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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Elisabeth Charlotte; Elisabeth (Königin von England); Elisabeth (Kurfürstin von Brandenburg)

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Elisabeth (Kurfürstin von Brandenburg) – Elisabeth (Königin von England)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Elisabeth (erste Kurfürstin von Brandenburg)'

Ihr Sohn ist der Kurfürst Albrecht Achilles, und so wurde sie Stammmutter des Deutschen Kaiserhauses. Sie starb als Witwe 13. Nov. 1442 zu Ansbach und liegt in der Hohenzollernschen Familiengruft im Münster zu Heilsbronn begraben. 1854 hat man in der Kirche zu Cadolzburg, der Lieblingsresidenz des kurfürstl. Paares, ein ungefähr aus dem J. 1420 stammendes Altarbild entdeckt, auf dem Kurfürst Friedrich und seine Gemahlin im Gebet abgebildet sind. Das Gemälde wurde 1873 von der Kirchengemeinde Cadolzburg dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm zum Geschenk gemacht. – Vgl. Kirchner, Die Kurfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern, Bd. 1 (Berl. 1866).

Elisabeth, Kurfürstin von Brandenburg, Tochter des skandinav. Unionskönigs Johann I., geb. 1485, seit 1502 Gemahlin des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg, ward schon um 1525 der evang. Lehre gewonnen und zerfiel darüber bald völlig mit ihrem streng kath. Gemahl. Als E. Ostern 1527 das Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen hatte und der Kurfürst ihr mit Gefangenschaft oder noch ärgerer Strafe drohte, entfloh sie nach Wittenberg und lebte dort, vom Kurfürst Johann freundlich aufgenommen, bis 1535 am sächs. Hoflager. Der Tod ihres Gemahls (1535) erleichterte ihr Los, da ihre Söhne Joachim II. und Johann von Cüstrin ihr eine jährliche Pension zahlten. Doch lebte sie, wegen der kirchlichen Differenzen mit dem ältern Sohn, bis 1545 auf dem kursächs. Schloß Lichtenberg an der Elbe, dann siedelte sie nach Spandau über und starb 10. Juli 1555 in Berlin.

Elisabeth Charlotte, Kurfürstin von Brandenburg, die Mutter des Großen Kurfürsten, geb. 1597 als Tochter des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz, heiratete 1616 den Kurprinzen Georg Wilhelm, der 1619 seinem Vater in der Kurwürde folgte. Vergebens bemühte sich die Fürstin, den Einfluß des kath. Ministers Schwarzenberg (s. d.) auf ihren schwachen Gemahl Georg Wilhelm zu brechen. E. C. starb 26. April 1660 auf ihrem Witwensitz zu Crossen.

