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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erebos - Erek
Grkbos, bei Homer der finstere Aufenthalts-
ort der Schatten der Toten unter der Erde; bei
Hesiod ist E. ein mythisches Wesen, der Sohn des
Chaos (s. d.), der mit seiner Schwester, der Nacht,
den Äther und den Tag zeugte.
Gröbus, thätiger Vulkan auf dem antarktischen
Küstengebiet Victoria-Land, in 77'// südl.Br. und
in 107" östl. L. von Greenwich, der sich 3770 in er-
bebt, wäkrcnd unfern von ihm der scheinbar er-
loschene Mount-Terror 3317 in erreicht. Beide
Vulkane wurden 1841 von James Roß mit seinen
beiden Schissen E. und Terror entdeckt und das
Festland, welchem dieselben vermutlich angehören,
Victoria-Land (s. d.) benannt.
Eröbns und Terror, Namen zweier Schiffe,
mit denen Sir James Clarke Roß (s. d.) 1839-43
nach dem Südlichen und Sir John Franklin (s. d.)
1845 nach dem Nördlichen Eismeer Entdeckungs-
fahrten unternahmen.
Eröbusbank, von James Roß nach seinem
Schiffe Erebus benannte große gefährliche Bank
schwarzen Sand- und Felsbodens, die er Mai 1840
bei der Kerguelen-Insel im Indischen Ocean ent-
Grec, s. Erek. "eckte.
der Tempel der Athena Polias (Stadtbeschützerin)
auf der Akropolis in Athen (f. Plan: Das alte
Athen, Bd. 2, S. 24) deshalb genannt, weil er
zugleich dem Poseidon-Erechtheus heilig war. Der
alte Tempel wurde 480 v. Chr. von den Persern
zerstört; der Wiederaufbau im attisch-ion. Stil be-
gann wohl schon unter Perikles, ward aber erst
nach 409 völlig beendet. Bis in das 17. Jahrh,
n. Chr. im wesentlichen erhalten, wurde ihm wie
dem Parthenon (s. d.) die Belagerung Athens durch
die Venetianer verderblich. Doch steht auch jetzt
das meiste noch aufrecht. Das E. lag auf unebenem
Boden und hatte außer der einen östlichen von
Säulen getragenen Vorhalle, mit welcher es eine
Länge von 20 in, eine Breite von 11 in hatte,
an seinem hintern tiefer gelegenen wcstl. Ende
eine Vorhalle im Norden und eine von Karyatiden
getragene (s. Tafel: Griechische Kunst I, Fig. 7)
im Süden. Ebenso zerfiel das Tempelhaus in meh-
rere Räume: das Heiligtum der Athena, einen
tiefer gelegenen, der dem Pofeidon und Erechtheus
geweiht war, und einen mit Mauern eingefaßten
Raum, der das Heiligtum der Pandrosos enthielt.
In diesem stand der Altar des Zeus Herkeios und
der Olbaum der Athena, den sie nach der Sage im
Wettstreit mit Poseidon um den Besitz von Attika
hervorsprießen ließ. Die angeblichen Spuren des
Stoßes, durch den Poseidon in jenem Streit einen
Salzquell auf der Burg hervorgerufen hatte, hat
man unter der Nordhallc des E. wicdcr aufgefun-
den. Die Architektur, namentlich an der Thürein-
fassung, an den Säulenkapitälen und an den Kas-
settendeckcn ist von großer Feinheit der Ausführung.
Von dem Skulpturcnfchmuck des Friefes sind nur
wenige Reste erhalten. - Vgl. Vötticher, Bericht
über die Untersuchungen auf der Akropolis (Berl.
1803); Julius, Das E. (Münch.1878); Fergusson,
Das E. (Lpz. 1880); Michaelis und Borrmann in
den "Mitteilungen des Archäologischen Instituts
in Athen" (Bd. 2,1877, und Bd. 6,1881); Bötticher,
Die Akropolis von Athen (Berl. 1888).
