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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cordoba (in Argentinien)
len stammen teils von den Ruinen Karthagos, aus
Rom, Nimes, Narbonne und andern alten Städten,
teils sind es Geschenke aus Spanien selbst. Das Ge-
bäude hat 20 Thüren, 16 Türme und gegen 100 Ka-
pellen; der Hauptaltar ist in der Mitte freistehend
angebracht. Auch die 223 in lange Brücke, welche auf
16 Bogen über den Strom nach der Vorstadt Campo
de la Verdad geht, ist ein Prachtbau aus der Zeit
der Mauren aus dem I. 719. Im W., bei der
Brücke, liegt der alte Palast der maur. Könige, deren
von fliehendem Wasser befruchtete Gärten voller
Orangen- und Granatbäume sind. Daneben erheben
sich die Türme des Alcazar oder des 786 erbauten
Schlosses der maur. .Herrscher und der Turm der
Paloma, wo sich die Bäder der Chalifen befanden.
In dem Alcazar (früher Inquisitionspalast) be-
findet sich die größte königl. Stuterei Andalusiens.
Überhaupt wird viel Pferdezucht getrieben, und es
aalten die Caballos Cordobeses von jeher für die
besten der andalus. Rasse. Früher eine der be-
deutendsten Handelsstädte, auf deren reichen Vazars
die Schätze dreier Erdteile feilgeboten wurden, ist
dann der Merkantilische Verkehr der Stadt sehr her-
abgesunken. Berühmt war sonst das in C. aus-
schließlich gefertigte Glanzleder, Korduan (s. d.) ge-
nannt, das weit und breit versendet wurde. In
neuerer Zeit hat sich der Verkehr wieder gehoben,
namentlich seit der Eröffnung der Eisenbahnen über
Sevilla nach Cadiz, nach Madrid und nach Malaga.
Geschichte. C., im Altertum Corduba, wurde
von Karthagern als Xai-ta-tuda gegründet, von Mar-
cus Marcellus 152 v. Chr. erobert und als Winter-
quartier benutzt, erhielt durch ihn röm. Kolonisten,
die ersten in Spanien. In den Kämpfen zwifchm Cäsar
und Pompejus nahm Corduba für letztern Partei und
wurde nach der Schlacht bei Munda (45 v. Chr.) von
Cäsars Unterfeldherr Marcellus fchwer gezüchtigt,
war aber noch zu Strabos Zeit die bedeutendste Stadt
des Landes und hatte einen Obergerichtshof für Bä-
tica und Münzrecht. C. ist der Geburtsort der beiden
Seneca und des Lucanus. Nachdem 571 der Goten-
könig Leovigild die Stadt erobert hatte, wurde sie
Bischofssitz, verlor aber viel von ihrer sonstigen Be-
deutung. Eine neue Glanzzeit begann mit der maur.
Herrschaft von 711 an, besonders unter dem Chali-
fat der Omajjaden (756-1031 n. Chr.).
Abdur-Rahmän l. aus dem Hause der Omajjaden,
der 756 das Chalifat von C. gründete, erhob die Stadt
zm Residenz. Ihre höchste Blüte erreichte sie unter
den Chalifen Abdur-Rahman II. und Abdur-
Rahman IV., wo sie angeblich, nach orient. Über-
treibung, 200000 Häuser, 1 Mill. E., 80000 Pa-
läste, 600 Karawanserais und außer der hohen
Schule (die im 10. Jahrh, für Europa das war,
was Bagdad für Asien) noch gegen 80 öffentliche
Schulen sowie eine Bibliothek von 600000 Bänden,
über 900 öffentliche Bäder, 300 Mofcheen und
12000 Dörfer als Vorstädte zählte. Seine Kunst-
industrie, ursprünglich aus Damaskus und andern
Städtendes Orients hierher verpflanzt, vornehmlicb
seine Silber- und Lederwaren, hatte gleich seinen
Gelehrtenanstalten europ. Ruf. Nach dem Sturze
des Chalifats 1031 kam C. mit seinem Gebiete an
die Veni-Dschahwar, 1060 an die Abbaditen von
Sevilla, 1091 an die Almoravidcn, 1148 an die
Almohaden und endlich, nach 525jährigem Besitz
durch die Moslems, 29. Juni 1236 durch die Er-
oberung Ferdinands III. an Caftilien. 1808 wurde
C. von den Franzosen unter Dupont 7. Juni erobert,
nach dem Treffen gegen die Truppen der Junta an
der Marmorbrücke von Alcolea.
