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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deák; Deal; De Amicis; Dean

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Deák - Dean

außerdem an der dortigen Hochschule als Violinlehrer. Mit Joachim, Hausmann und Wirth bildete D. seit 1869 das bekannte Berliner Streichquartett. Er starb 1. Nov. 1892 in Berlin.

Deák (spr. déahk), Franz, ungar. Staatsmann, geb. 17. Okt. 1803 zu Söjtor im Komitat Szala, aus einer alten ungar. Adelsfamilie, machte seine jurist. Studien an der Akademie zu Raab, wurde dann Rechtspraktikant oder Jurat bei der königl. Tafel (Gerichtshof zweiter Instanz) zu Pest und erwarb sich das Advokatendiplom. In sein Komitat zurückgekehrt, ward er dort Vicefiskal; später rückte er zum Notar, dann zum Präses des Waisenstuhls auf und erhielt schließlich das Amt eines Gerichtstafelbeisitzers (tábla-biró). Nach dem Rücktritt seines ältern Bruders Anton wählte ihn sein Komitat zum Abgeordneten des Reichstags von 1832 bis 1836, wo er sich bald zum Führer der liberalen Opposition emporschwang. Auf dem Reichstage von 1839 und 1840 gelang es D., eine Versöhnung zwischen der Regierung und der Reformpartei zu erreichen. Doch sollte diese nicht lange währen. Die Reformer Ungarns, an ihrer Spitze D., arbeiteten daran, die Steuerfreiheit des Adels auf dem nächsten Reichstage abzuschaffen. Dies benutzte die konservative Partei, um den zahlreichen Bauernadel zu gewinnen, und da die Abgeordneten in der ihnen erteilten Instruktion angewiesen wurden, gegen die Besteuerung des Adels zu stimmen, so lehnte D. 1843 die Wahl zum Reichstag ab. Nach den Märzereignissen von 1848 verzichtete einer der beiden Abgeordneten von Szala auf sein Mandat, und D. trat an seine Stelle in den Reichstag ein. Kaum in Preßburg angelangt, wurde er genötigt, im neuen Ministerium des Grafen Ludwig Batthyányi das Portefeuille der Justiz zu übernehmen. Er stimmte stets mit Batthyányi und Széchényi für friedlichen Ausgleich mit Österreich, und als dieser namentlich durch den Einfluß Kossuths unmöglich geworden war, trat D. zurück (31. Dez. 1848). Bei Annäherung der österr. Armee unter Windischgrätz nahm er teil an der Deputation, die zum Behufe von Unterhandlungen ins österr. Lager ging. Der Schritt war fruchtlos, und D. zog sich auf seine Besitzung in Kehida zurück. 1852 verkaufte er Kehida und nahm seinen ständigen Aufenthalt in Pest, wo er bald der Mittelpunkt jener Kreise wurde, die ein Wiedererstehen der freiheitlichen Verfassungszustände in Ungarn erhofften.

Nach dem Italienischen Kriege von 1859 wurde 21. Aug. die Einführung eines neuen Systems angekündigt. Am 5. März 1860 erschien das Patent, das den verstärkten Reichsrat konstituierte, und 20. Okt. 1860 das Diplom, das die alten Landtage herstellte. D. wurde 16. Jan. 1861 zum Repräsentanten der innern Stadt Pest gewählt und behauptete diesen Sitz bis zu seinem Tode. Nach Eröffnung des Reichstags 2. April 1861 bildete er mit dem Grafen Julius Andrássy eine ausgleichsfreundliche Partei und entwarf eine Adresse, die von dem Reichstag gebilligt wurde. In Wien fand man sie jedoch unannehmbar; der Reichstag wurde 22. Aug. 1861 aufgelöst und unter Schmerlings Leitung ein neues Provisorium versucht. In dem berühmten «Ostersonntagsartikel» im «Pesti Napló» (1865) hatte D. indes den Weg zum Ausgleich bezeichnet, der in den folgenden Jahren zu stande kam. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie.) Am 18. Febr. 1867 wurde durch königl. Reskript Graf Julius Andrássy zum ungar. Ministerpräsidenten ernannt, die Verfassung wurde wiederhergestellt, und die feierliche Krönung des Königs fand 8. Juni statt. D.s großes Unternehmen war damit vollbracht. Er starb 29. Jan. 1876 zu Budapest. Sein Tod verursachte eine allgemeine Nationaltrauer, und seine Leiche wurde 3. Febr. auf Staatskosten auf dem Kerepeser Friedhofe bestattet. Seinem Andenken wurde ein Monument (von Huszár) in Budapest errichtet (29. Sept. 1887 enthüllt). D., eine durchaus edle und schlichte Persönlichkeit, war unstreitig Ungarns bedeutendster Staatsmann der Neuzeit; seine Größe beruht vor allem in jener weisen Mäßigung, die bei aller Liebe zum Fortschritte dennoch stets vom Bestehenden ausging, alle Rechtsverhältnisse beachtete und mit Vorsicht das Neue anstrebte. – Vgl. Franz D. (5. Aufl., Lpz. 1868); von Pulszky, Franz D. (deutsch von Neugebauer, ebd. 1876); Rogge, Franz D. (in «Unsere Zeit», ebd. 1876); Csengery, Franz D. (deutsch, ebd. 1877); Kónyi, Die Reden Franz D.s (ungarisch, Pest 1881 fg.); Steinbach, Franz D. (Wien 1888).

