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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Emir - Emission
abrücken, wurde ihm der Gehorsam verweigert.
Auch in dieser Zeit lebte E. P. der Wissenschaft und
machte sich sogar dreimal auf den Weg, um die Ufer
des Albert-Sees genauer zu erforschen, wobei er
den Eemliki als südl. Einfluß des Sees entdeckte.
So traf ihn Stanley (s. d.) 29. April bei Nsabe,
am westl. User des Albert-Sees, ohne E. P. irgend !
eine Unterstützung leisten zu können. Von E. P. mit
dem Allernotwendigsten versorgt, ging Stanley
25. Mai 1888 nach dem Westen zurück, um seine
Nachhut zu holen. E. P., bei dem der Engländer
Iephson zurückgeblieben, kehrte nach Dufils zurück.
Bald darauf begann es unter deu Truppen E. P.s
bedenklich zu gären. Sie mißtrauten Stanley, und
als die Aufforderung erging, sich Stanley und E.P.
zum Abmarfch nach dem Süden anzuschließen, ver-
weigerten 13. Aug. 1888 die ägypt. Offiziere in La-
bors und Dusilö den Gehorfam und forderten die
Truppen zu offener Revolte auf. E. P. und Iephson
wurden zu Gefangenen erklärt. Doch die Mahdisten
wurden E. P.s Befreier; sie rückten von Norden heran
und entrissen bei der plötzlich ausgebrochenen Panik
Ladö und Redjaf den Ägyptern mit Leichtigkeit. Rat-
losigkeit und Anarchie erreicbten den höchsten Grad;
da verlangten die gemeinen Soldaten die Wiederein-
setzung E. P.s. Die Offiziere mußten sich fügen:
E. P. wurde frei. Er sammelte seine ganze Macht
bei Wadelai. Mut und Starte belebte sofort wieder
die Truppen: sie warfen 25. Nov. 1888 die Mah-
'disten bei Dusils zurück.
Am 18. Jan. 1889 erschien Stanley zumzweiten-
male bei Kavalli, und zwar gut ausgerüstet und
mit verstärkten Kräften. Er machte E. P. drei Vor-
sckläge: entweder am Nil zu bleiben und in den
Dienst des Kongostaates zu treten, oder Uganda im
Sold der Englisch-Ostasrikanischen Gesellschaft für
diese zu erobern, oder mit ihm an die Ostlüste zu
marschieren. E. P., mit Recht mißtrauisch gegen
Stanley geworden und erkennend, daß er sicb auf
seine eigenen Soldaten bei den unvermeidlichen
Kämpfen mit den Maddisten nicht mehr vollkommen
verlassen könne, nahm nach sehr langem Zögern
endlich den letzten Vorschlag an. Am 10. April trat
er mit seinen Leuten an der Seite von Stanley und
Casati von Kavalli aus den Weg nach der Küste
an und gelangte am Nuwenzori vorbei durch An-
kori, Karagwe und das deutsche Schutzgebiet end-
lich 4. Dez. 1889 nach Bagamojo. An demselben
Tage hätte ihm beinahe ein Sturz von der Platt-
form eines Hauses das Leben getostet. Rasch er-
holte er sich; er trat 7. April 1890 in den Dienst
des Deutschen Reichs und unternahm 25. April
mit Dr. Stuhlmann und Lieutenant Langhcld von
neuem eine Expedition nach dem Seengebiet. Auf
diesem Marsche traf er 20. Juni in Mpwapwa
mit Dr. Peters zusammen, der mit Hilfe von in
Deutschlaud gesammelten Mitteln eine Expedition
nach Wadelai unternommen hatte und nun durch
Uganda nach der Küste zurückkehrte. In Ugogo
hatte er mit räuberischen Massai und Wagogo hef-
tige Kämpfe zu bestehen, welche mit der Unter-
werfung der feindlichen Stämme endigten. Am
4. Aug. konnte er in Tabora die deutsche Flagge
hissen, nachdem er dem dortigen Sultan zwei Ge-
schütze abgenommen hatte. Von hier aus sandte er
Lieutenant Langheld gegen die Wangoni, welche
nach blutigen Gefechten in den Monaten September,
Oktober und Dezember unterworfen wurden. Er
selbst marschierte weiter zum Victoria-Njansa und
gründete dort die Station Vukoba (s. d.). Am 13. Febr.
