Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

552
Dschaora - Dschauharî
Dfchaora, Mohammed. Staat in Centralindien
(s. d., Bd. 4, S. 40 H).
Dschapara, Nesidentschaft auf Java, s.Iapara.
Dschask, Kap an der Südküste Persiens, beim
Eingänge zur Straße von Ornms; nördlich davon
Fort D. mit 3000 E.
Dschafsaur (im Sanskrit ^"clioliHlil., "Ruhm-
raub"), engl. Iessor(e), Distrikt der sog. Prä-
sidentschaftsdivision der indodrit. Lieutenantgou-
verneurschaft Vengalen, hat 3046 qkm und (1881)
1577249 E., darunter 945 297 Mohammedaner,
631439 Hindu. Das Land ist im allgemeinen stach
und niedrig gelegen, durch eine Menge von Mün-
dungsarmen des Ganges, unter denen die Madhu-
mati, der Kamar und der Kabadak die beträchtlich-
sten sind, stark bewässert und, namentlich während
der Regenzeit, häufigen Überschwemmungen ausge-
setzt. Der Boden, aus Alluvialland bestehend, ist
außerordentlich fruchtbar, das Klima aber ungesund,
Fieber und andere Krankheiten erzeugend. Fauna
wie Flora sind sehr reich und interessant. Unter den
Bodenerzeugnissen für die Ausfuhr nehmen Reis,
Zucker und Indigo die erste Stelle ein. Die Wälder
sind mit wilden Tieren, wie Tiger, Panther, Bären,
Schakalen erfüllt, außerdem kommen Hirsche, Wild-
schweine, Stachelschweine in Menge vor. - Der
Hauptortdes Distrikts, D., auch Kaßba genannt,
liegt unter 13° 10' nördl. Br. und 89" 15' östl. L.,
hat (1881) 8495 E. (4511 Hindu, 3822 Moham-
medaner), eine wohleingerichtete, 1838 gegründete
Lehranstalt, in der junge Eingeborene im Englischen,
Persischen und der Vengalisprache unterrichtet wer-
den, und ist mit Kalkutta und Khulna durch Eisen-
bahn verbunden.
Dschät (engl. Iat oder Iaut, Mehrzahl
Iasu^ts), ein arischer Stamm Hindustans, ver-
hältnismäßig unvernüscht, an kriegerischem Sinn
den Radschputen ähnlich, denselben in der Boden-
kultur überlegen, vermutlich der Überrest der Indo-
skythen (die Saka der Inder und Perser), welche
um 126 v. Chr. das Neubaktrische Reich über-
schwemmten, dann um 90 zerstörten und am In-
dus das Indoskythische Reich gründeten. Die D<
selbst werden mn den Geten oder Massa-Geten
(den Groß-Geten) des Altertums, und die Dhe, eine
große Unterabteilung der D., mit den Dahä (nach
Strabo am Kaspi-See) identifiziert. Schon57v.Chr.
(Ära Samwat) schlug der ind. König Witramäditya
sie aus dem Pandschab zurück. Sie wohnten sodann
später unter dem Namen D. als Vergstämme im
Westen des Indus, wo noch jetzt im östl. Belutschi-
stan D. leben, wurden aber 1026 n. Chr., wie Fi-
rischta berichtet, von Sultan Mahmud von Ghasna
besiegt und 1397 von Timur im Pandschab verfolgt
und zum Teil ausgerottet. 1526 kämpften sie gegen
Babar, als er ins Pandschab einfiel; auch später
haben sie den Moguls viel zu schaffen gemacht. Um
1700 drangen sie aus ihrem damaligen Wohnsitze,
dem Bari-Doab, zwischen Rawi und Satladsch, über
den Satladsch ostwärts bis an die Dschamna, den
rechten Nebenfluh des Ganges, vor. Die Groß-
moguls von Dehli gaben ihnen die Erlaubnis, sich
in dem zwischen jenen beiden Flüssen gelegenen
Doab anzusiedeln, wo sie jedoch bald als ein un-
ruhiges und raubsüchtiges Volk die Geißel des Lan-
des und ihrer eigenen Beschützer wurden. Während
der Verwirrungen und Bürgerkriege nach Aurang-
sebs Tode (1707) wuchsen Ansehen, Landbesitz und
Reichtümer der D. ungemem. In der großen Schlacht
bei Panipat 1761 trugen sie durch Verrat zu der
Niederlage der Mahralten bei und erhielten zur Be-
lohnung von Schah Alam die Stadt Agra, deren
Besitz sie durch stärkere Befestigung ihrer Hauptstadt
Bharatpur (s. d.) sicherten. Nach dieser Stadt zogen
sich nun auch die aus dem Doab u. s. w. vertriebe-
nen D. größtenteils zurück und wurden daselbst von
ihren eigenen, Radscha genannten Fürsten beherrscht.
