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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Einhard - Einheit
den kann. - Bei der Gemeinschaft des beweg-
lichen Vermögens und der Errungenschaft
(gesetzliches Güterrecht des 0oä6 eivil und des Va-
difchen Landr. Art. 1400 fg.) besteht das Sondergut
eines jeden Ehegatten im wesentlichen aus den Im-
mobilien, selbst den während der Ehe mit Mitteln
des Sonderguts unter Vorbehalt angeschafften, aus
höchst persönlichen Rechten, und sogar ausdrücklich
oder stillschweigend (Art. 1401, 1500) ausgeschlosse-
nen, und aus den an die Stelle von ^onderguts-
gegenständen getretenen Ersatzgegenständen ^Surro-
gaten). Der Ehemann hat völlig freie Verfügung
über fein Sondergut; dasselbe haftet jedoch auch
für die Ehefchulden. Der Ehemann verwaltet das
Sondergut der Ehefrau, bedarf aber zur Veräuße-
rung oder dinglichen Belastung der Zustimmung
der Ehefrau, jedoch kann sich die Ehefrau durch
Vertrag die Verwaltung ihres Sonderguts ganz
oder zum Teil vorbehalten.
Ginhard (nicht Eginhard), Vertrauter und
Biograph Karls d. Gr., geb. um 770 im Maingau,
wurde vom Abt zu Fulda früh aus der Kloster-
schule an den Hof Karls d. Gr. geschickt, wo er von
Alkuin unterrichtet wurde. Wegen i'eines technischen
Talents erhielt er in der.hofschule ls. Karl I., der
Große) den Namen Beseleel nach dem Erbauer der jüd.
Stiftshütte. Er hat später zahlreiche Bauten Karls
ganz oder teilweise geleitet (so die Brücke zu Mainz,
die Pfalzen zu Ingelheim und Aachen und die Basi-
lika zu Aachen). Er war der Begleiter Karls auf allen
seinen Zügen, ging 806 als sein Gesandter nach
Rom, und 813 soll sein Rat Karl bewogen haben,
seinen Sohn Ludwig zum Kaiser zu ernennen.
Ebenso vertraute ihm Ludwig der Fromme und
gab ihn 817 seinem Sohn Lothar I. zum Ratgeber,
als er diesen zum Kaiser erhob. In den Kämpfen
der Söhne gegcn den Vater bemühte sich E., den
Frieden herbeizuführen. Er gründete bei Michel-
stadt im Odenwald eine Abtei (s. Einhard-Vasilika),
die er aber später nach Mühlheim am Main ver-
legte, das im Laufe der Zeit von den Reliquien der
Abtei den Namen Seligenstadt erhielt. 836 verlor
er seine GemahlinImma, eine Schwester des Bischofs
Bernhard von Worms; 14. März 840 starb er selbst.
Obgleich ihm nach der Sitte der Zeit mehrere gro^e
Klöster als Abt anvertraut waren, scheint er doch
niemals Geistlicher geworden zu sein. Ein später
verfertigter Sarkophag ist 1810 aus der Kirche in
Seligenstadt nach Schloß Erbach gebracht; die
Grafen von Erbach leiten ohne irgend einen Be-
weis ihren Ursprung von E. her. E.s "Viw (^roli
Kg^ni", oft gedruckt, so in den "Nonnmeuta 66r-
ina,nia6 kiZtorica,, 8eiipt(ns8 II", dann in der
"Vidliotkßca, r6rum (^6i'ma,uicaruin", hg. von Iasfs
(Bd.4, Verl. 1867), befonders hg. von Waitz (4. Aufl.,
Zannov. 1880) und übersetzt von O. Adel (2. Aufl.
bearbeitet von Watteubach, in den "Geschichtschrei-
bern der deutschen Vorzeit", Verl. 1880), ist nach
Anlage und Ausdruck eine der bedeutendsten Bio-
graphien des Mittelalters. Die dem E. früher zu-
geschriebenen "^UN3i68 NnKai-äi" ("N0NUIN6!it3.
AßrinaniHs Ingtorica,) 8cvipt0i-63 I"), Annalen des
Fränkischen Reichs von 741 bis 829, werden ihm jetzt
vielfach und mit erheblichen Gründen abgesprochen.
