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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Coleridge (Samuel Taylor) - Cölestin
Dichter und Philosoph, geb. 20. Okt. 1772 zu Ottery
St. Mary in Devon, wo sein Vater Geistlicher war,
wurde in der Christ-Hospital-Schule in London er-
zogen und studierte 1791-93 in Cambridge. Wegen
radikaler Gesinnungen den Nniversttätsbehörden
mißliebig, verlieh er die Hochschule, wurde Soldat,
kehrte jedoch bald wieder zur Familie zurück, schrieb
ein Drama: "Ide lg.11 ok KodsF^ikri-e" (Cambridge
1794), und hielt in Bristol Vorlesungen über das
Heil, das der Menschheit durch den Republikanismus
bevorstehe. Durch seine "OoueioiiLs ad poMluin, or
^ääi-68868 t0 t1i6 1)601)16" (Lond. 1795) entzückte er
die Bristoler Jugend; seine Freiheitszeitung "^1i6
^VÄtoninkn" (ebd. 1796) fand weniger Anklang.
An der Alten Welt verzweifelnd, wollte er mit seinen
Freunden Southey und Lovell nach Amerika aus-
wandern, um das ihnen vorschwebende Ideal durch
Gründung eines Staates "Pantisokratie" (d. h.
Gleichheit aller) zu verwirklichen; allein vor der
Auswanderung lernten sie drei schöne Schwestern
Fricker kennen, die sie heirateten. C. lieh sich in
Nether Stowey bei Bridgewater nieder, wo er mit
Wordsworth einen Freundschaftsbund stiftete. Von
den Brüdern Wedgwood unterstützt, bereifte er 1797
- 99 Deutschland, machte hier die Bekanntschaft
Tiecks und hörte in Göttingen Vlumenbach und
Eichborn. Bei feiner Rückkehr war feine polit. Ge-
sinnung völlig umgewandelt. Er fckrieb Leitartikel
für die ministerielle "NorniiiF ?08t", nachher für
den litterar, und polit. Teil des ministeriellen "11i6
^oui'i6i'" und blieb fortan ein eifriger Konservativer.
1804 ging er als Sekretär des Gouverneurs Sir
Alex. Ball nach Malta, kehrte schon 1805 zurück und
lebte nun ohne feste Anstellung. C. starb 25. Juli
1834 zu Highaate. Er war ein groher Verehrer
Schillers und Goethes und nabe befreundet mit den
Führern der deutschen Romantik; auch wirkte er mit
den andern Lakisten (s. d.) an der Reform der cngl.
Poesie und führte zugleich, im Gegenfatz zu der Nütz-
lichkeitsphilosophie Benthams, die Denkweise der
deutschen Idealphilosophen in England ein. Sein
schauerlich schönes Gedicht tt^lir^tai^i" (Lond.
1816) blieb unvollendet; die Ballade "R1ivm6 ol
t1i6 anci6iit marine" (deutsch von Freiligrath), die
er mit Wordsworth begann, aber allein vollendete,
gilt als Meisterstück. Die berühmte Übersetzung von
Schillers "Wallenstein" (2 Tle., Lond. 1800) befindet
sich in seinen "?06tieHi >vor1i8" (3 Bde., ebd. 1829;
neue Aufl. 1889), eine treffliche Ausgabe derselben
gab I. Dykes Campbell (1892). C. fchrieb ferner:
"11l6 8tat68INHIi'8 IN5MU31, 01' t1i6 Di1)i6 t1i6 1)68t
ßuiä6 to political 8^i11 auä lor^iF^t, 3. 1a)' 86r-
M0Q" (Lond. 1816), "^iä8 to r6Ü6ctimi" (ebd.
1825), "Ou t1i6 C0ii8tituti0n ok clinrcii aixl
8tat6" (ebd. 1830), "Ik6 ^rienä" (4. Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1850); Auffätze über Politik, Moral und
ReUgion; "I^oi-v 0k 1il6" (ebd. 1849). Eine Art
Selbstbiographie ist die "LioFr^ina, liwrai-ia"
(2Bde., ebd. 1817; 2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1838-53).
Die "^l6in0ii-8 0f 8amu6i lavior (^." gab Gillmann
(2 Bde., ebd. 1838), "I^it6rar)' r6inaiu8 0l 0." fein
Neffe, Henry C. (4 Bde., ebd. 1836-39), heraus;
auch feine Tifchgespräche ("8i)6cini6N8 ok ^Hdi6-
ta.115", 2 Bde., ebd. 1837) wurden gesammelt.
