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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elfenbeinmasse - Elfsborgs-Län

Groß-Bassam (200 km), begrenzt durch die Flüsse San Pedro und Lahn, ist dicht bis an das Meer heran hügelig; einzelne Gipfel erheben sich bis zu 300 m. Vom Hinterlande haben bis jetzt nur die weit aus dem Norden zur Küste ziehenden Mandingo-Karawanen Kunde gebracht; das Konggebirge, das nach diesen Berichten im Innern liegen sollte, existiert nicht, wie die neuesten Erforschungen ergaben. Der Küstenstrich wird von den heidn. und wilden Gleboe bewohnt. Zwischen den Flüssen Lahn und Tanno ziehen sich auf einer Strecke von 220 km zusammenhängende, buchtenreiche Lagunen hin, in welche ein Netz von Flüssen mündet. Die Küste hat wegen der heftigen Brandung nur an der Mündung des Komoe oder Akba bei Groß-Bassam einen für Seeschiffe günstigen Zugang. Ein paar Tagereisen landeinwärts hört jede Kenntnis des Landes auf. Drei Ströme fließen aus dem Innern der Küste zu: der in der Regenzeit ungemein reißende Komoe oder Akba, der Bia (Songan) und Tanno. Die beiden letztern, eine ziemliche Quantität Goldglimmer mit sich führend, münden in den See Assini (auch Tando-Lagune genannt). Der kleine Fluß Assini, für kleine Barken befahrbar, bildet den Abfluß zur See. Das Klima erscheint etwas weniger ungünstig, als das von Liberia. Die Regenzeit dauert von Mai bis Mitte August und von Oktober bis Mitte November. Die reiche Vegetation liefert Palmöl und Palmkerne, Erdnüsse, Gummi, Farbhölzer und namentlich Kaffee. Auch Elfenbein wird in den Handel gebracht. Die Bewohner zeichnen sich durch massenhaften Verbrauch von Seife aus. Im N. der Lagune von Tando existiert das Königreich Assini (s. d.). Franz. Faktoreien befinden sich in Groß-Bassam (s. Bassam), Assini (s. d.) und Dabu (s. d.); sie gehören zur Kolonie Guinée française, stehen aber unter gesonderter Verwaltung. Der Wert der Ausfuhr aus den franz. Besitzungen beträgt an Palmöl 800 000 M., an Goldstaub 380 000 M. jährlich. (S. die Karte: Guinea.)

Elfenbeinmasse, für Gipsabgüsse, s. Abguß und Enkaustieren.

Elfenbeinmöve (Larus eburneus L.), eine schöne, 52 cm lange Möve der hochnordischen Gegenden, mit reinweißem, im Hochzeitskleid rosig überhauchtem Gefieder.

Elfenbeinnuß, vegetabilisches Elfenbein, Steinnuß, Taguanuß, Corusconuß, die Samen zweier Arten von Phytelephas (s. d.), die als Ersatz des Elfenbeins für billigere Drechslerarbeiten namentlich in der Knopffabrikation einen bedeutenden Handelsartikel bilden. Die Hauptmenge kommt von Ecuador und Columbia; Haupteinfuhrhafen ist Hamburg, das 1890 265 400 Ctr., 1891 170 000 Ctr. empfing. Die Preise schwanken nach der Menge der Zufuhren und Qualität zwischen 5-20 M. für den Centner.

Elfenbeinpalme, s. Phytelephas.

Elfenbeinpapier, ein an Stelle von Elfenbeinplatten zur Miniaturmalerei u. s. w. benutztes Papier, welches aus mehrern aufeinander geleimten, straff angespannten Blättern guten Zeichenpapiers in der Art hergestellt wird, daß man die Oberfläche mit feinem Glaspapier abschleift, hierauf einen Anstrich von Gips, mit Leimwasser angerührt, giebt, diesen Anstrich nochmals abschleift und sodann das Ganze wiederholt mit einer schwachen Leimlösung tränkt.