Elisabeth, Königin von England (1558–1603), Tochter Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn, geb. 7. Sept. 1533 in Greenwich, wurde nach der Hinrichtung ihrer Mutter (1536) eine Zeit lang als illegitim des Thronrechts beraubt. Mit großem Takt wußte die prot. Prinzessin sich unter ihrer Schwester, der kath. Maria I., zu verhalten und mancher Gefahr zu entgehen. Verdächtigt, an der Verschwörung Wyatts teilgenommen zu haben, wurde sie eine Zeit lang im Tower, dann in Woodstock in enger Haft gehalten. Als sie nach Marias Tod (Nov. 1558) die Regierung antrat, herrschte überall die größte Verwirrung; binnen drei Jahrzehnten war England zwischen päpstl. und papstlosem Katholicismus, Protestantismus und wieder Papismus hin und her geworfen worden, und es galt nun, hier für Staat und Kirche die Summe der begonnenen Entwicklung zu ziehen und die kirchlich-religiösen und politisch-nationalen Bestrebungen zu vereinigen. Auf dem Boden von Heinrichs VIII. Staatskirchentum wurde England zu einem prot. Staat, als solcher zur Vormacht des Protestantismus in Europa erhoben und im Kampf für diesen die eigene nationale und staatliche Größe erbaut. Aber nicht E. selbst ist der führende Geist in der ihren Namen tragenden Epoche gewesen, der Baumeister des neuen England war ihr großer Minister William Cecil, der ↔ spätere Lord Burleigh. Mit möglichster Schonung nahm man die religiösen Linderungen im prot. Sinne vor, Cranmers Gebetbuch (s. Common Prayer, Book of) wurde von allen Angriffen gegen den Katholicismus gereinigt und ein Mittelweg zwischen dem kath. Staatskirchentum Heinrichs VIII. und dem Protestantismus unter Eduard VI. gesucht. Das Ergebnis war die in der Form katholische, ihrem innern Wesen nach prot.-anglikan. Staatskirche (s. Anglikanische Kirche). Ebenso vorsichtig war die Stellungnahme nach außen; mit Frankreich, mit Spanien wurden freundliche Beziehungen angeknüpft, die Eheanerbietungen beider aber ebenso ausweichend beantwortet, wie eine ähnliche Bitte des Parlaments an die Königin. In diesem einen Punkt ist die wankelmütige E.sich treu geblieben, gemäß ihrem Ausspruch: als jungfräuliche Königin wolle sie sterben, ist sie unvermählt geblieben. Von der größten Bedeutung aber war das Verhältnis zu Schottland. Nicht nur war dessen junge, an Franz II. von Frankreich verheiratete Königin Maria Stuart als Enkelin der Schwester Heinrichs VIII. nächstberechtigt für den engl. Thron, sondern von besonderer Bedeutung war es auch, daß sie dem alten Glauben treu geblieben war. Sie bezeichnete ihren Standpunkt gegenüber ihrer prot. Gegnerin, indem sie sich Wappen und Titel von England und Irland anmaßte. Cecil nahm daher die Politik Somersets wieder auf, indem er in Schottland den Kampf für den Protestantismus unterstützte. Aber hier trat ihm zum erstenmal das schwerste Hindernis seiner Bestrebungen entgegen, die unberechenbare Launenhaftigkeit und der Eigensinn E.s. Sie fürchtete jede feste Entschließung und konnte die Dinge bis an den Rand des Verderbens kommen lassen. Jeder wohlerwogene Plan lief Gefahr, durch eine launenhafte Eingebung bei ihr durchkreuzt zu werden. Daher gelangten gegenüber ihren Ministern ihre höfischen Günstlinge zu größtem Einfluß, und von diesen besaß dauernd ihr Herz Cecils schlimmster Neider, Lord Robert Dudley, Graf von Leicester; hat doch E. daran gedacht, diesen Günstling zum Gatten zu erheben. Solche höfische Umtriebe hemmten Cecil, als er die Erhebung der prot. Schotten gegen die kath. vormundschaftliche Regierung für Maria Stuart (1559) unterstützen wollte; mit Mühe konnte er schließlich einen Abschluß durchsetzen (1560), wonach E.s Kronrecht anerkannt werden sollte. Aber Maria, die nach ihres Gatten Tod 1561 in Schottland erschien, bestätigte diesen Vertrag nicht, und es begann der Kampf der beiden brit. Königinnen, an dem die ganze Zukunft des Inselreichs hing. Die Leidenschaft Marias verursachte die verhängnisvollen Katastrophen in Schottland, die sie schließlich als Schutzsuchende zu ihrer Feindin trieben (1568). Gegen E.s mitleidige Regungen erreichte Cecil ihre Verhaftung, vermochte aber nicht, die Königin zu offenem Auftreten zu bewegen, E. erkannte nicht Marias Schuld am Gattenmord an und hielt sie doch als Gefangene.

Mit Maria aber verflocht sich enger und enger die große europ. Politik Cecils. Denn die innere kirchliche Arbeit war für England beendet, das Hinaustreten des nun prot. Staates nach außen für den Protestantismus in Europa mußte zum Kampf führen mit der kath. Vormacht Spanien, der Kampf mit dieser ersten Seemacht aber ging zugleich um die Herrschaft des Meers. Der Kampf begann bei äußerm Frieden durch mittelbare Anfeindung, durch span. Unterstützung der kath. Unzu-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 28.