Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

708
Damast - Damasus
Zoba Hilfe geleistet hatte, unterjocht. Doch schon
unter ^alomo machte es sich vom Reiche Iuda unab-
hängig, dem es später im Kampfe gegen Israel
beistand. Der König Hasael, Zeitgenosse der Pro-
pheten Elia und Elisa, hob durch viele Eroberungs-
züge D. auf den höchsten Gipfel polit. Größe. Doch
schon sein Sohn Benhadad III. wurde Israel tribut-
pflichtig. Eine nochmalige Erhebung um 800 v. Chr.
hatte den völligen Untergang des damascenischen
Reichs zur Folge. Die Stadt behielt indes auch
unter der Herrschaft Assyriens, Vabyloniens und
Persiens nicht geringe Bedeutung durch ihren Han-
del. Nach dem Siege Alexanders d. Gr. bei Issus
(333) geriet es mit Syrien in dessen Gewalt und nach
seinem Tode unter die Herrschaft der Seleuciden,
welche ihre Residenz nach Antiochien verlegten. Um
111, bei der Teilung des seleucidisch-syr. Königreichs
wurde D. eine Zeit lang der Sitz des Königs An-
tiochus Kyzikenos. Nach mancherlei innern syr. Un-
ruhen kam die Stadt 64 durch Pompejus in die Ge-
walt der Römer, die sie durch eigene Könige regieren
ließen, und unter denen sie von neuem ausblühte.
Später wurde D. der Sitz eines Bischofs und dem
Oströmischen Reiche einverleibt, 635 n. Chr. von den
Mohammedanern erobert. Moawija, der Stamm-
vater der Omajjaden, verlegte die Residenz des Cha-
lifats von Medina hierher, und seine Nachkommen
residierten von 660 bis 750 daselbst, bis die Abba-
siden die Residenz des Reichs nach Mesopotamien ver-
legten. D. wurde hierauf durch Statthalter verwaltet,
von denen mehrere ein eigenes Sultanat begründeten.
So ward es der Sitz der Tuluniden im 9., der Fati-
miden im 10., der Seldschuken im 11. Jahrh. Heftige
Kämpfe wurden auch während der Kreuzzüge um den
Besitz der Stadt geführt. 1154 von Nureddin erobert
und mit Haleb und Ägypten vereinigt, kam D. nach
Nureddins Tode (1174) in die Gewalt Saladins, der
hier 4. März 1193 starb. Nach Saladins Tode teilte
D. meist gleiches Los mit Haleb und Ägypten. Am
24. März 1401 wurde die Stadt von den Mongolen
unter Timur erobert und verbrannt, wegen ihrer
wichtigen Lage sür den Handel des Orients aber
von neuem aufgebaut. Später waren die Mam-
luken als Herrscher Ägyptens auch Herren von D.,
bis es 4. Okt. 1516 Sultan Selim 1. eroberte. Am
15. Juni 1832 besetzte es Mehemed-Ali durch seinen
Sohn Ibrahim Pascha und erhielt es 1833 mit
Syrien und Palästina von der Pforte abgetreten,
mußte es aber 1840 wieder zurückgeben. D. war
1860 der Schauplatz einer furchtbaren Nicder-
metzelung der Christen durch die Drufen, welche
vom 9. bis 16. Juli dauerte. (S. Syrien.) - Vgl.
Bremer, Mittelsyrien und D. (Wien 1853); ders.,
Topographie von D. (ebd. 1854); Porter, ?iv6
76KI-8 w v. (2. Aufl., Lond. 1870); Macintosh, D.
and it8 pl;0pi6 (ebd. 1882).
