Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

434
Colonna (Giovanni Paolo) - Colonus
den Namen führt, stammt wahrscheinlich von den
Grafen von Tusculum (s. Tusculanen) ab. Die C.
kommen zuerst im 11. Jahrh, vor und haben bis in
das 16. hinein neben den Orsini die einflußreichste
Rolle in Rom gespielt. Durch ihre vielen Kastelle,
die sich längs der Sabinerberge bis gegen die
neapolit. Grenze hin erstreckten, wurden sie mehr-
mals den Päpsten und dem rüm. Volke ein Gegen-
stand des Schreckens und übten auf die städtischen
Angelegenheiten bestimmenden Einstuft. Gewöhn-
lich erscheinen die C. als Häupter der ghibellinischen
Partei, doch finden sie sich auch auf guelfischer
Seite. Die Söhne Giovanni C.s (1278 Senator
von Rom und 1288 Markgraf von Ancoua), Stefauo
der Alte und Agapito, sind die Stifter der beiden
heute noch blühenden Linien des Hauses: der von
Palestrina, gegenwärtig durch die Zweige C.
di Sciarra und Varberini-Colouna reprä-
sentiert, und jener von Paliano, gewöhnlich Linie
des Grohconne'table genannt, mit dem Nebenzweige
Colonna-Stigliano in Neapel.
Die namhaftesten Glieder der (5. waren: Egidio
C. (Agioius a Columnis),geb.um1247zuRom,
studierte in Paris, war Mitglied des Augustiner-
ordens und Erzieher Philipps des Schönen, für den
er das Buch "1)n r^iminO principuin" (Rom 1482)
schrieb. Als Lehrer der Theologie zu Paris erwarb
er sich den Ehrennamen Doctor tnnäati88imu8,
ward 1292 Ordcusgeueral, 1296 Erzbischof von
Vourges und starb 22. Sept. 1316. Er war strenger
Anhänger des Thomas von Aquino. Viele seiner
Schriften siud noch ungedruckt. - Giacomo C.,
Kardinal, und sein Bruder Sciarra C. wurden
von Bonifacius VIII. wegen ihres Versuchs, seine
Erhebung zum Papst zu verhindern, nach Frank-
reich vertrieben. Für die Einziehung ihrer Güter
und Zerstörung ihrer Stadt Palestrina rächten sie
sich, indem sie Philipp den Schönen zur Gefangen-
nahme von Bonifacius in Anagniberedeten. Sciarra
war nachmals einer der eifrigsten Anhänger König
Ludwigs des Bayern, den er 1328 im St. Peter
krönte. - Ein anderer Bruder, Stefano C., gest.
1379, Petrarcas Freund, war das Haupt der Adels-
opposition gegen Rieuzi. - Oddone C. (Papst
Martin V., s. d.). - Prospero (5., geb. 1452, be-
fehligte 1521 in der Lombardei das kaiserl.-päpstl.
Heer, vertrieb die Franzosen aus Mailand, schlug
1522 mit Georg von Frundsberg den Marschall
Lautrec bei Vicocca (s. d.), nahm Genua und ver-
teidigte gegen den Admiral Bonivet Mailand, wo
er 1523 starb. ^ Sein Vetter Fabrizio, Groft-
conne'table von Neapel, wurde von Machiavelli in
der "^rt6 äkiia Fuei-ra" gefeiert. Seine Tochter war
Vittoria C. (s. d.). - Kardinal Pompeo spielte
unter Leo X. und bei den Wahlen Hadrians VI. und
Clemens' VII. eine ausschlaggebende Rolle. Von
Karl V. 1530 zum Vicetönig von Neapel erhoben,
starb er 1532. - M arc Antonio C., Herzog von
Paliano, erwarb sich großen Ruhm in der See-
schlacht bei Lepanto als Führer der päpstl. Galeeren.
Er starb 1. Aug. 1584 als Vicetönig von Sicilien.
Der Palast C. in Rom, am Fuße des Qui-
rinal, ist berühmt durcb seine prachtvolle, 50 m
lange und 11m breite Galerie, durch welche man
die herrlichen Gärten betritt, sowie durch seine Kunst-
schätze. - Vgl. Litta, I^nli^lie oswdri itaiiaiiL
(Bd. 4); Coppi, Nemorie ^oioniikZj (Rom 1855);
Reumont in den "Beiträgen zur ital. Geschichte",
Bd. 5 (Berl. 1857).
Eolonna, Giovanni Paolo, ital. Komponist,
geb. 1640 zu Vrescia, war Schüler Carissimis und
Benevolis in Rom, wurde das anerkannte Haupt der
Bologneser Tonschule und starb 28. Nov. (4. Dez.?)
