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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferdinand II. (Großherzog von Toscana) - Ferdmandea
tus V. zu Nom eine einflußreiche Stellung eiu. Nach
dem Tode seines Bruders Franz I. (s. d.) übernahm
er die Negierung von Toscana und heiratete nach
Nicderlegung der Kardinalswürde Christine von
Lothringen, eine Enkelin Katharinas de' Medici,
25. April 1589, welche ibm sieden Kinder schenkte.
Die bedeutenden, von Franz I. angesammelten
Mittel verwandte er zur Hebung des Landes und
Verschönerung seiner Städte Florenz, Pisa, Livorno.
Mit sester Hand schuf er Ordnung; 1591 ließ er den
von Spanien gegen ihn unterstützten Briganten-
führer Alfonso Piccolomini bangen und machte auf
dem Meer seine Flagge geachtet durch die Angriffe
der Ritter von San Etefano auf Famagusta in Cy-
pern (1607) und Bona in Algier (1608). Gegenüber
dem span. Übergewicht in Italien unterstützte F. im
Einverständnis mit NomHeinrich IV. von Frankreich
mit beträchtlichen Summen gegen die spanisch ge-
sinnte Ligue. Ihren Bund befestigte Heinrichs IV.
Heirat mit Maria de' Medici, der Tochter Franz'I.
Seine staatsmännische Klugheit verschaffte F. den s
(allerdings vorübergehenden) Besitz von If, Po-
megues und Saluzzo, den dauernden von Piti-
gliano und von Siena als span. Lehn. Er starb
7. Febr. 1609. Sein Nachfolger war Cosimo II.
Ferdinand II., de' Medici, Grohherzog von
Toscana, geb. 14.Iuli 1610, folgte seinem Vater
Cosimo II., zuerst (1621-28) unter der schwachen
Vormundschaft seiner Mutter und Großmutter. F.,
mit Vittoria della Novere (gest. 1694) verlobt, ver-
lor Urbino infolge der Abtretung desselben an
Urban VIII. (1621) durch Maria Francesco della
Novere und mußte sich mit der Auslieferung des
Allodialgutes bei feiner Heirat (1631) begnügen.
Toscana selbst wurde durch den Mantuaniscken Erb-
folgekrieg mit dem Elend des Dreißigjährigen
Krieges bekannt, mit der Einlagerung verwilderter
Soldateska und einer Pest, die in und um Florenz
in 13 Monaten 12000 Menschen wegraffte. Den
gesunkenen Handel und Wohlstand vermochte aber
F. allmählich wieder zu heben, namentlich in den
FriedensJahren seit 1649, nachdem er schon in dem
Kriege um Castro (1641-44), verbündet mit Modena
und "Venedig, kräftig für Parma hatte eintreten
können. Sein eigenes Land rundete er ab durch den
Kauf von Pontremoli. In dem Streit zwischen
Ludwig XIV. und der Kurie (1664) machte er den
Vermittler und unterstützte 1668 die Unternehmung
Venedigs gegen Candia. Er starb 24. Mai 1670.
F. war ein schlauer Politiker, Begünstiger der Wissen-
schaft und Kunst, aber ziemlich leichtlebig. Sein
Nachfolger wurde fein älterer Sohn Cofimo III.
Ferdinand III., Joseph Johann Baptist, Groß-
herzog vonToscana und Erzherzog von Osterreich,
geb. 6. Mai 1769 in Florenz, zweiter Sohn Kaiser
Leopolds II., folgte diefem 2. Juli 1790 als Groß-
herzog von Toscana. Als Freund des Friedens
beobachtete er strenge Neutralität in dem Kriege gegen
die Französische Nepublik und war der erste Souve-
rän, der dieselbe anerkannte und mit ihr in diplomat.
Verbindung trat. Er wurde jedoch durch Rußland
und England gezwungen, 1793 der Koalition gegen
Frankreich beizutreten, schloß aber schon 9. Febr.
1795 Frieden und rettete durch den Vertrag von 1797
unter sehr mißlichen Umständen die Neutralität
seines Landes. Doch mußte er sich, als die Pläne
Frankreichs in Bezug auf Italien immer llarer
hervortraten, wieder dem Wiener Hofe nähern, was
Frankreich Veranlassung gab, ihm im März 1799
den Krieg Zu erklären. Er flüchtete infolgedessen nach
Wien. Im Frieden zu Luniville 1801 mußte er
auf Toscana Verzicht leisten. Als Entschädigung
erhielt er durch den Vertrag zu Paris (26. Dez.