Von großer Wichtigkeit sind ferner die Briefe E.s
(gedruckt bei Iafft) und als Zeichen der Denkart
der Zeit auch seine Geschichte der Übertragung der
Gebeine der Keiligen Marcellinus und Petrus von
Uom nach Seligenstadt, in der Gesamtausgabe
seiner Werke mit franz. Übersetzung von Teulrl
(2 Bde., Par. 1840 - 43). Die Sage von Egin-
hard und Emma (s. d.), der angeblichen Tochter Karls
d. Gr., ist vermutlich durch Verwechselung mit An-
gilbcrt (s. d.) entstanden. Sie findet sich in der
Lorscher Chronik des 12. Jahrh, und ist mehrfach
poetisch bearbeitet, unter andern von Fouque' im
Roman "Eginhard und Emma" und von Auber in
der Oper "Der Schnee". Auch der Pegnitzfchäfcr
Omcis schrieb unter dem Namen Dämon "Die in
Eginhard verliebte Emma" (Nürnb. 1680).
Einhard-Basilika, eine für die Architektur der
Karolingerzeit wichtige Kirchenruine zu Steinbach
bei Michelstadt im Odenwald. Das Verdienst, die-
selbe wissenschaftlich beschrieben und das Identitäts-
verhältnis zwischen der bis dahin für romanisch
angesehenen Steinbacher Kirchenruine und der von
Einhard (s. d.) um 814 begonnenen, seither als vom
Erdboden verschwunden geglaubten Basilika im
Odenwald nachgewiesen zu haben, gebührt G.Schäfer
in Darmstadt (in Lützows "Zeitschrift für bildende
Kunst", Bd. 9, S. 129-145, Lpz. 1874). - Vgl.
R. Adamy, Die E. zu Steinbach im Odenwald
(mit 24 Zinkätzungen und 4 Tafeln in Lichtdruck,
Einhäusig, f. >l0U06cu8. ^Darmst. 1885).
Einheesen, s. Einhesen.
Einheimische Cholera, s. Cholera.
Einheimische Krankheit, s. Endemic.
Einheit, die grundlegende Große für alles
Messen, für jede Reihe von benannten Zahlen.
Die Mathematik stellt neben die zuzuzählen-
den positiven E. die wegzunehmenden negativen
(s. Entgegengesetzte Größen). Wichtig ist auch die
Einführung der imaginären E. (V-I^i) neben der
reellen (-^1), da nur aus diesen beiden das voll-
ständige Gröhensystem gebildet werden kann, das
zur Behandlung aller algebraischen und analytischen
Probleme, speciell auch zur Berechnung der Wur-
zeln von Gleichungen ausreicht. Die Annahme von
weitern E., die von jenen beiden unabhängig wären,
ist ausgeschlossen, weil nur mit Hilfe jener beiden
ein in sich abgeschlossenes, widerspruchsfreies System
von Rechenoperationen möglich ist. Über die E. des
absoluten Maßsystems s. Maß und Gewicht im ab-
soluten Sinne.
Im Maß- und Gewichts- sowie im Geld-
und Münz Wesen heißt E. diejenige Größe, welche
allen andern Größen derselben Art (den Teil- und
Mehrheitsgrößen) zu Grunde liegt, also unter den
Größen derselben Art in der Mitte steht. So ist
nach der neuern Gesetzgebuug das Meter die E.
des Längenmaßes, das .Hektoliter die des Hohl-
maßes, das Kilogramm die Gewichtseinheit; ferner
ist die Mark die Geldeinheit oder Rechnungseinheit,
das 10-Markstück (die Krone) die Goldmünzeinheit
und das 1-Markstück (^ 5 3 Fcinsilber) die Silber-
münzeinheit.
Im militärischen Sinne wird E. derjenige
Truppenkörper genannt, der von einem gewissen
Gesichtspunkte aus eine normale, d. h. für einen
bestimmten Zweck geeignetste Größe hat. Den Begriff
der taktischen E. erklärt man für gewöhnlich da-
hin, daß man darunter eine solche Abteilung einer
und derselben Waffengattung versteht, die noch von
der Stimme eines einzelnen geleitet werden kann
und dabei felbständig einfache taktifche Aufträge
zu lösen vermag. Diesen Anforderungen entsprach
für die Infanterie lange Zeit hindurch das Ba-
taillon. Die infolge der rastlos fortschreitenden