1695. Als Kirchenkomponist hat C. außerordent-
liche Bedeutung. Seine besten Werke dieser Gat-
tung veröffentlichte er in 12 Sammlungen (Bo-
logna 1681-94; die erste "8a1mi di^vi 3. 8 voci",
die zwölfte "I^klini aä V68p6ra3"). An der in Bo-
logna damals blühenden Oper fcheinen C.s Schüler
sich lebhaft beteiligt zu haben. Er felber komponierte
nur eine einzige (dem Titel nach bekannte) Oper und
schrieb einige "Oratorien. In seinen Kircbenwerken,
die zum Teil sehr vollstimmig sind, ist er kaum von
irgend eincni Komponisten seiuerZeit erreicht worden.
Golonna, Vittoria, berühmte Dichterin Ita-
lieus, Tochter Fabrizio C.s, geb. 1490 zu Ma-
rino, einem der Familie gehörigen Lebcn, bei-
ratete 1509 Ferraute d'Avalos, Marchese von
Pescara (s. d.). Schönheit, Geist und Tugend er-
warben ihr allgemeine Bewunderung. Als ihr
Gemahl infolge der in der Scklacht von Pavia
erhaltenen Wunden 1525 gestorben war, suchte sie
Trost in der Einsamkeit und in der Poesie. Ab-
wechselnd lebte sie in Klöstern in Rom, Neapel, auf
Ischia, in Orvieto, Viterbo, zuletzt in Rom, wo sie
25. Febr. 1547 starb. Sie schloß sich eng an die be-
deuteuden Männer an, die eine gründliche Reform
der kath. Kirche anstrebten; mit Michelangelo Vuo-
narrotti stand sie im iunigsten Freundschaftsver-
hältnis. Ihre "NW16" (Parma 1538; Vened. 1548),
bei ihren Lebzeiten viermal gedruckt, zerfallen in zwei
Teile; im ersten feiert sie den verstorbenen Gatten,
der zweite besteht aus religiösen Gedichten. Der
Wert ihrer Gedichte ist oft übertrieben worden; sie
ziehen hauptsächlich durch die Person der Verfasserin
au. Die vollständigste Ausgabe ist von Visconti
(Rom 1840, mit Biographie), danach die von
Saltiui, "Niin6 6 i6tt6i-6 äi V. d" (Flor. 1860).
Eine Übersetzung gab Vertha Arndts (2Tle.,Schaffh.
1858). - Vgl. die Biographien von Albrizzi iVita
äi V. 0.), Deumert (1856), Wackerhagcn (Halle 1861),
Roscoe (2 Bde., Loud. 1868), von Reumont (Freib.
i. Vr. 1881); ferner Fontana, Documeuti Vatickui
8u V. (^. (im "Xrcliivio 8torico" von 1886 und 1887);
Morpurgo, V. 0. (^6uui Ltoiici 6 letterai-i (Trieft
1888); Kraus, V. C., in der "Deutschen Rundschau"
(März 1891); auf Reumout beruhen: Lawley, V. 0.
^V 8tuä^ >vitQ ti-iui8iatiou8 "l pudiidlieä and uu-
Mdli6ii6ä 8()Qii6t8 (2. Aufl., Lond. 1889), und More,
V. O.(Rom 1890). Ihre Briefe veröffentlichten Fer-
rero und Müller, ^rt6FFic) äi V. 0. (Turin 1889).
Colonnato, ältere span. Silbermünze, s. Piaster.
Colonne (spr. -lönn), Edouard, franz. Musiker,
geb. 23. Juli 1838 zu Bordeaux, wurde auf dem
Pariser Konservatorium gebildet und hat sich be-
sonders als Dirigent bemcrklich gemacbt. Seit 1874
leitet er in Paris die ^ouo6rt8 äu tüiMeiet, die
namentlich Verlioz als den Reformator der franz.
Musik kultivieren. 1878 übertrug die Regierung C.
die Direktion der offiziellen Konzerte bei der Welt-
ausstellung.
Eolonfay (spr. kölloußi), eiue der kleinsten
Hebrideuinselu, zur schott. Grafschaft Argyll ge-
hörig, im N. von Islay und dicht nördlich bei
Oronjay, mit der fte bei Vbbe zusammenhängt;
beide^baben 44,8 ykm, (1891) 387 E.^ Viehzucht
und Sodagewinnung (Varec) aus dem Seetang.
(3o1önus (lat.), s. Kolonat und Kolonisation.
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K amznsnckien.