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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Condé (Ludwig Anton Heinrich) - Condillac
(2. Aufl., 2 Bde., Lond. 1874); Nsni0irs8 P0UI-
86rvir a 1'1n8toii'6 äs I^ouis äs Vourdon, priuos
ä6 c!. (anonym; von La Vrune, 2 Bde., Köln 1695);
Che'ruel, IIi8toii'6 äs Graues psnä^ut 1a. miuoi'its
äe Louis XIV (4 Bde., Par. 1879-80); ders.,
^'Ft^>6 äs ^r^nes 80U8 16 miui8tsrs äs Naöarill
(3 Bde., ebd. 1883).
Eonde (spr. kongdeh), Ludwig Anton Heinrich,
s. Engln'en, Herzog von.
Conde (spr. kongdeh), Ludwig Heinrich Joseph,
Prinz von, Herzog von Vourbon,Sohn des folgenden,
geb. 7. April 1756, heiratete sehr jung Luise Marie
Therese, Mademoiselle d'Orle'ans (geb. 9. Juli 1750,
gest. 10. Jan. 1822 in Paris), die er aus dem Kloster
entführte und die ihm den unglücklichen Herzog von
Enghien (s. d.) gebar. Nachdem er sich 1780 von ihr
getrennt hatte, ging er 1782 mit dem Grafen Artois
ins Lager von St. ^toch zur Belagerung von Gibral-
tar. Mit seinem Vater wanderte er beim Beginn
der Revolution aus und diente im Korps der Emi-
granten bis zu dessen Auflösung. Von 1800 bis
1814 lebte er in England. Bei Napoleons Rückkehr
1815 erhielt er den Oberbefehl in den westl. Depar-
tements, mußte aber zu Nantes kapitulieren und
sich nach Spanien einschiffen. Nach der zweiten
Restauration wohnte er gewöhnlich auf seinem
Landgute Chantilly. Seit 1817 lebte er in vertrau-
ter Verbindung mit einer Engländerin, Sophie
Dawes, die seinen Adjutanten, Baron Feu-
chöres, geheiratet hatte, sich aber von diesem schei-
den lieh und den schwachen C. völlig beherrschte.
Als man C. 27. Aug. 1830 in seinem Schlafzimmer
auf dem Schlosse St. Leu erhängt fand, in feinem
eigenhändigen Testamente vom 30. Aug. 1829 aber
entdeckte, daß er den Herzog von Anmale zum Erben
eingesetzt und der Baronin Feucheres 2 Mill. Frs.
sowie zwei seiner Güter vermacht hatte, griffen die
nächsten Seitcnverwandten und Intestaterben, die
Prinzen von Rohan und ihre Schwester, die Prin-
zessin von Rohan-Rochefort, das Testament als
ungültig an und behaupteten, der Herzog sei er-
mordet worden. Durch die Schrift: "^ppsi ü. I'opi-
uiou pul)liciu6 8nr 1a mort äs I^0ui8>Hsiiri-.Io86i)N
ä6 Loui'wu" (Okt. 1830) suchten sie die That auf
die Baronin Fencköres und den Abbe' Vrien zu wäl-
zen, verloren jedoch den Prozeß in allen Instanzen.
Die Akten sind enthalten in der "I1i3wirs eompists
äu PI'0068 isi^til 3. lg. inort 6t 9.U t68tHM6Qt äu
6uc ^6 Ndlil'don" (Par. 1832). Mit C. starb der
letzte seines Hauses.
Eonde (spr. kongdeh), Ludwig Joseph von Bour-
bon, Prinz von, der einzige Sohn des Herzogs Ludwig
Heinrich von Bourbon und der Prinzessin Karoline
von Hessen-Nheinfels, geb. 9. Aug. 1736 zu Paris,
erfreute sich der besondern Gunst Ludwigs XV. und
erhielt schon als 15jähriger Jüngling die Würde
eines Großmeisters des königl. Hauses. Mit Be-
ginn des Siebenjährigen Krieges trat er in die Ar-
mee, wurde 1758 Generallieutenant und besiegte
30. Aug. 1762 bei Friedberg den Erbprinzen Karl
Wilhelm Ferdinand von Vraunschwcig. Da er sich
1771 gegen die vom König genehmigte Reorgani-
sation der Parlamente aussprach, wurde er auf kurze
Zeit verbannt. In der Notabelnversammlung 1787
unterzeichnete er zu Ende des Jahres das Memo-
rial, in dem Aristokratie und Klerus gegen jede Ver-
letzung ihrer Privilegien protestierten. 1789 verließ
C. Frankreich, sammelte in Deutschland am Rbcin
eine Anzahl Emigranten, rüstete auf seine Kosten
ein kleines Heer aus und zeigte in einem Manifest
an, daß er entschlossen sei, sich unter den Ruinen der
franz. Monarchie zu begraben. Er vereinigte 1792
sein Korps mit dem österr. Heere unter Wurmser,
marschierte auf Landau, wurde aber von Custine
nach dem Vreisgau zurückgedrängt. In den folgen-
den Feldzügen zeichnete er sich wiederholt aus, trat
nach dem Frieden von Campo-Formio (1797) mit
seiner Schar in russ. Dienste und kämpfte 1799 in
der Schweiz gegen die Französische Republik. Als
sich Paul I. von der Koalition gegen Frankreich
zurückzog, schloß sich C. wieder dem österr. Heere an,
bis der Friede von Luneville ihn nötigte, sein Korps
aufzulösen. Hierauf begab er sich 1801 nach Eng-
land, wo er in der Abtei Amesbury ein eingezogenes
Leben führte. Im 1.1814 kehrte C. im Gefolge Lud-
wigs XVIII. nach Frankreich zurück und erhielt seine
frühere Stellung wieder. Er starb 13. Mai 1818 in
Paris. C. ist der Verfasser des geistreichen "^38^
8U1- 1a. vis än Fi-auä 0." (Par. 1798; 2. Aufl. 1806).
