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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erdmannsdörffer - Erdödy
reich, der Schweiz und Italien. Sein Kunstsinn
entwickelte sich besonders für die Baukunst der
Alten. Sein eigentlicher Lehrer hierin wurde der
Franzose Wrisseau, der ihm die Kenntnis der an-
tiken Bauten und Ruinen Roms und Südsrank-
reichs erschloß. Er baute den großen Saal im
Schlosse zu Dessau aus, entwarf die Pläne zum
Schloß und Park Würlitz (1769-73), erbaute das
Landhaus Luisium bei Dessau (1777) und für Fried-
rich Wilhelm II. fchmückte er die Wohnzimmer in
Sanssouci und im Schlosse zu Berlin aus. End-
lich baute er, nachdem er 1789 - 90 nochmals mit
dem Erbprinzen von Vraunschwcig Italien bereist
hatte, die Theater zu Dessau und Magdeburg.
Seine Werke atmen den Geist röm. Antike. E. ver-
anlaßte die Gründung der Chalkographischen Ge-
sellschaft, die von 1799 an eine Reihe von Stichen
E.s veröffentlichte. Er starb 3. März 1800. - Vgl.
Rode, Leben E.s (Dessau 1801).
Erdnmnnsdörffer, Bernhard, Historiker, geb.
24. Jan. 1833 in Altenburg, studierte seit 1852 erst
in Jena, dann in Berlin Philologie und Geschichte,
arbeitete 1857 im Archiv und in der Markusbiblio-
thek zu Venedig und habilitierte sich 1858 in Jena.
1859 trat er im Auftrag der Historischen Kommission
in München eine Studienreise nach Italien an, um
in den ital. Bibliotheken und Archiven Materialien
für die Herausgabe der "Deutschen Reichstagsatten"
zu sammeln. Nach seiner Rückkehr habilitierte er
sich an der Universität zu Berlin. Von 1863 bis
1870 war er zugleich Lehrer der Geschichte an der
Kriegsakademie, 1869 wurde er zum außerord. Pro-
fessor in Berlin ernannt, ging 1871 als ord. Professor
nach Greifswald, 1873 nach'Breslau, 1874 nach Hei-
delberg, wo er seitdem thätig ist. Er schrieb: "v6
oonnuLlcio Hiioä iut^r Venowä 6t 66rni3.ujH6 civi-
t2.t68 K6V0 insäio intoi'0688it" (Lpz. 1858), "Herzog
Karl Emanuel I. von Savoyen und die deutsche
Kaiserwahl von 1619. Ein Beitrag zur Vorge-
schichte des Dreißigjährigen Kriegs" (ebd. 1862),
"Graf Georg Friedrich von Waldeck; ein preuß.
Staatsmann im 17. Jahrh." (Berl. 1869), "Das
Zeitalter der Novelle in Hellas" (ebd. 1870), "Deut-
sche Geschichte vom westfäl. Frieden bis zum Re-
gierungsantritt Friedrichs d. Gr. 1648 - 1740"
(in Onckens "Allgemeiner Geschichte in Einzeldar-
stellungen" , 2 Bde., ebd. 1890-93; 1894 mit dem
Verdunpreis gekrönt) und gab in dem Werk "Ur-
kunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kur-
fürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg" Bd. 1,
4, 6, 7, 8, die "Polit. Verhandlungen" Bd. 1-5
(ebd. 1864-84) sowie ferner mit Obfer die "Polit.
Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden 1783-
1806" (Bd. 1-3, Heidelb. 1888-93) heraus.
Grdmaft, Untermast, die Nahrung, die das
Schwarzwild aus der Erde bricht (nimmt).
Grdmaus, s. Wühlmaus. ^sung.
Grdmessung, internationale, s. Gradmes-
Grdmetalle, diejenigen metallischen Elemente,
deren Oxyde und Oxydhydrate Erden (s. d.) genannt
wurden. Früher bildete man aus denselben eine
besondere Gruppe von Metallen, zu der man das
Aluminium, Beryllium, Cerium, Didym, Lanthan,
Mtrium und Zirkonium rechnete. Da indessen diese
Metalle teilweise ganz verschiedenen Elemcntar-
familien (s. d.) angehören, so ist der Name E. jetzt
Grdmilbe, s. Sammetmilbe. ^bedeutungslos.
Erdmörser, eine im Erdboden durch schräges
Eingraben eines Fasses hergestellte Art Mörser.
