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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dames blanches - Damiens
Breslau und Berlin, wurde 1870 Assistent an der
Bergakademie in Berlin, 1871 am Mineralogischen
Museum der Universität daselbst, 1874 Privat-
docent für Geologie und Paläontologie, 1878 außcr-
ord., 1891 ord. Professor. Er veröffentlichte Ab-
handlungen über fossile Wirbeltiere (Fische, Ar-
chäopteryx), über Glacialablagerungen der Nord-
deutschen Ebene und ihre Geschiebe, Untersuchun-
gen über Trilobiten, Echiniden u. s. w. Mit E.
Kayser giebt er "Paläontologische Abhandlungen"
(Berl. 1883 fg.) heraus.
Haines dianokss (frz., spr. dam blangsch),
vHniVS vsi'tos (spr. wärrt), s. Vaumkultus.
Damgarten, ehemals Dorf Damgor, Stadt
im Kreis Franzburg des preuß. Neg. - Bez. Stral-
sund, 41 Km westlich von Stralsund, rechts an der
Mündung der Recknitz in den Saaler Bodden und an
der mecklenb. Grenze sowie an der Linie Etralsund-
Rostock der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1656
evang. E., Post, Telegraph, Vorschußverein; Glas-
hütte, Landwirtschaft, Holz- und Getreidehandel. -
D. wurde 1258 zur Stadt erhoben; 1368 fand hier
ein Treffen zwischen Pommern und Mecklenburgern
statt; 24. Mai 1809 schlug Echill hier die franz.'Ve-
satzung von Stralsund.
Damghan (Demgan), Stadt im nördl. Per-
sien, Provinz Irak-Adschmi, ehedem eine wicktigc
Stadt und alte Hauptstadt von Kümis, 64Kin im
S. von Astrabad, am Südabhangc des Elburs-
Gebirges, in 1122in Höhe, hat aber statt der 15000
Wohnhäuser zu Schah Abbas des Großen Zeit nur
noch 300, verwüstete Umgegend und verfallene
Mauern, die die ehemalige Ausdehnung beweisen;
an der Westseite die verfallene Festung. D. war im
14. Jahrh. Hauptstadt des Reichs der Serbedäre.
Damgor, s. Damgarten.
Damhirsch, Damwild (fälfcklich oft Damm -
hirfch, Dammwild geschrieben), eine Gruppe der
Gattung Hirsch (^6i-vn8). Bei ihr ist die Stange des
Geweihes rund und trägt gerade über dem Auge eine
nach oben gekrümmte Äugensprosse; die Enden sind
schaufelförmig, breit und handförmig-vielendig.
Zu ihr gehört der gemeine D. (Orvun daina
^., Tafel: Hirsche, Fig. 4), welcher unter den m
Europa vorkommenden Hirschartcn die zierlichste ist
uud das mittlere und südl. Europa, Nordafrika
und Westasien bewohnt, jetzt aber in Schweden,
Deutschland, Frankreich und England, in welchem
letztern Lande er besonders zahlreich gehegt^wird,
nur noch in geschlossenen Parks vorkommt, selbst
in den kleinsten Gehegen hält er aus und stellt auch
in Bezug auf die Ernährung keine Ansprücke. Er
scheint sich von den Mittelmeerländcrn her allmäh-
lich weiter verbreitet zu haben. Im Sommer ist er
rotbraun und weiß gefleckt, im Winter einfarbig
braun, am Vorderhals, Seiten und Schenkeln heller,
am Bauche dunkler gefärbt. Die Hinterbacken sind
weiß und zeigen gleichsam eine durch zwei schwarze
Streifen eingefaßte Scheibe, von den Jägern "Spie-
gel" genannt. Es giebt außer der gefleckten und
einfach braunen Spielart auch noch schwarze, stroh-
gelbe, rotgelbe, graue und andere Varietäten, na-
mentlich auch Albinos, d. h. weiße mit roten Augen.
Der Preis beträgt je nach Alter und Färbung für
das Stück 40-120 M. Ausgewachsen ist der D.
1,80 m lang und an der Schulter gegen 1 IN hoch.