Elfenbeinporzellan, eine Art Porzellan, das den milden, gelblichen Ton des Elfenbeins nachahmt. Mit Gefäßen dieser Art (Vasen, Jardinièren u. dgl.) machte auf den Weltausstellungen von 1873 und 1878 die königl. Porzellanfabrik in Worcester großes Aufsehen. An Nachahmungen hat es dann nicht gefehlt.

Elfenbeinschnabel (Picus s. Campophilus principalis Gray), die größte, Nordamerika bewohnende Spechtart (s. Spechte).

Elfenbeinschnecke (Eburna), Gattung der Vorderkiemer, vom Habitus der Wellhörner (s. d.), mit wulstiger Spinde und scharfkantigem Außenrand, platt, glänzend weiß oder gelb. 12 Arten in den tropischen Meeren beider Hemisphären.

Elfenbeinschnitzerei, s. Elfenbeinarbeiten und Bildschnitzerei.

Elfenbeinschwarz, s. Beinschwarz.

Elfenbeinstifte, in der Chirurgie zur Befestigung von Bruchstücken des Knochens und zur Anregung der Heilung (der Callusbildung) bei Knochenbrüchen angewandte Stifte aus Elfenbein, die vor metallenen Nägeln den Vorzug haben, daß sie leichter einheilen und dann im Knochen aufgelöst werden.

Elfenbeinsurrogate. Bei dem hohen Preise des Elfenbeins hat man sich seit langer Zeit bemüht, billigere Ersatzmittel dafür anzufertigen. Als solche sind Leimpräparate, Fabrikate aus gereinigtem Kautschuk u. dgl. angepriesen worden, von denen sich aber keins dauernd bewährt hat. Erst in neuester Zeit ist es gelungen, in dem Celluloid (s. d.) ein Material zu schaffen, welches zwar nicht die Festigkeit und Dauerhaftigkeit wie das Elfenbein besitzt, aber für eine ganze Reihe von Zwecken statt desselben verwendet werden kann.

Elfern oder Figurenspiel, ein von 2 Personen mit voller Pikettkarte gespieles ^[richtig: gespieltes] Kartenspiel. Es zählen nur die Figuren As, König, Dame, Bube und Zehn, von denen man 11 an sich bringen muß, um zu gewinnen. Wer 15 Figuren sticht, erhält doppelte Bezahlung, bei 20 sogar dreifache. Trumpf giebt es beim E. gar nicht, auch muß nur bei den letzten 6 Stichen Farbe bekannt werden.

Elfkarleby, Kirchspiel im schwed. Län Upsala, von der untern Dalelf durchströmt, die hier 9 km von ihrer Mündung ins Meer einen schönen Wasserfall von 16 1/2 m Höhe und 150 m Länge bildet (östl. Arm 28, westlicher 48 m), hat etwa 230 qkm, (1891) 7254 E. und mehrere bedeutende industrielle Anlagen, darunter die Eisenhütten Elfkarleö und Harnäs.

Elfric, angelsächs. Schriftsteller, s. Älfric.

Elfsborgs-Län oder Wenersborgs-Län, Bezirk im südwestl. Schweden, umfaßt die Landschaft Dalsland (s. d.) und den südwestl. Teil der Landschaft Westergötland, mit Ausnahme der Spitze an der Mündung der Götaelf, hat 12 825,3 qkm, davon 894,4 qkm Seen, und (1892) 272 500 E. Die Zahl der Einwohner hat in der Zeit von 1880 bis 1892 infolge stetiger Auswanderung jährlich um etwa 1000 abgenommen. Von der Gesamtoberfläche (Land) sind 14 Proz. Ackerland, 10 Proz. Wiesen und 37 Proz. Wälder. Einige Gegenden von E., besonders das Svältorna (von svälta, hungern) genannte Land, östlich von Alingsås, gehören zu den unfruchtbarsten Schwedens, während andere, zumal in Dalsland, sich außerordentlich zum Ackerbau eignen. Hauptgetreidearten sind Roggen und Hafer, welche auch ausgeführt werden. Bergbau, Waldwirtschaft und Fischerei sind von geringer Bedeutung; das Fabrikwesen und die Hausindustrie blühen. Diese besteht hauptsächlich aus Weberei,