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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdenge - Erdferne
weise zur Kultur zartwurzeligcr Gewächse, sollte
aber immer nur in brockiger Form zur Verwendung
kommen. Eine ganz vorzügliche faserige Heidecrden-
art wird in belg. Gärten unter der Bezeichnung
tei-i-6 üdi-6U86 zur Orchideenkultur verwendet. Die
Moorerde findet man auf sog. Moorwiesen und
Torfmooren; sie ist aus den bei reichlicher Feuch-
tigkeit verwesten Wurzeln der auf Standorten sol-
cher Art in großer Zahl vorkommenden Pflanzen
zusammengesetzt. Vei der Gewinnnng schürft man
vorher die darüberliegende Grasnarbe ab und sam-
melt nur die obere 10-12 cin hohe Schicht. Sie
hat vor der Hcidecrde eine größere wasserhaltende
Kraft voraus, nmß aber vor dem Gebrauche längere
Zeit an der Luft gelegen haben und mit reichlichen:
Ouarzsande vermischt werden. N asenerde ist aus
vegetabilischen und mineralischen Bestandteilen ge-
mischt. Man bereitet sie, indem man auf schwarz-
grundigen, lehmig-sandigen Triften die dichte Gras-
narbe abschält, die Stücke mit dem Grase nach unten
auf Haufen setzt und diese häufig durcharbeitet, bei
dieser Gelegenheit Lauberde und düngende Sub-
stanzen zusetzt und das Ganze mit Jauche übergießt.
Schlammerde wird aus dem Schlamme bereitet,
welcher sich in Teichen und Dorfgräben, die von
vielem Hofgeflügel besucht werdeu, oder in den
Gewässern volkreicher Ortschaften zu Boden fetzt.
Auch sie muß unter öfterm Umstechen atmosphäri-
lischen Einflüssen für längere Zeit ausgesetzt liegen.
Torf, die aus der Zerfetzung von Sumpfpflanzen
im Wasser entstandene faserige, im Alter und in
trocknen: Zustande feste Erdart, wird in der Gärt-
nerei vielfach verwendet. Besonders geschätzt wird
der meist aus verwestem 8png^nuin (f. Sumpf-
moos) bestehende rote braunfchw. Torf, der zur Ver-
mehrung und Aussaat von Farnen und zur Bei-
mischung für Orchideen- und Araceenerdc dient.
Erdarten anorganischer Herkunft kommen in
der Gärtnerei, abgesehen von dem meist humoscn,
mehr oder weniger kalkhaltigen und sandgemischten
Lehmboden des Gemüse- und Blumengartens, sehr
selten für sich, sondern meistens nur als Beimischung
zur Anwendung, höchstens etwa reiner Quarzsand
zur Anzucht von Pflanzen aus Stecklingen. Als
Zusatz für allerlei Erdmischungen, wenn sie von
etwas kompakterer Beschaffenheit sein müssen, be-
nutzt man gern verwitterten Wandlehm, in Ermange-
lung dessen auch gegrabenen Lehm, der 1-2 Jahre
an der Luft gelegen hat und öfter durchgearbeitet
wurde, andernfalls auch Kalkfchutt. Hat man keinen
Quarzsand zur Verfügung, wie er sich am Ufer
mancher Flüsse und Bäche in reichlicher Menge fin-
det, so kann man an seiner Stelle Grubensand be-
nutzen, der aber vorher wiederholt in Wasser durch-
gewaschen werden nmß. Für eine große Zahl von
Gewächsen der Topfkultur genügt eine sog. Normal-
oder Durchschnittserde. Man bereitet sie aus vege-
tabilischen Resten aller Art, Blättern, trocknem
Gezweig, Unkraut, Stroh u. s. w. Man setzt diese
Materialien in Haufen, bringt sie durch Umstechen
von Zeit zu Zeit mit den die chem. Zerfetzung be-
fördernden Atmofphärilien in Berührung, vermischt
sie bei diefer Gelegenheit mit Kalk- und Lehmschutt,
Fluhsand, Asche, Nuß u. s. w. und begießt sie mit
Abwässern aus der Küche oder der Waschküche, auf-
gelöstem Dünger, Jauche und ähnlichen Flüssigkei-
ten. Diese Erde ist somit fast dasselbe wie der
Kompost, und kann durch einen reichlichen Zusatz
von Lehm oder Sand schwerer und dichter oder
leichter und lockerer gemacht werden. Manchen
Pflanzen genügt schon ein Erdreich, das einem stets
reichlich gedüngten und gut gepflegten Gemüsegar-
ten entnommen wurde. - über Eßbare Erden
Erdenge, s. Halbinsel. ^s. d.