Grechtheus, nach der ursprünglichen Sage
identisch mit Erichthonios (s. d.), attischer Heros,
dessen Mythus mit dem der Athene und mit der
ältesten Bebauung des Bodens Attikas in der
engsten Verbindung steht. Homer kennt nur einen
E., welcher Sohn der Erde war und von Athene
in ihrem Tempel zu Athen auferzogen wurde; die
spätere Sage kennt mehrere Heroen dieses Namens,
zunächst den E. oder Pandion, Sohn des Erichtho-
nios und Vater der Zwillinge E. und Vutes, von
denen jener die Herrschaft, dieser das Priestertnm
der Athene erhielt. Die Schwestern der Zwillinge
waren Prokne und Philomela. Von dem Thrakier
Enmolpos, der in Attika eingefallen war, oder nach
andern von den Eleusiniern und dem von diesen zu
Hilfe gerufenen Eumolpos (s. d.) bekriegt, erhielt
E. vom Orakel die Weisung, er werde siegen, wenn
er eine seiner Töchter opfere. Er opferte die jüngste
oder älteste Tochter, worauf die übrigen sich selbst
töteten. Hierauf fchlug er die Feinde, wobei Eumol-
pos fiel; er selbst aber wurde von Poseidon, dem
Vater des Eumolpos, oder auf Bitten des Poseidon
von Zeus getötet. Die Sage von dem Kampf des
E. mit Eumolpos hat Euripides in einer verlorenen
Tragödie behandelt. Auf erhaltenen Bildwerken ist
namentlich die Übergabe des kleinen Erichthonios
durch Ge an Athene dargestellt. - Vgl. E. Cnrtius
in der "Archäolog. Zeitung", Bd. 30 (1872); Flasch
in den "^.nnHii ä6l1'In8tituto", 1877.
Grechthiden, die Nachkommen des Erechtheus
(s. d.), im weitern Sinne alle Athener.
Nrootis ÄiFitis (lat.), mit aufgehobenen Fin-
gern (wie bei dem Eid).
Gregli. 1) E. oder Herakli, Stadt im San-
dfchak Rodosto des türk. Wilajets Adrianopel, am
Marmarameer, auf einer vorspringenden flachen
Halbinsel, mit 2000 E., meist Fischern. Der Hafen ist
ziemlich gut und sicher, aber gröftern Fahrzeugen
nicht zugänglich. E. ist das alte Perint hos,
unter dessen Ruinen die Reste eines Amphitheaters
hervorragen. - 2) E., von den Türken zum Unter-
schiede von andern gleichnamigen Orten auch
Benderegli (Zenäer Ni-6gli), von den Griechen
Herakly genannt, Stadt im asiat.-türk. Wilajet
Kastamuni, Sandschak Boli, am Schwarzen Meere,
zwischen dem Ausfluh des kleinen Flüßchens Kili-
dji-su und dem die Reede beschützenden Vorgebirge
Baba, hat etwa 4000 E., einen gegen die meisten
Winde (mit Ausnahme der westlichen) gut gedeckten
und den größten Fahrzeugen zugänglichen Anker-
platz. Mehrere Kilometer landeinwärts liegt ein
allsgedehntes Steinkohlenbecken, das größte im
Osmanischen Reiche, dessen Kohlen denen von New-
castle an Güte nahe kommen. E. ist das Ilkillclea
i'oQtica der Römer (s. Heraklea), von dem noch
einige Ruinen vorhanden sind.
Grek (d. i. Eorik, vielleicht eine sagenhaste Er-
innerung an den Westgotenkönig dieses Namens),
der Held einer Ritterdichtung, die nach bretoni-
scher Quelle zuerst Chritien de Troyes in franz.
Versen, und frei nach diefem Muster bald nach
1190 Hartmann von Aue deutsch bearbeitete. E.
erwirbt die schöne Enite, die Tochter eines armen
Ritters, im Turnier und vermählt sich mit ihr, "ver-
liegt" sich aber in unthätigem Leben. Durch ein
Selbstgespräch Enitens, die darüber trauert, zum
Bewußtsein gebracht, zieht er, von Enite begleitet,
auf Abenteuer aus, verbietet ihr aber, mit ihm zu
sprechen, ein Verbot, das sie immer übertritt, wo sie
ihn vor Gefahren zu warnen hat; jedesmal wird
sie hart von ihn: gescholten. Endlich siegt ihre Treue
über seinen Zorn.