Deal (spr. dihl), Stadt und besuchtes Seebad an der Ostküste der engl. Grafschaft Kent, zwischen Dover und Ramsgate, zerfällt in einen altertümlichen und schmutzigen untern und einen neuen obern Teil, hat (1891) 8898 E., ein Zollhaus, großes Militärhospital, bedeutende Marinemagazine, Schiffbau, Segelfabrikation und Handel. Die Reede ist durch Dünen geschützt und gewährt 400 Schiffen Raum. Vorgelagert sind die gefährlichen Goodwin-Sands (s. d.). – Bei D. landete wahrscheinlich Cäsar auf seinem ersten Zuge nach Britannien. (S. Walmer und Cinque Ports.)

De Amicis (spr. amihtschis), Edmondo, ital. Schriftsteller, geb. 21. Okt. 1846 zu Oneglia in Ligurien, trat 1865 als Unterlieutenant ins Heer, nahm 1866 an der Schlacht von Custozza teil, ging 1867 nach Florenz, wo er die Zeitschrift «L’Italia militare» leitete; 1871 verließ er das Heer, um sich ganz der Schriftstellern zu widmen. Er bereiste nun Spanien, Holland, Nordafrika, England, die Türkei, Frankreich und Südamerika, welche Reisen ihm den Stoff zu anmutigen, aber zuweilen affektiert sentimentalen Schilderungen und Erzählungen lieferte. Seine meist in zahlreichen Auflagen erschienenen Reisebeschreibungen erstreben bisweilen das Interessante auf Kosten der Genauigkeit (so «Spagna»). D. lebt zu Turin. Er schrieb: «La vita, militare» (Flor. 1869; 8. Aufl. 1885; deutsch Berl. 1891), «Ricordi di Roma» (Flor. 1870), «Ricordi del 1870‒71» (ebd. 1872), «Novelle» (ebd. 1872), «La Spagna» (Mail. 1873), «Ricordi di Londra» (ebd. 1874), «L’Olanda» (1874), «Marocco» (1875), «Constantinopoli» (2 Bde., 1877), «Pagine sparse» (1877), «Ricordi di Parigi» (2 Bde., 1879), «Poesie» (1881), «Gli effetti psicologici del vino» (Tur. 1881), «Ritratti letterari» (Mail. 1881), «Gli amici» (2 Bde., 1882), « Sull’ oceano » (1891). Sein «Buch für die Knaben», «Cuore», verdeutschte nach der 72. Aufl. Wülser (3. Aufl., Bas. 1891); sein «Romanzo d’un maestro» (1891) schildert die traurigen Verhältnisse der ital. Elementarlehrer. Die unter seinem Namen erschienenen Schriften «Era un sogno» (Triest 1881), «Nuove pagine sparse» (Flor. 1881) und «Nuovi ricordi» (3. Aufl., ebd. 1881) hat D. für Fälschungen erklärt. Einige seiner Erzählungen hat Paul Heyse (in «Ital. Novellisten», 6 Bde., Lpz. 1877‒78) ins Deutsche übersetzt.

Dean (engl., spr. dihn, vom lat. decanus), einer der Vorsteher eines College an den engl. Universitäten.