189l brach er mit Dr. Stuhlmann wieder auf, in der
Absicht, durch das Quellengebict des Uelle und Scbari
die afrik. Westküste zu erreichen. Er gelangte über
den Albert-Eduard-See und westlich vom Albert-
Njansa bis zur Grenze des Momfulandes (2° 13^
nördl. Br.). Hungersnot, Meuterei seiner Träger
und die feindselige Haltung der Eingeborenen zwan-
gen ihn 30. Sept. 1891 zur Umkehr. In Undussuma
am Ituri angekommen, schickte er Dr. Stuhlmann
voraus, welcher Ende Oktober 1892 in Europa ein-
traf. E. P. selbst, obwohl krank und halb erblindet,
schlug den Weg nach Südwesten, nach dem Kongo,
ein und wurde Okt. 1892, nur noch drei Tagemärsche
von Kibonge entfernt, bei Muomena auf Anstiften
des Araberhäuptlings Said ben Abed ermordet.
Dieser siel im Frühjahr 1893 den Offizieren des
Kongostaates in die Hände und wurde hingerichtet.
Dabei wurde auch der Rest der Habseligkeiten und
das Tagebuch E. P.s erbeutet.
E. P. hat alle Ergebnisse seiner Studien in wert-
vollen Briefen oder in Berichten an Zeitschriften,
besonders in Petermanns "Mitteilungen" nieder-
gelegt. Als Sammelwerk erschienen sie in dem von
Schweinfurth und Ratzel herausgegebenen Buch:
"E. P." (Lpz. 1888). Die Tagebücher E. P.s wäh-
rend seiner letzten Reise wurden in "Westermanns
Monatsheften" (Braunschw. 1892) veröffentlicht. -
Vgl. Vuchta, Der Sudan unter ägypt. Herrschaft
(Lpz. 1888); Stanley, Im dunkelsten Afrika (deutsch
von Wobeser, 2 Bde., ebd. 1890); Iephson, E. P.
und die Meuterei in Aquatoria (deutsch von Wobeser,
ebd. 1890); Schynse, Mit Stanley und E. P. durch
Deutsch-Ost-Afrika (Köln 1890); Volz, E. P.s Ent-
satz (Lpz. 1891); Casati, Zehn Jahre in 'Äauatoria
und die Rückkehr mit E. P., deutsch von Reinhard-
stöttner (2 Bde., Bamb. 1891); Paul Reichard,
Dr. E. P. (Lpz. 1891); Parke, N? pei-Loniil sx-
p6ric;nc68 in Nciuatorial ^ti-ica (Lond. 1892); Vita
Hassan, Die Wahrheit über E. P. (aus dem Fran-
zösischen von Moritz, 2 Bde., Verl. 1893); Stuhl-
mann , Mit E. P. ins Herz von Afrika (ebd. 1894).
Gnnr (arab., d. i. Befehlshaber), im Orient
und in Nordafrika ein Titel der arab. Stamm-
häuptlinge und der angeblichen Nachkommen Mo-
hammeds. (Über diefe letztern s. Scherif und Nakib
el-Eschraf.) Solange die Araber das maßgebende
Volk des Islam waren, spielte der Titel E. eine
große Rolle; die Chalifen nannten sich E. el-
Muminin, E. der Gläubigen, später legten ihre
ersten Minister sich den Titel E. el-Um a ra, E. der
Emire, d. h. Oberemir, bei, und manche außer-
arab. Herrscher ließen sich vorzugsweise E. nennen.
Mit dem nationalen Glänze des Arabertums trat
auch der Titel E. in den Schatten. Die Perser ver-
kürzten dao Wort zu Mir und bildeten aus ihm
Mirza, Fürstensohn, Prinz.
NINI88Ä. IN2.NN (lat.), durch Handschlag.
Emissär oder Emissär (lat.), der von einer
Person oder Partei zu geheimen Zwecken abgesandte
Agent: E. oder Emissarium heißt auch der Ab-
zugskanal eines Sees; berühmt ist namentlich das
Emissarium des Fucinersees (s. Celano) und das des
Albanersees (s. Aldano).
Gmifsarium (lat.), s. Emissär.
Smifsion(lat.,"Hinaussendung"), die erste Unter-
bringung eines bestimmten Betrages einer Anleihe
oder der Aktien eines Aktienunternehmens. Bei
spätern Erhöhungen des Aktienkapitals (s. Grund-