Damast (frz. üainaZ, engl. äainaLk), eins der
schönsten Erzeugnisse der Kunstweberei, ursprüng-
lich ein mit Figuren (meist Blumen) auf Atlas-
grund durchwirktes, einfarbiges Seidengewebe,
dessen Herstellungsart nach einigen von den Vaby-
loniern, nach andern von den Einwohnern der
Stadt Damaskus erfunden fein soll, jetzt ein auch
aus Leinen, Baumwolle und Wolle größtenteils
mit Hilfe der Jacquardmaschine verfertigter, ein-
oder mehrfarbiger Stoff mit großen Mustern von
mannigfaltiger Zeichnung (Blumen, Arabesken,
Tiergruppen, Landschaften u. s. w<). Das Gewebe ist
durchweg ein fünf- bis achtbindiger, in den feinsten
Sorten selbst zwölfbindiger Köper oder Atlas. Als
die rechte Seite gilt diejenige, auf welcher die Figur-
bindung effektvoller ist als die Grundbindung. Die
größte Mannigfaltigkeit mit Rücksicht auf Muster,
Feinheit, Breite zeigt der leinene D., der gegen-
wärtig fast nur noch abgepaßt, d.h. nach bestimmtem
Maß mit Einfassung, Mittelstück und Eckstücken ge-
arbeitet, zu Tafeltüchern, Servietten und Hand-
tüchern verwendet wird. Derselbe ist ganz weiß, in-
dem das Muster auf der einen Seite glänzend in
mattem Grund, auf der andern matt in glänzendem
Grunde erscheint, oder weiß und gelblich (natur-
farbig), indem die Figur auf der einen Seite hell in
dunklerm Grunde, auf der andern dunkel in hellerm
Grunde erscheint. Weißer baumwollener D. dient
als wohlfeiler Erfatz des leinenen zu Tischzeug
u.s.w. Damascierte Gewebe, d. h. mit damast-
artigen Mustern versehene Köpergewebe aus Wolle
und Baumwolle (Woll- und Baumwolldamast),
werden als Kleider- sowie als Möbelstoffe (M öb el-
damast) oder auch zu Vorhängen verarbeitet. Beim
halbwollenen D. besteht gewöhnlich der Ein-
fchlag aus Wolle, die Kette aus zweifädig gezwirn-
tem Baumwollgarn. Damastartige tleingemusterte
Stosse kommen unter dem Namen Halbdamast
(Gebild) vor; Doppeldamast ist ein inderArt
des D., aber als Doppelgewebe (s. d.) gearbeiteter
Stoff. - In Europa waren es zuerst die Italiener
und Holländer, die den Seidendamast nach orient.
Vorbildern webten; noch im 17. Jahrh, wurde der-
selbe nur aus Italien, besonders aus Genua, be-
zogen. Die Franzosen folgten jedoch bald nach und
übertreffen jetzt in diefer Art der Weberei felbst die
Italiener; auch in England und Ostindien sowie in
Osterreich (Wien) wird guter Seiden^amast ver-
fertigt. In Teutschland wird derselbe vorzüglich von
Berlin, Krefeld und Lechhausen bei Augsburg ge-
liefert. Die Leinendamastweberei blüht namentlich
in Groß-Schönau, Löbau, Zittau in Sachsen;
Schmiedeberg, Warendorf, Bielefeld und Salzwedel
in Preußen; Neuhaus und Sommerhaufen in
Bayern; Mühlburg in Baden und Warnsdorf und
Haida in Böhmen. Wollene und baumwollene
D. liefern besonders Sachsen und England. -
Vgl. E. Kumsch, Leinendamastmuster des 17. und
18. Jahrh. (Dresd. 1890). >und Damascieren).
Damast, Zeichnung der Damascenerklingen (s. d.
Damastes, s. Prokrustes.
Damastpapier, ein weißes oder gefärbtes Ve-
linpapier, das durch Prägung oder Aufdrucken mit
den bei leinenen Tamastgeweben vorkommenden
Mustern versehen und zu Tafcltüchern, Vorhängen,
Bucheinbänden u. s. w. benutzt wird.
Damaststahl, s. Damascieren und Eisen-
Damäsus, zwei Päpste. serzcugung.
D. I. (366-384), aus Portugal gebürtig, ward
von einem Teile des röm. Klerus zum Bischof er-
hoben, während die Gegner den Ursinus (s. d.)
wählten. Nach einem heftigen Straßenkampf blieb
D. Sieger. Er verdammte auf einer röm. Synode
368 die arianischen Bischöfe Valens und Ursacius
und war bemüht um Erhaltung und Wiederher-
stellung der altchristl. Gräber und Grabdenkmäler
in den Katakomben; auch veranlaßte er den Hiero-
nymus zur Abfassung der sog. Vulgata. Nach seinem
Tode wurde er heilig gesprochen; Tag: 11. Dez. Eine
Übersetzung der Briefe des D. gab Wenzlowfky,
Briefe der^Päpste, Bd. 2 (in der "Bibliothek der
Kirchenväter", Kempten, 1876), heraus. SeineWerke