Briefe C.s veröffentlichte: Knight, "(^/8 i6tt6i-8 to
8ir (^601-^6 auä Laä)' üeauinont" (Lond. 1887).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke veranstaltete
W. T. Shedd (9 Bde., Neuyork 1853-54). - C.s
Artikel, die man unter C ver
Leben behandelten Traill (Lond. 1884); Hall Caine,
"1.il6 0k 3.1. 0." (ebd. 1877); Brandt, "S. T. C.
und die engl. Romantik" (Berl. 1886): E. H. Cole-
ridge, "1.it6 0l c." (Lond. 1892)^
Coleridge (spr. kohlridsch), ^ara, engl. Schrift-
stellerin, einzige Tochter Samuel Taylor C.s, geb.
1803 in Keswick, wucks in der ihrem Vater befreun-
deten Familie Rob. Southeys auf, heiratete 1829
ihren Vetter Henry Nelson C. (1800-43), gab
"^ill3 to i'6Ü6ctioii8" heraus und starb 3. Mai
1853. Nack dem Tode ihres Vaters half sie ihrem
Gatten bei Herausgabe der Werke des erstern. Die
Erörterungen, mit denen sie diefe Arbeit begleitete,
lassen eine ungewöhnliche Bekanntschaft mit philos.
und tbeol. Gegenständen, grosie allgemeine Belesen-
beit und logische Schärfe erkennen. Auch fckrieb
fie das Märchen "I'iianta^mioii" (1837; neue Aus-
gabe voN Lord C., 1874) UNd "?!6ttV 16880N3 W
V61'86 loi' F00ä c1ii1(1r6ii" (neue Ausgabe 1875).
"^l6M0ir anä 1ett6i'3 0k 8. c^." (2 Bde., 1873) ver-
öffentlichte ihre Tochter. ^
Eolerus, Joh., landwirtfchaftlicker Schriftsteller,
geb. gegen Ende des 16. Jahrh, zu Goldberg in
Schlesien, studierte in Rostock, wurde später Prediger
in der Mark und starb 23. Okt. 1639 zu Parchim
im Mecklenburgischen. Seine Hauptschriften, die
heute nur noch geschichtlichen Wert haben, sind:
tt(^i6näH1'iuM 1)61'1)6tNN1N 6t 86x1il)1'1 0600110111101"
(3. Aufl., Wittenb. 1684) und "06ooii0iniH ru^iig
6t ä0M63tic^" (6 Bde., ebd. 1591-1601), beide
zusammen 1609 u. d. T. "Haushaltungsbuch" (neue
Aufl., ebd. 1682) erschienen.
Golesberg, Division der Nordostprovinz der
brit. Kapkolonie in Südafrika, hat 6200 hlim und
(1891) 8285 E., darunter 3484 Weiße und 2003
Hottentotten. Die baumlofe Hocheben^ (1000-
1200 rn) eignet sich ganz vorzüglich zur (^chaf- und
^traußenzucht; C. ist deshalb auch der beste Woll-
distrikt der Kapkolonie. Der Hauptort C., 20 km
südlich vom Oranje-Niver, an der Eisenbahnlinie
Port-Elizabeth-Johannisburg-Pretoria,hat184iE.,
eine holländ.-reform. Kirche, außerdem eine engl.-
cpiskopalische Kapelle und eine Wesleyanische Mis-
sionskirche; hier befindet sich auch eine Bank.
Eölestttl (vom lat. co6i63ti8, "himmelblau"), ein
im rhombischen System säulenförmig und tafelför-
mig krystallisierendes, mit Schwerspat und Anglesit
isomorphes Mineral, das aus Strontiumsulfat,
3i-80.i, besteht. Seine Färbung ist meist weiß oder
blau; es findet sich krystallisiert, faserig bis feinkörnig
oder dickt. Seine Härte ist ungefähr die des Kalk-
fpats, fein fpec. Gewicht fchwankt zwischen 3,9 und 4,
von Säuren wird es nur wenig angegriffen. Man
findet den C. ganz befonders fchön bei Girgenti auf
Sicilien lmit Schwefel), zu Pschow unweit Ratibor,
auf der Strontianinfel im Huronfee, in Kalkgebirgen,
auck auf Erzgängen bei Herrengrund in Ungarn;
dünne, faferige Zwischenlager von blauer Färbung
bildet er z. V. im Muschelkalk bei Dornburg unweit
Jena. C. dient zur Darstellung der Strontianerde
und verschiedener ^trontiansalze sowie zur Ab-
scheidung des Zuckers aus der Melasse.
Eölesttn ist der Name von fünf Päpsten.
C. I., der Heilige (422-432), ein Römer von
Geburt, versuchte umfonst die afrik. Bischöfe, die das
Neckt der Appellation nach Rom verwarfen, zur An-
erkennung des röm. Primats zu bewegen und ver-
dammte 430 auf einer Synode den Nestorius als
Irrlebrer. ^cin Gedäcktnistag ist der 6. April.
mißt, sind unter K aufznsu ch cn.