Obgleich ursprünglich nur ein niedriger Stamm
der Sudrakaste, maßten sich doch die D. Abstam-
mung von der Kschatri- oder Kricgerkaste an, was
durch ihr kräftiges, kriegerisches Wesen gerechtfertigt
erschien. Selbst die Nadschputen wußten sie in
Respekt zu erhalten, und sogar die Briten lernten
in ihnen alsbald die thatkräftigsten Widersacher
kennen. General Lake schloß zwar 1803 ein Freund-
schaftsbündnis mit ihnen, aber es kam doch bald
nachher zum Kriege. Obgleich Lake ihre Feste Bha-
ratpur trotz viermaligen Sturmes nicht einnahm,
so ergab sich der Radscha doch und zahlte 20 Lakh
Rupien (nach damaligem Werte 3849057,6 M.).
Das Land blühte von neuem auf, bis 1825, nach dem
Tode von Radschah Valdeo Singh, wegen der Thron-
folge innere Zwiste unter den D.und zugleich ein Zer-
würfnis derselben mit den Engländern entstanden.
General Combermeere erstürmte Bharatpur 17. Jan.
1826, schleifte die Festung und setzte den jungen
Balwant Singh auf den Thron, dem 1853 (der 1852
geborene) Dschahwant Singh folgte. Der Fürst hat
zur brit. Armee ein Kontingent zu stellen, aber kein
Schutzgeld zu zahlen. Die Staatseinkünfte betrugen
(1882) 5720247 M. Das Land der D., eine weitc
Strecke westlich an der Dschamna, ist eins der frucht-
barsten und kultiviertesten in Hindustan. - Nächst
dem Fürstentum Bharatpur ist unter den verschie-
denen, sämtlich im Westen der Dschamna gelegenen
Schutzstaaten der D. der bedeutendste Dholpur
(3106 ykm, 250000 E.) mit der gleichnamigen
Hauptstadt amTschambal,55,5kia südlich von Agra;
die Dynastie ist eine Dschatfamilie; unter den 250 000
Einwohnern sind aber nur 3932 D. - Die D. sind
jetzt im ganzen nordwestl. Indien vertreten, beson-
ders in Sindh, Radschputana (z. B. in Dschaipur,
Bahawalpur, Dschodhpur) und am allermeisten im
Pandschab, wo sie ein Fünftel der Bevölkerung
bilden und das zahlreichste und schätzbarste Element
der Ackerbaubevölkerung darstellen. Im ganzen be-
trägt ihre Anzahl jetzt 4^ Mill.
Dschaudpore, s. Dschodhpur.
Dschauhari, Abu Naßr Isma'il ibn Hammäd,
Verfasser eines Wörterbuchs der arab. Sprache,
stammte aus Farab, war türk. Abkunft, widmete
sich dem Studium der klassischen arab. Sprache und
machte zu diesem Behufe Reisen zu den beduinischen
Stämmen Arabiens, welcher Umgang seine aus den
alten Dichtern geschöpften Kenntnisse der Feinheiten
der arab. Sprache vervollständigte. In sein Vater-
land zurückgekehrt, ließ er sich in Nischapur (Cho-
rassan) nieder, wo er infolge eines unglücklichen Stur-
zes von dem Dache feines Hauses 1002 starb. Die
Resultate seiner Studien legte er in seinem berühmten
Lexikon "38akö.1i" nieder, welches nach Art arab.
Lexika nach den Endkonsonanten der Wortstämme
angeordnet ist. Einen großen Teil desselben soll
nicht mehr D. selbst, sondern aus den vorhandenen
Materialien sein Schüler Ibrahim al-Warrak redi-
giert haben. Das Werk genießt noch heute großen
Ansehens, nicht nur bei den Gelehrten des Morgen-
landes, sondern auch in Europa, wo es als eine dfs