- Vgl. Chambelland, Vis äs I^0ni8-<Io86i)1i äs
Loui-dmi-^onäs (3 Bde., Par. 1819-20).
vonäiotio (lat.), Aufkündigung. 0. causa, äata,
cau8a nou 8sout3., (). inäsditi, 0. 8ins cau8a, s. Be-
reicherung und Vereicherungsklage.
Eondillac (spr. kongdljäck), Etienne Bonnot
de, franz. Philofoph, Bruder des Abbö Mably
(s. d.), geb. 30. Sept. 1715 zu Grenoble, wurde als
Abbs Erzieher des nachmaligen Herzogs Ferdinand
von Parma, 1768 Mitglied der Französischen Aka-
demie, die er aber seit dem Tage seiner Aufnahme
nicht wieder besuchte. Er lebte sehr zurückgezogen
und starb 3. Aug. 1780 auf seinem Gute Flux bei
Bcaugency. C. gab in seinem 30. Lebensjahre den
"1^8sai 8ur i'ciriFiiis äs8 ccmuai88aiic68 Iiuinaiii68"
(2 Bde., Amsterd. 1746 - 54 u. ö.; deutsch von
Hißmann, Lpz. 1780) heraus, durch welchen er zur
Verbreitung der Ansichten Lockes in Frankreich und
zu deren weiterer Entwicklung wesentlich beitrug.
Zur Widerlegung der nicht von der Erfahrung aus-
gehenden metaphysischen Systeme schrieb er den
"'1>ait6 äs3 Steines" (2 Bde., Amsterd. 1749 u. ö.),
welchem der "1Va,its äs8 8su8atiou8" (2 Bde., Par.
n. Lond. 1754; ins Deutsche übersetzt in der "Philo-
sophischen Bibliothek" von Kirchmann, Bd. 31, Verl.
1870) und der "'Iraits äs8 aniinanx" (Amsterd.
1755 u. ö.) folgten. Durch diese Schriften wurde
C. einer der wichtigsten Vertreter des Sensualismus
(s. d.). Er hielt die Funktionen des Denkens nur für
abgeleitete Arten des Empfindens, verwarf alle an-
geborenen Anlagen und Instinkte, indem er behaup-
tete, daß der Mensch sich alle Geschicklichkeiten erst
durch Übung erwerbe, und erklärte auch die Vegeh-
rungen und Triebe aus einem Spiele von Empfin-
dungen. Da ferner der Verstand nach C. nichts sei
als ein Sprachvermögcn, nämlich eine Fertigkeit
im Gebrauche derZeichcn für gehabte Empfindungen,
so gebe es überhaupt keine andern Vermögen der
Seele als eben die Empfindungen selbst. Er erläu-
tert dies an einer fingierten Statue, deren Sinne er
teils einzeln, teils im Zusammenhang erwachen läßt.
Für seinen Zögling schrieb er den ic^oui^ ä'stuäs8",
der zuerst zu Parma (mit der fingierten Angabe
"Dsiix-I^oii^'), 13 Bde., 1769-73) gedruckt wurde.
Noch sind von ihm zu erwähnen: "I^s coinmsrcs st
1s Z0iivoi-U6ni6iit 00Q3iä6i-68 rsiativsmsut I'nn 2.
1'aMrs" (Amsterd. u. Par. 1776), "I^ihus" (Par.
1780) und "I^a lauZus äs8 ca1oui8, wuvrs p08t"
Iiums" (2 Bde., ebd. 1798). Seine "(^uvrsä com-
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter 5t aufzusuchen.