er 1695 Namur wiedereroberte. Zum Generallieutenant und Generalinspektor der niederländ. Festungen ernannt, verstärkte er nach dem Frieden von Ryswijk dieselben. Im Spanischen Erbfolgekriege führte er ein Korps von 10000 Mann, eroberte 1702 das Fort Donatus und leitete unter dem Prinzen von Nassau-Saarbrücken die Belagerung von Venloo sowie von Roermonde, das sich durch C.s Anstalten schon am siebenten Tage ergab, Hierauf ward das Lütticher Schloß, ferner Kaiserswerth und 1703 Bonn, hauptsächlich durch die Anwendung der Mörser, genommen. Nachdem C. mit Sparre und Tilly die Franzosen aus den Verschanzungen bei Stekene getrieben, eroberte er Huy und Limburg. Er hatte von Marlborough die Einladung erhalten, nach dem Haag zu kommen, um den Plan zum neuen Feldzuge zu verabreden, als er 17. März 1704 starb. – Sein Leben hat sein Sohn Gosewijn Theodor van C. (neu hg. von Sypestein, Leeuwarden 1860) beschrieben.


Textfigur:

Coehoorns Befestigungsmanier (spr. ku-), eine Verbesserung der Niederländischen Befestigungsmanier (s. d.), die den bastionierten Grundriß mit dem Tenaillen- und Kaponnièrenbau verschmilzt und eine thätige, abschnittsweise geführte Verteidigung anstrebt, ist von dem Erfinder General Menno van Coehoorn (s. d.) in drei verschiedenen Formen, berechnet auf den niedrigen Boden Hollands, ausgearbeitet. Die erste wurde bei Nimwegen, Breda, Namur, Bergen op Zoom und Mannheim angewendet. Der Hauptwall ist niedrig mit gemauerter Eskarpe, die durch die vorliegenden Werke dem direkten Feuer des Angreifers entzogen ist; die Bastionen voll und geräumig mit langen Flanken und kurzen Facen (s. beistehende Figur). Eine Faussebraye, durch einen trocknen Graben vom Hauptwall getrennt, umschließt diesen und die Ravelins. Hauptgraben und Ravelingraben sind Wassergräben. Die Couvrefacen sind so schmal, daß der Feind nach ihrer Eroberung sich nicht auf ihnen festsetzen kann. Der gedeckte Weg ist geräumig mit großen Waffenplätzen; diese haben mit den Ravelins gemauerte Reduits und Traversen. Die Sohlen der trocknen Gräben und der gedeckte Weg gehen bis auf den Wasserspiegel, sodaß der Angreifer auf ihnen sich nicht einschneiden kann, sondern das Material zu seiner Deckung herbeischleppen muß; sie werden außerdem durch Graben-Kaponnièren und Rückengalerien mit Gewehrfeuer verteidigt. Vor dem Schulterpunkt der Bastion liegt auf der Faussebraye ein für Geschützfeuer eingerichtetes gemauertes Orillon, welches den

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 405.

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