Die weiblichen Kälber werden bis zum zweiten Früh-
Jahre Schmaltiere genannt. Die Hirschkälber be-
kommen im zweiten Jahre Spieße, im dritten Jahre
die ersten Geweihsprossen und erhalten erst im sünf-
ten Jahre das vollständige Geweih; sie heißen dann
Schaufler. Der D. hat keine Eckzähne und eine un-
behaarte Schnauze. Er frißt dünne Zweige und be-
nagt im Winter die Rinde junger Bäume, besonders
aber liebt er Roßkastanien, Eicheln, wildes Obst und
ganz vorzüglich die gemeine Mispel. Im Mai bis
Juni wird das Geweih abgeworfen, welches bis zum
Oktober wieder erfetzt ist! Das Fleifch des D. ist
von vorzüglichem Gefchmack.
Eine andere Art dieser Gruppe bildet der Riesen-
hirsch (s.^d.).
DainiNna., die getrockneten Blätter und Zweig-
spitzen von lurnelH Hplii'oäi813.03. ^K^ti., einer
strauchartigen, in Mexiko und Kalifornien heimi-
schen Pflanze aus der Familie der Turneraceen,
welche von den Eingeborenen im Aufguß als Stär-
kungsmittel nach anstrengenden Strapazen sowie
als Aphrodisiakum benutzt werden. Es sind kleine,
kurz gestielte, lanzettförmige Blätter, grob gesägt
mit beinahe haarloser Oberseite und heller gefärbter
fast flaumig behaarter Unterfeite. Geruch schwach,
an Tabak erinnernd, Geschmack bitter. Wesent-
licher Bestandteil ist ätherisches Öl. v. wird als
Tonikum und Stimulans des Sexualapparats medi-
zinisch angewendet. Das Fluidextrakt der I>. wird
neuerdings gegen Frauenleiden, insbesondere gegen
Dysmenorrhöe und nervöse Schwangersckaftsbe-
schwerden sowie ^chwächezustände empfohlen.
Tamiäni, Petrus (lat. ?6tru.? äe I1on68ti8),
strenger Ascet und Vorkämpfer für eine Reform der
Kirche im Geiste Gregors VII., geb. 1007 zu Ra-
venna, ward durch seinen ältern Bruder Tamianus
(nach welchem er sich deshalb nannte) in den Stand
gesetzt, in Ravenna, Faenza und Parma sich den
Studien zu widmen. Nachdem er kurze Zeit zu Ra-
venna als Lehrer gewirkt, trat D. 1035 in das Ere-
mitenkloster zu Fönte Avellana und wurde bald zum
Prior, später zum Abt gewählt. Im "I^idei- (lo-
luorrliianuL" entwarf D. eine strafende Schilderung
der unnatürlichen Laster des ital. Klerus und for-
derte die Ausschließung aller damit Behafteten. Die
Päpste Leo IX., Victor II. und Nikolaus II. benutz-
ten den großen Einfluß D.s zur Vorbereitung einer
Kirckcnreform, namentlich zur Bekämpfung der Si-
monie und zur Einführung des Cölibats. 1058
zum Bischof von Ostia ernannt und an die Spitze
des Kardinalkollegiums gestellt, kehrte er schon 1061
wieder ins Kloster zurück. Aber wiederholt wurde
er, namentlich später von Gregor VII., zu wichtigen
Missionen benutzt, so 1062 zur Reformation des
Klosters Cluny. Als Legat für die Synode zu Mainz
1069 binderte er die Ehescheidung Heinrichs IV. und
führte 1071 die schismatische Kirche von Ravenna
zum Gehorsam gegen den päpstl. Stuhl zurück. Er
starb 23. Febr. 1072 zu Faenza. Seine zahlreichen
Schriften l Briefe, Reden, Heiligenbiogravhien,
Traktate) sammelte der Kardinal Cajetanus von
Montecassino (5 Tle., Rom 1606 - 40; am voll-
ständigsten, 4 Bde., Vened. 1743). - Vgl. A. Vogel,
Peter D. (Jena 1856); Capecelatro, 8wrw äi 8an
?isr I). 6 ä6i 8U0 t6ilii)0 (2 Bde., Flor. 1862);
Neukirch, Das Leben des Petrus D. (Gott. 1876);
Kleinermanns, Der heil. Petrus D. (Steyl 1882).
Damianistinnen, s. Klarissinnen.
Damianus, s. Cosmas und Damianus.
Dämmt, soviel wie Damiette (s. d.).
Damiens (spr. damiäng), Robert Francois, be-
kannt durch seinen Mordversuch auf Ludwig XV.