Auf die Pulverladung wurde ein Hebefpiegel (s. d.)
gelegt und auf diefen Steine gepackt, welche 200 bis
400 m weit geschleudert wurden. Zuerst wurden sie
von den Schweden bei der Belagerung von Kon-
stanz 1633 gebraucht. Der Schuß aus dem E. hieß
Erd Wurf. Später wurden dafür Steinmörfer ein-
Grdnähe, s. Apsiden. geführt.
Grdnutz, s. ^i-H^i8.
Grdnußkuchen, die beim Pressen der Erdnüsse
verbleibenden Rückstände, ein wertvolles Viehfutter,
im geschälten Zustande über 43,2 Proz. Protemstosfe,
6,7 Proz. Fett und 24,4 Proz. stickstoffhaltige ver-
dauliche Extraktstofse enthaltend (s. Erdnußöl).
Erdnußöl, Arachisöl, das durch Pressen der
Erdnüsse (s. ^.rH(M8) gewonnene fette Öl. Farblos
(kalt gepreßt) bis gelblich, von angenehmem Ge-
schmack; fpec. Gewicht 0,9i6 bis 0,920, erstarrt bei
-3° bis -7° (I Das E. besteht zum größten Teil
aus den Glyceriden der Palmitin-, Hypogäa- und
Arachinsäure. Man verwendet es als Speiseöl,
Vrennöl und zur Seifenfabrikation. Die bessern
Sorten kommen als Tafelöl (Kronentafelöl) in den
Mandel. - Vgl. Venedikt, Analyse der Fette und
Wachsarten (2. Aufl., Verl. 1892).
Grdö- (ungar., d.h. Wald), häufig in zusammen-
gesetzten Namen von Ortschaften in Ungarn und
Siebenbürgen.
Grdöd, Groß-Gemeinde und Hauptort des
Stuhlbezirks E. (26 519 E.) im ungar. Komitat
Szatmar, 18 km im S. von Szatmär Mmeti,
am Fuße des Bükkgebirges, hat (1890) 2671 kath.
deutsche, magyar. und rumän. E., Post, Sparkasse,
schöne got. Kirche, Musterwirtschaft der grast. Fa-
milie Kärolyi mit ausgezeichneter Pferdezucht, eine
Glashütte und große Kalkbrennerei.
Grdödy, ungar. Grafengeschlecht, das nach der
wahrscheinlichsten Annahme von Nikolaus Vakacs,
einem Bruder des Kardinal-Erzbischofs Thomas
Bakacs, abstammt und das Prädikat "de Erdöd"
nach seinem Heimatsort im Szathmärer Komitat
angenommen hat. Jedenfalls verdankt die Familie
diesem Erzbischof ihr Emporkommen und ihren
Reichtum. Als sie später die Besitzung Monyorö-
kerek (d. i. Eberau) im Eisenburgcr Komitat er-
hielt, nannte sie sich E. von Monyorökere'k. Bis
auf Peter (gest. 1566), der mit dem Prädikat
"von Monyohlö" 1565 in den Grafenstand erhoben
wurde, führte die Familie den Titel Freiherren
von Monyorökere'k. Gegenwärtig blüht das Ge-
schlecht in zwei Linien, von denen die ältere in zwei
Stämme zerfällt; eine dritte Linie erlosch 1824 mit
dem Grafen Joseph III., ungar. Hofkanzler.
Bekannte Mitglieder des Gefchlechts sind: N i kl a s
(Nikolaus) E., Banus von Kroatien, enthüllte im
März 1670 die Verschwörung der Grafen Peter
Zrinyi (s. d.) und Fnmgipani (s. d.), wurde 1687
Banns von Kroatien und erfocht 1691 bei Kostainitza
einen glänzenden Sieg über die Türken. - Johann
Nepomuk E. (geb. 1794, gest. 1879), k. k. Käm-
merer, Erbobcrgespan von Warasdin, königl. Statt-
haltcreirat, 1848 Gouverneur von Fiume, war An-
hänger der ungar. Revolution und Gegner der kroat.
Ansprüche und als ausgezeichneter lat. Redner be-
kannt. - Alexander E., geb. 10. Aug. 180l,
zeichnete sich auf den ungar. Landtagen 1839/40
und 1843/44 als oppositioneller Redner aus; 1848
bot ihm Graf Ludwig Batthyänyi das erledigte
Ministerporteseuille um die Person des Monarchen
an, das der Graf jedoch ablehnte. Er zog sich dar-