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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Drususgraben - Dryoper

Licht kam, wurde Livilla von Tiberius zum Tode verurteilt, nach einer andern Angabe sogar von ihrer greisen Mutter zum Hungertode verdammt.

Drususgraben oder Drususkanal (Drusiāna fossa), s. Drusus.

Družina, s. Drushina.

Dry (engl., spr. drei), trocken; vom Wein: stark, herben Geschmacks (s. Madeira).

Dryāde, Pflanzengattung, s. Dryas.

Dryāden (vom grch. drys, d. h. ursprünglich Baum, dann speciell Eiche) oder Hamadryaden, in der Mythologie der Griechen die Schutzgöttinnen der Bäume. Man glaubte, daß sie mit den Bäumen lebten und stürben, und daß die Pfleger der Bäume sich ihres besondern Schutzes zu erfreuen hätten. Der gleichen Vorstellung begegnet man bei andern Völkern, besonders bei den Germanen (Holzweibchen, Holzfräulein u. a.).

Dryand., hinter botan. Bezeichnungen Abkürzung für Jonas Dryander, geb. 1748, gest. 1810 in London. Er schrieb: «Catalogus bibliothecae historico-naturalis Josephi Banks» (5 Bde., Lond. 1796‒1800).

Dryander, Ernst Hermann, prot. Theolog, geb. 18. April 1843 zu Halle als Sohn des Oberpfarrers und Konsistorialrats Hermann D. (gest. 1880), studierte in Halle und Tübingen, wurde 1867 Mitglied des Domkandidatenstifts zu Berlin, 1870 Adjunkt an demselben und Domstiftsprediger, 1872 Diakonus in Torgau, 1874 Prediger der evang. Gemeinde zu Bonn. Seit 1882 Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin, ist D. einer der tüchtigsten Kanzelredner der Reichshauptstadt. 1887 wurde er zum Mitglied des brandenb. Konsistoriums und zum Konsistorialrat ernannt, 1890 vom Kaiser mit dem Amte des stellvertretenden königl. Schloßpfarrers betraut, 1892 Generalsuperintendent der Kurmark. D. gehört der preuß. Mittelpartei an. Er veröffentlichte u. a.: «Evangelische Predigten» (1. u. 2. Samml.; 4. bez. 3. Aufl., Bonn 1889 und 1891), «Predigten über das christl. Leben» (3. Aufl., ebd. 1890), «Das Evangelium Marci, in Predigten und Homilien ausgelegt» (Brem. 1891).

Dryas L., Silberwurz, Dryade, Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.) mit nur wenigen Arten, die in den Hochgebirgen der nördl. Halbkugel sowie in den arktischen Gegenden verbreitet sind. Die bekannteste Art ist die auf den Alpen häufige D. octopetala L. (s. Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 12), eine kleine strauchartige Pflanze mit niederliegenden Zweigen, immergrünen Blättern und lebhaft weißgefärbten großen Blüten; die Früchtchen haben bei der Reife einen langen federartigen, silberglänzenden Fortsatz. Die Pflanze eignet sich als Zierpflanze für Gärten, wo sie in Topferde kultiviert wird.

Dryburgh-Abbey (spr. dreibörg äbbĭ), Abtei in der schott. Grafschaft Berwick, am Tweed, wurde 1150 gestiftet, aber 1322 und 1544 durch die Engländer teilweise zerstört. In einem Seitenschiff (St. Mary’s Aisle) liegt Sir Walter Scott begraben.

