Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

427
Colloredo-Mansfeld
zu bedienen. Die drei Söhne Ludwigs, Lelius, Hie-
ronymus und Rudolf, erhielten 1624 die reichsgräfl.
Würde. Rudolf von C., geb. 2. Nov. 1585, war
unter Ferdinand II. und Ferdinand III. Feldmar-
schall, zeichnete sich im Dreißigjährigen Kriege, be-
sonders bei Lützen, und 1648 durch die Verteidigung
Prags aus. Er starb 24. Jan. 1657. Auch sein
Bruder, Hieronymus von C., geb. 1582, tbat sich
im Dreißigjährigen Kriege hervor und blieb 1638
beim Entsatze von St. Omer, wo er als Feldmar-
schalllieutenant die Reiterei befehligte. Mit dessen
Sohn Graf L u d w i g v o n C., der als Feldzeugmeister
28. Dez. 1693 starb, erlosch die Asquinische Linie.
II. Die Bernhardinische Linie zerfiel durch
die Brüder Hieronymus I. und Thomas in zwei
Äste. ^. Zum Aste des Hieronymus, der 1624
zugleich mit der Asquinischen Linie in den Reichs-
grafenstand erhoben wurde, gehörte Graf Johann
Baptist von Colloredo-Wallsee. Dieser zeich-
nete sich 1642 bei Leipzig aus, ward 1648 venet.
Feldmarschall im Krieg gegen die Türken und fiel bei
der Verteidigung von Candia im Okt. 1649. Sein
Bruderssohn, Johann Baptist von C., gest. 1729
als kaiserl. Oberhofmarschall, hinterlieh zwei Söhne,
Karl Ludwig und Camill. a. Der ältere, Graf Karl
Ludwig von C., geb. 22. Aug. 1698, gest. 1767,
wurde der Stifter des mantuanischen Zwei-
ges, der mit seinem jüngsten Sohne, Graf Johann
Baptist Franz von C., geb. 1731, gest. 25. Jan. 1815,
erlosch, d. Graf Camill von C., geb. 17. Sept. 1712,
gest. 21. Dez. 1797, der Universalerbe seiner Muhme,
der Fürstin Montecuculi, wurde Ahnherr des böh-
mischenZweiges der Colloredo-Wallsee; er
erlosch mit seinem Enkel Graf Franz de Paula
von C., geb. 29. Okt. 1799, von 1843 bis 1847
Gesandter in Petersburg, dann in London (1849
-56), endlich in Rom, gest. 26. Okt. 1859 in Zürich
während der Friedensunterhandlungen. - V. Der
Thomasische Ast blüht in Italien noch jetzt in
zwei um 1765 entstandenen Zweigen, in dem zu
Padua und dem zu Muscletto und Ildine.
III. Die Weickardtsche Linie. Hierher gehört
Fabricius von C., geb. 1576, der unter Ferdi-
nand II. von Toscana die erste Ministerstelle be-
kleidete und 1645 starb. Sein Neffe, Fabius II.,
Marchese von Eta. Sofia, hinterlieh zwei Söhne,
Ferdinand und Fabricius II. Des letztern Enkel Hie-
ronymus und Rudolf (beide böhm. Grafen 13. Sept.
1711 und Reichsgrafen 11. Dez. 1724) gründeten
die beiden noch blühenden Äste dieser Linie. ^. Graf
Hieronymus von C., geb. 1674, 1714 -17
Landeshauptmann in Mähren, seit 1725 Oberst-
bofmarschall, starb 2. Febr. 1726 zu Wien. Von
seinen vier Söhnen zeichneten sich aus: Graf An-
ton von C., geb. 14. Nov. 1707, trat 1728 in die
Armee, rückte bis zum Feldmarschall auf und wurde
1766 Direktor der sämtlichen Militärakademien, um
deren Umgestaltung er sich namhafte Verdienste er-
warb. Er starb 17. März 1785 zu Wien. Graf
Karl Borromäus von C., geb. 1718, 1753-57
Gesandter am engl., dann am russ. Hofe, seit 1758
Feldmarschalllieutenant, starb 28. Okt. 1786 zu Vene-
dig. Der älteste, Graf Rudolf Joseph von C.,
geb. 6. Juli 1706, seit 1737 Reichsvicekanzler, ward
29. Dez. 1763 von Kaiser Franz I. nach dem Rechte
der Erstgeburt in den Reichsfürstenstand und 1764
in den erbländischen Fürstenstand erhoben. Erstarb
1. Nov. 1788 und hinterlieh 18 Kinder. Von seinen
Söhnen sind zu nennen: 1) Fürst Franzde Paula
Gundaccar von C., vermählt mit einer Neichs-
gräfin von Mansfeld, nahm 1789 den Namen
Colloredo-Mansfeld (s. d.) an. 2) Gias Io-
ieph Maria von Colloredo-Mels undWald-
see, geb. 11. Sept. 1735 zu Regensburg, zeichneie
sich im Siebenjährigen Kriege aus, wurde unter
Joseph II. Generaldirektor der Artillerie, um deren
Ausbildung er sich große Verdienste erwarb, und
Feldmarschall, 1805 als Staats- und Konferenz-
minister mit den Geschäften des Kriegsministeriums
betraut, die er bis 1809 führte. C. starb 26. Nov.