Erdfahl, eine Farbe, die, der trocknen Erde
ähnlich, eine Mischung von Grau und Braun ist.
Grdfall, der Einsturz unterirdischer Hohlräume,
die infolge der allmählichen Weglaugung auflös-
lichcr Gesteinsmassen (Gips, Salz, Kalkstein) ent-
standen sind. Solche E. sind deshalb in allen Gips,
Steinfalz, Kalk, Dolomit führenden Gegenden häu-
fige Erfcheinungen, so in Thüringen, am Südwest-
rande des Harzes, im Teutoburgerwald, bei Lüne-
burg u. s. w., nirgends aber großartiger als in dem
Kalksteingebirge von Krain,Illyrien und Dalmatien,
wo durch E. unzählige Dolmen (s. d.) entstanden
sind. Viele solcher Trichter sind von Wasser aus-
gefüllt und so in Seen oder Teiche (Teufelslöcher)
umgewandelt. Den E. analog find die sog. Pingen
(s. d.) der Bergleute.
Erdfarben, diejenigen Mineralfarben (s. d.), die
aus erdigen Mineralien (Färb erden), wie Ocker,
Braunkohle, Graphit, Thon, Kreide, Schwerspat
u. s. w., entweder unmittelbar oder nach dem Bren-
nen dnrch Fcinschlämmen oder Mahlen hergestellt
werden. Als solche E. sind vorzugsweise zu nennen:
Bergblau, Volus, Grünerde, Kreide, Ocker, Schwarz-
kreide, Umbra (s. die Einzelartikel). Die natürliche
Farbe der Farberden wird durch verschiedene Hitz-
grade bei dem Brennen (Rösten), durch Mischen
mit andern Erden, hier und da auch durch den Zu-
satz von Metallozyden vielfach verändert und ab-
gestuft, sodann unter nicht fetten neu erfundenen
Namen oder Hinzufügungen von Ziffern oder Buch-
staben zur Grundfarbe (z. B. Umbra V, Bolus I')
in den Handel gebracht. Vertreten ist diese Industrie
in Deutschland vorzugsweise in Thüringen (Saal-
feld), Provinz Hessen-Cassel und im nördl. Bayern.
Erdferkel, Erdschwein oder Ameisen-
schwein (Oi')ct6i'0pn8), eine zu der Gruppe der
Zahnarmen gestellte Säugetiergattung, welche sich
ihrem innern Bau nach den amerik. Gürteltieren
nähert, während die Lebensweise jener der Ameisen-
bären und Schuppentiere (s. d.) gleicht. Es sind
große, plump und unschön gebaute Tiere mit un-
verhältnismäßig kleinem, schmalem Kopf, langen,
aufrechten, dünnbehaarten Ohren und kurzen, mit
hufartigen Grabkrallen bewaffneten Füßen; die
Vezahnung besteht bloß aus einer nach dem Al-
ter weckfelnden Zahl sehr einfach gebauter Back-
zähne. Die Zunge ist lang vorstreckbar, warzig und
platt bandförmig und wird in derfelben Weise wie
jene der Ameisenbären und Pangoline zur Nah-
rungsaufnahme in den zuvor geöffneten Termiten-
bauten verwendet. Man kennt nur eine Art, das
Kapfche E. (0i'xct6i'opu8 cHp6Q3i8 ^eoF>.; f. Tafel:
Zahnarme SäugetiereI,Fig.4),das 1 m lang
mit 50 oni langem Schwänze wird und ein nächt-
liches Leben führt. Bei Tage gräbt es sich in die
Erde oder verbirgt sich in leeren Termitenbauten;
nachts gräbt es solcke sowie auch Ameisenhügel
auf, um sich der Infassen zu bemächtigen. Nach der
Verbreitung und der damit auftretenden Variabilität
hat man noch Unterarten (Oi-^ctsropuä K6tkiopicu3,
86U6FHwn8i8) unterfchieden. In die zoolog. Gärten
Enropas gelangt das E. äußerst felten. Doch hält es
sich gut und wird ernährt wie der Ameisenbär (s. d.).
Erdferne, s. Apsiden.