Dryden (spr. dreid’n), John, engl. Dichter, geb. 9. Aug. 1631 zu Aldwinkle All Saints in Northampton, erhielt seine Bildung auf der Westminsterschule und der Universität Cambridge. Nach dem Tode seines Vaters suchte er sein Fortkommen in London unter dem Schutze Cromwells, den er in den «Heroic stanzas» (1658) verherrlichte, die durch Glanz der Sprache zuerst die Aufmerksamkeit auf D. lenkten. Kaum aber war das Haus Stuart zurückgekehrt, als er die Partei des Hofs ergriff und in der «Astraea redux» (1660) Karl Ⅱ. begrüßte. Er ward dann Schauspieldichter und versuchte mit Davenant u. a. die engl. Bühne nach franz. Grundsätzen umzugestalten. Doch fand seine Partei bald lebhafte Gegner, und er selbst geriet dadurch wie durch seinen polit. Wankelmut in langwierige Streitigkeiten. Empfindlich traf der witzige Herzog von Buckingham in seinem «Rehearsal» (1671) D.s dramat. Richtung. Die Theaterstücke D.s sind Erzeugnisse eines feinberechnenden Verstandes ohne tieferes poet. Leben; in den Lustspielen spiegelt sich die ganze Sittenlosigkeit des Zeitalters ab. Auch in den andern poet. Werken zeigt er weniger Reichtum der Phantasie und Tiefe des Gefühls als außerordentliche technische Fertigkeit, so namentlich in dem histor. Gedicht «Annus mirabilis» (1666). Nach Davenants Tode 1668 zum Hofdichter ernannt, kam D. in engere Verbindung mit dem Hofe, dem er durch die gegen die Whigpartei gerichtete Satire «Absalom and Achitophel» (1681) sowie durch die noch gehässigere «The medal» schmeichelte. Das didaktische Gedicht «Religio laici» (1681 und 1684) verteidigt ohne den Ausdruck wahrer Überzeugung die geoffenbarte Religion gegen Papisten und Nonkonformisten. Unter Jakob Ⅱ. ging D. zur kath. Kirche über und schrieb in diesem Sinne das allegorische Gedicht «The hind and the panther» (1687). Nach Jakobs Entthronung verlor er seine Stellen. Die in seiner damaligen bedrängten Lage entstandenen dichterischen Arbeiten haben ihm den meisten Ruhm gebracht, wie eine metrische Übersetzung des Virgil (1697), eine Ode auf den Cäcilientag, «Alexander’s feast» (1725 von Händel komponiert), «Fables» (1700), poet. Erzählungen nach Chaucer, Boccaccio u. a. Um die engl. Kritik machte er sich durch mehrere Abhandlungen, die kritischen Vorreden zu seinen Schauspielen und den «Essay on dramatic poesy» (neue Ausgabe von T. Arnold, 1889) verdient. D. starb 1. Mai 1700 und ward in der Westminsterabtei begraben. Seine kritischen und prosaischen Werke hat Malone (4 Bde., Lond. 1800), seine poetischen Todd (4 Bde., ebd. 1812), Gilfillan (2 Bde., Edinb. 1855), Bell (5 Bde., Lond. 1871) und R. Hooper (5 Bde., ebd. 1891), seine sämtlichen Schriften W. Scott (18 Bde., ebd. 1808; 2. Aufl. 1821; revidiert von Saintsbury, Bd. 1‒14, 1883‒89) herausgegeben. Eine Auswahl der Gedichte («Select poems») erschien Oxford 1871. Eine Biographie D.s enthält S. Johnsons «Lives of the most eminent English poets» (neuere Aufl., 3 Bde., Lond. 1864‒65). – Vgl. Saintsbury, John D. (ebd. 1881; neue Aufl. 1888).

Dryobalănops Gärtn., eine zur Familie der Dipterocarpaceen (s. d.) gehörende Baumgattung, von der nur eine Art bekannt ist, der auf Borneo und Sumatra wildwachsende ostindische Kampferbaum, D. camphora Colebr., ein stattlicher Baum bis zu 40 m Höhe, mit säulenförmigem, weiß oder gelblich berindetem Stamm, ganzrandigen, lederartigen Blättern und einzeln stehenden Blüten, der den Borneo- oder Sumatrakampfer liefert (s. Kampfer).

Dryocŏpus, s. Spechte.

Dryŏper, altgriech. Volk, welches aus seinem alten Sitze (Dryopis) zwischen Öta und Parnaß durch die Dorier verdrängt wurde. Die zersprengten D. wanderten teils nach dem südl. Euböa, wo sie die Städte Karystos, Styra und Dystos gründeten und allmählich ionisiert wurden. Ein anderer Teil wan- ^[folgende Seite]