1818. Nack ihm wurde 1891 das Festungsartillerie-
regiment Nr. 4 benannt. 3) Graf Wenzel Joseph
von C., geb. 15. Okt. 1738, wurde 1784 Feldmar-
schalllieutenant, während des Türkenkrieges 1789
Feldzeugmeister. Er kämpfte 1792 mit Erfolg gegen
Frankreich vor Onnaing und Estr^es, war 1796
Landeskommandierender von Mähren, dann Inspek-
tor der Militärgrenze, seit 1807 Präsident des polit.-
ökonomischen Gremiums beim Hofkriegsrate, wurde
1808 zum Feldmarfchall ernannt und starb 4. Sept.
1822 zu Wien. - L. Den Rudolfinischen Ast der
Weickardtschen Linie gründete Graf Rudolf von C.,
Vicegraf von Mels, geb. 1676, gest. 1714; der jetzige
Vertreter ist Paulus, Graf von C., Marquis von
Sta. Sofia und Necanati, geb. 12. Juni 1850. -
Vgl. Crollalanza, Das Adelsgeschlecht der Waldsee-
Mels und insbesondere der Grafen von C. (aus dem
Italienischen, Wien 1889).
Colloredo-Mansfeld nennt sich seit 1789 die
fürstl. Linie des Hauses Colloredo (s. d.). Als die
hervorragendsten Glieder derselben sind zu erwäh-
nen: Franz de Paula Gundaccar, Fürst von
C., geb. 28. Mai 1731, gest. 27. Okt. 1807, war
1767-71 Gesandter in Madrid, wurde 1772 zum
Prinzipalkommissarius beim Reichstammergericht
und 1789 zum Reichsvicekanzler ernannt, welche
Stelle er bis zur Aufhebung des Deutschen Reichs
(6. Aug. 1806) bekleidete. Er hinterlieh drei Söhne:
Rudolf Joseph, Hieronymus und Ferdinand. -
Rudolf Joseph, Fürst von C., geb. 16. April
1772, wurde 1834 Wirkl. erster Oberhofmeister des
Kaisers und starb 28. Dez. 1843. Seine Besitzun-
gen in Böhmen (360 cikni) und in Niederösterreich
gingen auf seinen Neffen Franz de Paula Gundaccar
über. - Ferdinand, Graf von C., geb.
30. Juli 1777 zu Wien, ward 1801 Gesandter auf
dem Reichstage zu Negensburg und 1803 außer-
ordentlicher Gesandter am Hofe zu Neapel, dem er
1806 nach Palermo folgte. Im I. 1808 beteiligte
er sich bei der Organisation der Landwehr und
kämpfte 1809 als Major eines Bataillons bei As-
vern und Wagram, diente auch 1814 und 1815, zog
sich jedoch 1815 auf seine Güter zurück. Später
wirkte er als General-Hofbaudirektor. Nach den
Märzereignissen von 1848 übernahm er das Kom-
mando der Akademischen Legion '. d.), legte es aber
bald nieder. Er starb 10. Dez. 1^ 8. - Hierony-
mus,GrafvonC., ged. 30. März 1775 zu Wetz-
lar, trat 1792 in die Armee, erhielt infolge des
Siegs bei Kulm (30. Aug. 1813) die Würde eines
Feldzeugmeisters und das Kommando der 1. Armee-
abteilung, kämpfte bei Leipzig und in Frankreich,
wurde 1814 vor Troyes verwundet und mußte die
Armee^verlassen. Er starb 23. Juli 1822 zu Wien. -
Sein ^ ohn, FranzdePaulaGundaccar,Fürst
von C., geb. 8. Nov. 1802 zu Wien, trat 1824
in die Armee. Bis zum Generalmajor aufgerückt,
! befehligte er 1848 erst zu Trieft, dann zu There-
llrtikel, die man unier C vermißt, sind unter K aufzusuchen.