Republik Argentinien, grenzt im O. an Sta. M, im
N. an Santiago und Catamarca, im W. an Rioja
und San Luis, im S. an das Territorio de la
Pampa, hat 174768 ykm und (1892) 380000 E.,
d. i. etwa 2 auf 1 ykin. Im westl. Teile zieht von
N. nach S. auf der 400 ni hohen Grundfläche der
Pampas das isolierte Gebirgssystem der Sierra
de C., 540 lim lang, ein im Cerro Gegantes
2350, im Cerro Champaqui 2350 und im Cerro
Ovejo 2200 m hoher dreifacher Zug erzführender
Granit- und Gneisketten, der gegen N. zu einem
niedrigen, welligen, überaus trocknen und nur mit
magerm Buschwerk bedeckten Hügelland sich hinab-
senkt und im NW. und O. von den Salinas um-
geben wird. Die südl. Hälfte des Gebirges ist von
Zahlreichen Bächen bewässert und hat auf den Hoch-
ebenen gute Weiden. Von diesem Hochlande kom-
men viele Flüsse herab (in Ermangelung eigener
Namen numeriert: Rio Primero, Segundo, Tercero,
Cuarto, Quinto), die sich aber in der trocknen Pam-
pascbene, zum Teil in Lagunen verlieren. Nur der
Rio Tercero gelangt, durch den salzigen Saladillo
oder Rio Cuarto verstärkt, wenigstens zeitweise als
Carcaranal zum Parana. An der Nordostgrenze
breitet sich die große Laguna de los Porongos
(500 hkm) aus, teils Seen, teils Sümpfe, in welche
von NNW. her der Rio Dulce mündet, und südlich
davon das Mar Chiquita (Kleines Meer). An der
Nordgrenze liegt ein Teil der großen Salzwüste (I)s-
8161-to äs 1^8 8a1w3,8 (3ranä68), die wasserlose, fast
unbewohnteTravesiadeAmbargafto. Auch derOsten
ist eine völlig baumlose, nur mit niedrigen Mimo-
sen bedeckte, trockne Ebene. Im ganzen jedoch ist
C. ein fruchtbares, gut bewässertes und bewaldetes
Land, das ausgezeichnete Weiden und, wo Bewässe-
rung möglich, herrliche Kleewiesen besitzt. Die Som-
mer sind trocken und schwül; im Winter wechselt die
Temperatur zuweilen binnen einiger Stunden um
13° 0. Während in der Stadt C. 690 mm Regen
fallen, sind die westl. Teile schon sehr regenarm.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner bildet die
Viehzucht, deren Bestand '(1888) 29,i8 Mill. Pesos
Wert erreichte (2,i Mill. Rinder, 400000 Pferde,
2,3 Mill. Schafe). Angebaut werden Mais, Weizen
und Südfrüchte. Die Einnahmen betrugen 1890
4,50, die Ausgaben 4,i4 Mill. Pesos. C. wird von
den Eisenbahnlinien Rosario - Tucuman von SO.
nach NW., Villa Nueva-San Luis im SW. und
Buenos Aires - San Luis im S. durchzogen. Eine
Linie von Sta. Fe' zur Sierra Famatina in Rioja
ist im Bau. Elementarunterricht genossen (1888)
9000 Kinder in 182 Schulen. - 2) Hauptstadt der
Provinz C., der größte Ort im Innern der Republik
und Bischofssitz, liegt malerisch in dem 13 in tief aus-
gegrabenen Thale des Rio Primero in 390mHöhe an
den Linien Sta. Fs'-C. und Villa Nueva-Tucuman,
hat (1891) mit Vororten 66247 E., zu neun Zehnteln
Mischlinge, besonders Mestizen, meist einstöckige
Häuser, am Hauptplatze eine stattliche Kathedrale
und den Regierungspalast ((^diläo). Unweit da-
von liegen die ausgedehnten Gebäude des Colegio
San Carlos (ehemals Iesuitenkollegium) mit einer
mediz., jurist. und naturwissenschaftlichen Fakultät,
6 deutschen Professoren und 120-140 Studenten.
Außer der Universität besitzt die Stadt das Colegio
Nacional, eine Art Gymnasium (165 Schüler), zwei
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.