Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dünger'
schließlich die anorganische Natur. Der Kohlenstoff der Pflanzen stammt aus der Atmosphäre. Der Humus ist keine direkte Pflanzennahrung, sondern nur eine
andauernde Quelle von Kohlensäure, wie derselbe auch indirekt zur Löslichmachung der im Boden vorhandenen mineralischen Nährstoffe wesentlich beiträgt; die zu
seiner Bildung notwendige Zersetzung organischer Reste, sowie die Atmosphäre versehen die Gewächse mit dem unentbehrlichen Stickstoff, wenn diese Menge auch
nicht ausreicht, die höchsten Erträge dem Boden abzugewinnen. Die völlige Entwicklung der Pflanzen ist abhängig vom Vorhandensein bestimmter Mineralien. Die für die
Pflanze notwendigen Nahrungsstoffe sind gleichwertig; wenn einer davon fehlt oder in ungenügender Menge vorhanden ist, so kann sie nicht gedeihen. Wenn der Boden
seine Fruchtbarkeit dauernd bewahren soll, so müssen ihm die entzogenen Bodenbestandteile wieder ersetzt, d. h. die ursprüngliche, seine Fruchtbarkeit bedingende
Zusammensetzung des Bodens muß wiederhergestellt werden. Alle Pflanzen bedürfen derselben mineralischen Nahrungsmittel, aber in ungleichen Mengen oder in
ungleichen Zeiten. Die zur vollständigen Entwicklung einer Pflanze nötigen Nahrungsstoffe müssen in einer gegebenen Zeit zusammenwirken. Es sind alle die Stoffe als
D. zu bezeichnen, welche, wenn sie auf das Feld gebracht werden, die Hervorbringung von Pflanzenmasse bewirken und die Erträge erhöhen. Die Dungmittel wirken teils
direkt als Nahrungsmittel, teils dadurch, daß sie, wie Kalk, Gips, Kochsalz, die Lösung der im Boden vorhandenen Nährstoffe fördern, die Wirkung der mechan.
Bearbeitung verstärken und demgemäß einen günstigen Einfluß auf Vermehrung der löslichen Nährstoffe ausüben. In einem fruchtbaren Boden steht die mechan.
Bearbeitung und Düngung in einer bestimmten Beziehung zueinander; beide ergänzen sich in gewissem Sinne. Man unterscheidet im landwirtschaftlichen Betrieb
natürlichen und künstlichen D. Die Grenze zwischen beiden ist schwer zu ziehen, gewöhnlich versteht man unter ersterm die in der Wirtschaft selbst erzeugten oder
erzeugbaren, unter letzterm die nicht dem Betrieb entstammenden, von außen bezogenen, käuflichen Düngmittel. Besser werden die letztern konzentrierte D. oder auch
Beidünger, die erstern Hauptdünger genannt. Ebenso unterscheidet man: feste und flüssige, mineralische und organische D., unter letztern wieder zwischen pflanzlichen,
tierischen und gemischten D. Zu den letztern gehört der Stalldünger.
Von den verschiedenen Düngerarten ist der Stalldünger der wichtigste, weil er nicht nur sämtliche Pflanzennährstoffe enthält,
sondern auch bei seiner Zersetzung durch Bildung von Humusstoffen den Ackerboden in physik. Beziehung verbessert. Der Rindviehdünger ist wegen seines Gehaltes
von schleimigen Stoffen langsam zersetzbar, aus diesem Grunde aber langen Wirkens, Pferde- und Schafdünger gelten als hitzig, weil sie sich rascher zersetzen,
Schweinedünger ist in seinem Wert sehr wechselnd, je nach der Ernährung dieser Tiere, und oft mit Unkrautsamen vermengt. Meistens wird als Einstreu zur Gewinnung
des Stalldüngers Stroh verwendet, welches sich am besten zur Auffangung der flüssigen Exkremente eignet und den Tieren ein trocknes und weiches Lager bietet; den
besten Ersatz bei Strohmangel bietet die Torfstreu (s. d). Weniger gut ist Heidekraut, Laub- oder Nadelstreu sowie ↔ Erdeinstreu.