1802) das neugeschaffene Kurfürstentum Salzburg.
Allein scholl im Preßburger Frieden 1805 mußte
er seinen Kurstaat an Österreich und Bayern abtreten
und erhielt dafür Würzburg, auf das die Kurwürde
übertragen und das infolge feines Veitritts zum
Nheinbunde zum Grohherzogtum erhoben wurde.
Der erste Parifer Frieden gab ihm 1814 das Groß-
herzogtum Toscana zurück, dem der Kongreß zu
Wien noch den Stato degli Presidii und die Lan-
des- und Lehnshoheit über das Fürstentum Piom-
bino hinzufügte. Noch einmal mußte F. seine Resi-
denz verlassen, als Murat 1815 Italien unabhängig
machen wollte und gegen Österreich zu Felde zog;
doch schon 20. April 1815 konnte er nach Florenz
zurückkehren. Er war in erster Ehe vermählt mit
Luise, der Tochter des Königs beider Sicilien, Fer-
dinands I., die zu Wien 1802 starb. 1821 vermählte
er sich mit der Prinzessin Marie, der Tochter des
Prinzen Maximilian von Sachsen. F. starb 18. Juni
1824, und ihm folgte in der Negierung fein einziger
Sohn Leopold II. - Vgl. Erzherzog F. III., Groß-
herzog von Toscana, als Kurfürst von Salzburg
(Salzb. 1878).
Ferdinand IV., Großherzog von Toscana,
geb. 10. Juni 1835, Sohn Leopolds II. und der
Prinzessin Marie Antonie, Tochter Franz' I., Königs
beider Sicilicn, nahm nach der Thronentsagung
seines Vaters 21. Juli 1859 den großherzogl. Titel
an und protestierte 26. März 1860 von Dresden
aus gegen die Einverleibung Toscanas in Sardi-
nien (f. Italien). F. vermählte sich 24. Nov. 1856
mit Anna, Tochter des Königs Johann von Sach-
sen, und nach deren 10. Febr. 1859 erfolgten: Tode
11. Jan. 1868 mit Alice, Tochter des Herzogs
Karl III. von Parma; aus dieser zweiten Ehe ent-
stammen 5 Söhne und 4 Töchter. Der Grohhcrzog
lebt teils auf einer Villa bei Lindau am Bodensce,
teils in Salzburg.
Ferdinand Wilhelm,I5rinz von Württem-
berg-Neustadt, geb. 12.^cpt. 1659, trat jung in
dän. Kriegsdienst, kämpfte 1681 - 87 im kaiserl.
Dienste gegen die Türken und Franzosen, befehligte
1690 in Irland die König Wilhelm III. zu Hilfe
gesendeten dän. Truppen, führte diefe 1692 nach
Holland gegen die Franzofcn und zeichnete sich an
deren Spitze in den Schlackten bei Stccnkerken
(3. Aug. 1692) und bei Neerwinden (29. Juli 1693)
aus, worauf er zum General der Infanterie und
Oberst der Leibbrigade ernannt wurde. 1694 ver-
teidigte er Nieuport gegen die Franzofen, kämpfte
1695 mit Auszeichnung vor Namur, dessen Fall
großenteils ihm zu verdanken war, und wurde nach
dem Nyswijker Friedensschlüsse Gouverneur des Hol-
land. Flanderns. F. W. trat 1698 in poln. Dienst,
wo er unter August II. als Generalfeldmarschall
den Oberbefehl über das sächs.-poln. Heer in der
Ukraine übernahm und durch eine Reihe glücklicher
Operationen den Türken einen Teil von Podolien
entriß. 1700 führte F. W. in Holstein den Oberbefehl
gegen die Schweden, kehrte dann nach Holland
zurück und starb daselbst 7. Juni 1701 zu Sluys.
Ferdinandca, eine 1831 mitten im Sicili-
schen Meere durch unterseeische Eruption aufge-
schüttete, doch bald wieder verschwundene Insel,
war etwa 60 ^m von Sciacca gelegen. Ein Auf-