Die flüssigen Exkremente der Tiere sowie die aus dem Düngerhaufen aussickernde Flüssigkeit findet als
Jauche (s. d.) vorzugsweise auf Grasland Verwendung, ebenso wie die
Gülle (s. d.). Die menschlichen Exkremente oder
Fäkaldünger (s. d.) werden entweder in frischem Zustande oder getrocknet als
Poudrette (s. d.) in Pulverform meistens zur Überdüngung schon aufgegangener Saaten benutzt. Eine gleiche
Anwendung findet der Kompost (s. d.), ein Mischdünger aus verschiedenen düngenden Materialien, welche
durch zweckentsprechende Behandlung leichter zersetzbar gemacht werden. Zahlreiche Abfälle der Industrie können gleichfalls als D. benutzt werden, doch dienen sie
ihrer schweren Zersetzbarkeit halber meistens als Material für den Komposthaufen. Gips wird vorzugsweise für die Kleegewächse
benutzt, die Wirkung einer Kochsalzdüngung hat sich nur für Lein und Flachs bewährt, weil die Bastfaser dadurch kräftiger sich
ausbildet. Unter Gründüngung (s. d.) versteht man den Anbau bestimmter Pflanzen, welche in ihrer üppigsten
Vegetation untergepflügt werden.
Von den verschiedenen Handelsdüngern unterscheidet man je nach den darin enthaltenen Nährstoffen:
-
1) Stickstoffdünger. Dieselben werden repräsentiert durch den
Chilesalpeter (s. d.) und das schwefelsaure
Ammoniak (s. d.). Ersterer wird meist in der Menge von 1,5–2 Ctr. für den Morgen als Kopfdüngung für die
schon grünende Pflanze angewendet, letzterer hat eine langsamere aber auch andauerndere Wirkung und wird meistens mit der Saat dem Boden einverleibt
(etwa 1–1 1/2 Ctr. auf den preuß. Morgen). Beide Düngemittel entwickeln eine ungemein treibende Kraft, vorzugsweise für das Blattwachstum der Gewächse.
-
2) Phosphorsaure D. Hierzu gehören die verschiedenen Superphosphate, hergestellt aus
Knochenkohle und verschiedenen mineralischen Phosphaten (Estremadura-Phosphoriten, Pseudokoprolithen, Curaçao-, Macaraibo-, Mejillones-, Baker-,
Sombrero-Guano u.s.w.). Als D. für Moor- und Sandboden spielt in neuerer Zeit das Thomasphosphatmehl
(s. d.) eine große Rolle. Die Superphosphate wirken besonders auf die Körnerausbildung des Getreides und begünstigen die Zucker- und Stärkebildung in den
Wurzelgewächsen. Man wendet sie in der Menge von etwa 2 Ctr. pro preuß. Morgen an und kann sie lange Zeit vor der Einsaat ausstreuen, da sie weder flüchtig noch aus
dem Boden auswaschbar sind.
-
3) D.,welche Stickstoff und Phosphorsäure enthalten. Als Hauptrepräsentanten sind der
Guano (s. d.),auch der Fledermausguano (s. d.)
zu erwähnen, für fast alle Düngungszwecke in der Menge von etwa 2 Ctr. für den preuß. Morgen verwendbar. Ferner das
Knochenmehl (s. d.), meistens in gedämpftem Zustande für Wintergetreide beliebt. Das aufgeschlossene
Knochenmehl und die Ammoniaksuperphosphate, ersteres durch Schwefelsäure leichter löslich gemacht, letztere durch
Vermischung von schwefelsaurem Ammoniak mit einem Superphosphat hergestellt, sind beide bei der Leichtlöslichkeit der darin enthaltenen Nährstoffe für alle Früchte
verwendbar. Es gehört ferner dazu das Fisch- und
Fleischmehl (s. d.), aus getrockneten Fischen oder Fleischabfällen der Fleischextraktfabriken hergestellt,
endlich der Blutdünger (s. d.) sowie der sog. Granatguano aus
getrockneten Garneelen (s. d.) fabriziert. Kalk als Düngemittel (s. Kalkdüngung) wird
meistens zur physik. Verbesserung
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 603.